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Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung

Titel: Casteel-Saga 05 - Dunkle Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hörten die ersten Töne auf dem Klavier. Allen Anwesenden bei dieser Hochzeitsgesellschaft war die Aufregung ins Gesicht geschrieben.
    Engelsgleich in ihrem viktorianischen Brautkleid mit einem Spitzenkragen, der unter Perlen verborgen war, kam Mama aus ihrer Suite. Sie lächelte durch ihren Schleier und blieb lange genug stehen, um mir die Hand zu drücken, als sie an mir vorbeikam. Mein Herz begann so heftig zu klopfen, und mein Gesicht glühte so sehr, daß ich glaubte, mir würden die Sinne schwinden. Es war ein entsetzliches Gefühl zu wissen, daß ich ihr jetzt etwas Nettes, etwas Liebes hätte sagen müssen, aber ich konnte nur noch schlucken.
    »Wünsch mir Glück«, bat sie mich.
    Glück? Was hat Glück mit Liebe und Ehe zu tun? dachte ich. War es ihr Pech gewesen, daß Mama mit mir schwanger geworden war, oder war es reine Dummheit? War es nur Daddys Pech, das ihn an jenem verhängnisvollen Abend in Texas mit ihr zusammengeführt hatte, oder hatte Großmama Jana ihre Finger im Spiel gehabt? War es ein Glück, oder war es Pech, daß Elizabeth Deveroe eines Tages auf Farthy an sie gedacht und sie dann dorthin mitgenommen hatte, damit sie Tony kennenlernte? War es ein Glück, oder war es Pech, daß er sich auf den ersten Blick in sie verliebt hatte? Empfand Daddy all das als ein Glück? Was dachte er jetzt, in diesem Moment?
    Wo steckte Daddy eben jetzt, in diesem Augenblick? fragte ich mich. War er auf halbem Weg nach Florida, und stand er vielleicht auf der Kommandobrücke seines Schiffs, sah auf das Meer hinaus und dachte an uns? Dachte er an mich?
    »Viel Glück, Mama«, murmelte ich eilig, und sie ging weiter bis ans Ende der Reihe.
    Wir hörten den Brautmarsch, und die Prozession setzte sich in Bewegung. Als wir durch das weitläufige Treppenhaus herunterkamen, sah ich auf das Meer von Gesichtern hinab. All diese elegant gekleideten Männer und Frauen blickten zu uns auf, und ich kam mir vor, als spielte ich meine Rolle in einer gewaltigen Show. Mama war natürlich der Star. Mit der Zeit richteten sich alle Blicke auf sie. Ich hatte meinen Posten bereits bezogen, und daher konnte ich ihr Gesicht sehen, als sie am unteren Ende der Treppe um die Ecke bog. Sie sah wunderschön aus und schien verzückt zu sein. Sie war genau da, wo sie schon immer hatte sein wollen, dachte ich, im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit.
    Und urplötzlich hätte ich gern geschrien: Aufhören! Das sind doch alles lauter Lügen, Lügen, Lügen!
    Aber feige, wie ich bin, schluckte ich die Worte herunter, die ich im Traum herausschrie. Die Macht der Musik, die Lichter, die Aufregung und der Anblick Tonys, der so schön aussah und so groß wirkte, als er mit dem kleinen Troy vor dem Altar stand, der so erwachsen und ernst an seiner Seite wirkte – all das hielt mich zurück. Ich fühlte mich in diesem Wahnsinn gefangen, von seinen Wogen hin und her geschleudert. Ich warf einen Blick auf Großmama Jana, die in der ersten Reihe saß, und ich sah, daß sie mir zunickte und mich anlächelte. Sogar sie hatte sich von dem Zeremoniell beeindrucken lassen. Die Ereignisse spülten über uns hinweg. Wir konnten sie nicht aufhalten.
    Der kleine Troy lugte hinter Tony hervor und suchte mich. Als er mich sah, lächelte er und winkte. Tony sah auf ihn herunter, und er wich geschickt zurück. Dann nahm Mama ihren Platz vor dem Altar ein; die Musik endete, und die Worte setzten ein. Mein Herz schlug heftig, als ich sie hörte, vor allem beim Klang der Worte »von heute an in guten und in schlechten Zeiten, bis daß der Tod euch scheidet«.
    Dieselben Gelübde hatte Mama auch Daddy abgelegt, und es hatte nicht die geringste Rolle gespielt. Was hieß es schon, diese Worte zu sagen? Ich sah aufmerksam in Tonys Gesicht, weil ich wissen wollte, was in ihm vorging. Dachte er sich dasselbe wie ich – daß sie diese Worte schon einmal zu einem anderen Mann gesagt und ihr Gelübde gebrochen hatte? Ob sie es jetzt wohl ernst meinte?
    Tony sah Mama in die Augen, als sie die Worte sagte. Er schien verhext zu sein. Auf irgendeine subtile, mysteriöse Art war es ihr gelungen, ihn an sich zu binden, und jetzt hatte sie ihn vollkommen in ihrer Macht, dachte ich. Er machte den Eindruck, als sei er bereit, alles zu akzeptieren und alles zu sagen, wenn er sie dafür bekam. Ich haßte ihn dafür, daß er so verliebt in sie war.
    Es war an der Zeit für den kleinen Troy, den Ehering zu überreichen. In seiner Aufregung versuchte er, ihn zu schnell aus der

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