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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wenigen Male, die ich sie gesehen hatte, hatte ich das Gefühl gehabt, daß sie überfordert war. Troy war sehr klug für sein Alter und hatte bereits Mittel und Wege gefunden, wie er sie überlisten und seinen Willen bekommen konnte. An ihrer Haltung, als sie jetzt neben ihm stand, während er einen Schneemann baute, konnte ich erkennen, daß sie bemüht war, ihn wieder ins Haus zu locken.
    Aber ich sah auch an seinem gebannten Gesichtsausdruck, daß er viel zu sehr in seine Beschäftigung vertieft war, um sie auch nur zu hören. Es war derselbe Ausdruck, den ich auf seinem Gesicht gesehen hatte, als er und ich die Bilder ausgemalt hatten, die er gezeichnet hatte: Die Augen blickten starr, und sein Gesicht war so unbeweglich wie das einer Statue aus Granit. Er war mit den Einzelheiten des Gesichts beschäftigt und formte mit dem Rücken eines Silberlöffels die Züge seines Schneemanns.
    »Leigh!« rief er in dem Moment, in dem ich ausstieg. »Komm her, und sieh dir meinen Schneemann an. Komm, schau.«
    »Du mußt sofort nach oben gehen und dich umziehen«, warnte mich Mama. Mrs. Walker war mit Miles zum Kofferraum gegangen, um unsere Kleidung zu holen. Curtis kam bereits die Treppe herunter, um mitzuhelfen.
    »Das ist der schönste Schneemann, den ich je gesehen habe«, sagte ich zu Troy. Er richtete sich stolz auf und warf einen Blick auf Mrs. Hastings, die ihre Hände so tief in ihre Taschen gegraben hatte, daß es aussah, als würden die Taschen demnächst abreißen. »Aber jetzt müssen wir alle ins Haus gehen und uns auf die Generalprobe für die Hochzeit vorbereiten. Du auch«, fügte ich hinzu, und bei jedem Wort, das ich sagte, wurden Mrs. Hastings’ Augen freundlicher und wärmer. »Du mußt den Bräutigam zur Trauung führen, vergiß das nicht.«
    »Ich weiß. Tony hat es mir schon gesagt. Ich muß die Ringe tragen.«
    »Dann komm schon. Ziehen wir uns um. Später gehen wir dann raus und spielen im Schnee.«
    »Versprochen?«
    »Ja.« Ich hielt ihm die Hand hin. Er nahm sie schnell, und wir folgten Mama und Mrs. Walker ins Haus. Mrs. Hastings, die direkt hinter uns herlief, lächelte strahlend.
    Die Hochzeit sollte in der großen Eingangshalle stattfinden. Mama würde die Treppe herunterkommen, wenn der Klavierspieler den Brautmarsch spielte, und alle würden gezwungen sein, zu ihr aufzublicken und sie wie einen Engel herabsteigen zu sehen. Direkt unter der Treppe sollte der Geistliche seinen Platz beziehen, und dort würden Tony und der kleine Troy sie erwarten. Gepolsterte Klappstühle für die Gäste wurden bereits in die Halle getragen. Tony hatte Mama erzählt, das sei die vierte Hochzeit, die hier abgehalten wurde. Sein Urgroßvater, sein Großvater und sein Vater hatten alle auf Farthy geheiratet. Diese Halle hatte eine würdige Tradition, und die großen Porträts von Tonys Vorfahren blickten auf sie herab, wenn er und Mama einander die Liebes- und Treueschwüre ablegten.
    Tony kam aus seinem Arbeitszimmer, sobald ihm unsere Ankunft gemeldet wurde. Er trug seine Smokinghose und ein weißes Hemd ohne Krawatte und mit offenen Ärmeln. Zum erstenmal sah ich ihn in so legerer Kleidung. Aus irgendwelchen Gründen erinnerte er mich in dieser Aufmachung noch mehr an einen Filmstar – er wirkte so forsch und so flott.
    Mir paßte es nicht, daß Tony derart gut aussah. Daddy war kein häßlicher Mann, aber er war soviel älter, und sein Gesicht hatte Falten und war von den Stunden, Tagen und Monaten auf der See verwittert. Er sah nicht so schick aus; er hatte nie etwas von einem Filmstar gehabt, aber deshalb liebte ich ihn kein bißchen weniger. Wenn Mama und Tony nebeneinander standen, zogen sie die Aufmerksamkeit aller auf sich. Es war, als seien sie vom Titelblatt einer Kinozeitschrift für ihre Fans heruntergestiegen. Es war schmerzlich für mich, zugeben zu müssen, daß sie aussahen, als seien sie füreinander bestimmt. Dadurch schien mir Daddy in immer weitere Ferne zu entschwinden und dort zu erlöschen wie ein Stern, der vor einer Million Jahren sein letztes Licht ausgesandt hatte. Ich wünschte mir sehnsüchtig, eines Tages einen Mann wie ihn zu heiraten, mit dem einen Unterschied vielleicht, daß er nicht ganz so besessen von seiner Arbeit war.
    »Liebling.« Tony nahm Mamas Hände und küßte sie kurz auf die Lippen. Er lächelte und sah sie schelmisch an. »Bist du bereit für die Generalprobe?«
    »Natürlich.«
    »Deine Garderobe ist für dich vorbereitet.« Er wandte sich an mich.

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