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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Atem auf meiner Stirn spürte und sein Rasierwasser roch.
    »Ich hoffe, daß du hier glücklich werden kannst, Leigh. Das ist mir fast so wichtig, wie deine Mutter glücklich zu machen«, sagte er mit zarter Stimme. Er verstummte, als ich ihn anstarrte.
    Ich hätte ihn am liebsten angeschrien. Ich hätte am liebsten eine Antwort darauf verlangt, wie er von mir erwarten konnte, glücklich zu sein. Er hatte das Herz meiner Mutter für sich gewonnen und meinem Vater alles genommen, und damit hatte er die einzige Familie, die ich je gehabt hatte, zerstört. Daddy zog jetzt irgendwo in der Weltgeschichte herum und war verwirrt und traurig über Geschehnisse, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ereignet hatten. Mit seinem guten Aussehen und seinem Familiennamen hatte Tony meinem Vater meine Mutter weggenommen, und jetzt überhäufte er mich mit allem erdenklichen Luxus, als sei das alles, was nötig war, damit er mir so wichtig wie mein Vater wurde. Ich ballte die Hände, die an mir herunterhingen, zu Fäusten und löste sie wieder, um ihm nicht ins Gesicht zu schlagen, denn gerade in diesem Augenblick mußte ich ihn wohl mehr als je zuvor gehaßt haben.
    Tony sah mir weiterhin in die Augen. Ich glaube, er entdeckte die rasende Wut, die direkt unter der Oberfläche verborgen war, denn sein Gesicht wurde weicher, und er wich zurück.
    »Ich weiß, daß es im Moment nicht leicht für dich ist, aber ich werde versuchen, eine Beziehung zu dir zu schaffen. Es wird eine Weile dauern, das weiß ich selbst, aber ich hoffe, daß du mit der Zeit mehr als nur einen Stiefvater in mir siehst. Ich möchte außerdem dein Freund sein.«
    Ehe ich etwas darauf erwidern konnte, hörten wir ein Klopfen an der Tür zur Suite. Es war Mrs. Walker, die mein Kleid, meine Schuhe und die Unterwäsche brachte, die ich bei der Probe tragen sollte. Ich hörte auch Mamas Stimme draußen im Korridor, als sie den Leuten auf dem Weg in ihre Suite Anweisungen erteilte.
    »Ja, ja«, sagte Tony, der sich über die Störung ärgerte. »Bringen Sie alles ins Zimmer.« Er wandte sich wieder an mich. »Wir werden später noch darüber reden. Wir haben jede Menge Zeit, um miteinander zu reden und uns näher kennenzulernen. Falls du das zuläßt.« Er wandte sich ab und ging.
    »Was für ein hübsches Zimmer!« rief Mrs. Walker aus. Sie legte meine Kleidungsstücke aufs Bett und drehte sich im Kreis. »Sie haben wirklich großes Glück, daß Sie hier leben dürfen.«
    »Danke, Mrs. Walker, aber daran, wie wir in Boston leben, ist wirklich nichts auszusetzen«, sagte ich mit scharfer Stimme. Sie sah mir ins Gesicht und ging, um Mama behilflich zu sein.
    Ich stand allein da und starrte alles an. Das würde meine neue Welt sein, der Ort, an dem ich denken, träumen und hoffen würde, der Ort, an dem ich weinen und lachen würde, an dem ich einsam und traurig sein und vielleicht eines Tages wieder glücklich werden würde. Ich liebte und haßte diese Räumlichkeiten gleichzeitig.
    Daddy würde nie durch diese Tür kommen, um mir gute Nacht zu sagen oder mich zu begrüßen, wenn er nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam. Auf gewisse Weise war ich froh, daß er diese Suite nie sehen konnte. Es hätte ihn traurig gemacht, weil er geglaubt hätte, all dieser Reichtum hätte ihm auch mich genommen.
    Ich wollte nicht zulassen, daß ich über alldem Daddy vergaß. Auf der langen Frisierkommode wollte ich all meine gerahmten Fotografien nebeneinander aufstellen: die mit mir auf Daddys Schoß, die, auf der Mama und ich dasaßen, während Daddy direkt hinter uns stand. Mit fünf Jahren hatte ich die Worte »Daddy, Mama und ich« daruntergeschrieben. Ich wollte mich mit all meinen glücklichen Erinnerungen umgeben – Fotos von unseren Reisen, Fotos im Zoo, Fotos an Bord von Daddys Schiffen und das, auf dem Daddy versuchte, mir das Tanzen beizubringen. Nie, aber auch nie, würde ich zulassen, daß zarte, teure Stoffe, schöne, weiche Möbel, riesige Zimmer und aller Luxus mich dazu brachten, Daddy zu vergessen. Und vor allem mußte Tony Tatterton auf der Stelle erkennen, daß er keine Chance hatte, aber auch nicht die geringste Chance auf Erden, ihn je zu ersetzen.
    Ohne jede Begeisterung fing ich an, mich auszuziehen. Ich zog einen ganz besonderen trägerlosen BH an und schlüpfte dann in das Kleid. An der Taille saß es ausgezeichnet, aber jedesmal, wenn ich die Hände hinter meinen Rücken streckte, um den Reißverschluß zuzuziehen, fiel das Oberteil nach vorn. Es war

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