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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ziemlich knifflig, allein damit zurechtzukommen. Unwillig schlüpfte ich in die passenden Schuhe und machte mich auf den Weg zu Mamas Suite, weil ich mir von ihr helfen lassen wollte, doch als ich aus meinem Schlafzimmer kam, lief ich Tony direkt in die Arme. Er hatte sich die Krawatte umgebunden, die Manschettenknöpfe und Kummerbund angelegt, trug aber noch nicht seine Smokingjacke. Ich wich verblüfft zurück und preßte das Oberteil an mich.
    »Entschuldige, wenn ich dich erschreckt habe, aber deine Mutter hat mich gebeten, nachzusehen, wie du zurechtkommst.«
    Einen Moment lang konnte ich nichts darauf erwidern; der Atem stockte in meiner Kehle. Wie lange hatte er schon vor meiner Schlafzimmertür gestanden? Konnte es sein, daß er zurückgekommen war und mich dabei beobachtet hatte, wie ich mich selbst im Spiegel betrachtet hatte? Und warum hatte Mama ihn geschickt? Daddy hatte sie nie geschickt, wenn es um so etwas ging.
    »Ich… ich bin gerade auf dem Weg zu ihrer Suite, damit sie mir hilft, den Reißverschluß zuzumachen«, sagte ich und stürmte los.
    »Dabei kann ich dir doch helfen. Das ist doch der Grund, aus dem schöne Frauen Männer in ihrer Nähe dulden… damit wir ihnen solche Dienste leisten.« Er legte seine Hände auf meine Schultern, um mich zurückzuhalten, als ich an ihm vorbeilaufen wollte. Ich spürte eine Woge glühender Hitze in meinen Nacken aufsteigen. Falls er meine Verlegenheit bemerkt hatte, zeigte er es nicht. »Jetzt zeig mal her… ach, das geht doch ganz einfach.«
    Er zog den Reißverschluß langsam hoch, und als er ihn ganz hochgezogen hatte, drückte er mir schnell einen Kuß aufs Haar.
    »Erledigt«, erklärte er. »Kann ich dir sonst noch bei irgend etwas helfen?«
    »Nein«, sagte ich eilig, so eilig, daß er breit grinste, und seine Augen lachten. Ich erlaubte mir, ihm kurz in die Augen zu sehen, ehe sich mein Blick wieder verlegen auf den Boden senkte. »Ich muß mich jetzt frisieren«, sagte ich und zog mich wieder in mein Schlafzimmer zurück. Ich setzte mich vor die Frisierkommode, um zu Atem zu kommen. Als ich mich im Spiegel ansah, stellte ich fest, daß meine Hände immer noch das Mieder gegen meine Brust preßten, obwohl das gar nicht mehr nötig war. Ich ließ meine Hände sinken, sah wieder zur Tür und rechnete fast damit, ihn dort stehen zu sehen.
    Aber er war fort.
    Ich versuchte, meine Gefühle zu ordnen. Es waren so viele verschiedene, und ich wollte versuchen, sie zu verstehen. Ich haßte es, wie er mit mir sprach und sich wie ein Vater zu geben versuchte, und ich zuckte zusammen, wenn er mich aufs Haar küßte, aber ich mußte mir eingestehen, daß ich ein angenehmes Prickeln in meinem ganzen Körper spürte, wenn seine Hände meine Schultern berührten oder wenn seine Lippen mein Haar streiften.
    Und seine Augen! Als er mich angesehen hatte, war das Blau seiner Augen strahlender als sonst gewesen. Oh, bei einem Mann, der so raffiniert wie Tony war, mußte ich vorsichtig sein, dachte ich. Ich mußte mir mehr Gedanken darüber machen, was meine Augen eventuell verraten konnten. Schließlich war er der Mann, der Mamas Herz für sich gewonnen hatte.
    Und doch sah ich immer wieder seine zarten blauen Augen und sein schönes Gesicht vor mir, wie er mich um Verständnis und Liebe anflehte und bettelte, ich solle in ihm meinen neuen Daddy sehen. Wie hätte ich je in einem so jungen Mann einen Daddy sehen können, und wenn er je dahinterkommt, wie alt Mama wirklich ist, wird er sich ganz schön dumm vorkommen, dachte ich.
    Das Leben, das einst so einfach und erfreulich wie in den Geschichten in Kinderbüchern gewesen war, war jetzt so kompliziert und hart. Ich haßte es, hier zu sein, ich haßte es! Ich haßte es, in diesem Kleid zu stecken und mich für diese Probe herzurichten, ich haßte die Vorstellung, Brautjungfer bei der Hochzeit meiner eigenen Mutter sein zu müssen, ich haßte dieses Haus und die Hausangestellten und das ganze Anwesen und…
    »Hallo. Bist du schon fertig?«
    Als ich mich umdrehte, sah ich den kleinen Troy in seinem Smoking und mit der winzigen schwarzen Krawatte und ordentlich gebürstetem Haar in meiner Schlafzimmertür stehen. Er trug einen goldenen Siegelring an der linken Hand und sah aus wie eine Miniaturausgabe seines gutaussehenden und eleganten großen Bruders. Meine ganze Wut verrauchte.
    »Fast«, sagte ich.
    »Tony sagt, wir können unsere ›guten‹ Kleider wieder anziehen, sowie die Probe vorbei ist«, erzählte mir Troy

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