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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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sein?«
    Alicia zog die Schultern hoch. »Bisher waren alle der Meinung, dass es die Sonne ist, die hinter einem Berg aufgeht.«
    Abermals nickte Matthias. »Ja, das habe ich auch gedacht, und das war es, woran ich eben denken musste, als Sie die Sternenkonstellation und den Mann erwähnten, der von einem
Berg
in den Alpen abgestürzt ist. Wenn Sie sich jetzt vorstellen, dass zwei Sterne, die sowieso schon sehr hell leuchten, so dicht zusammenstehen, dass man denken könnte, es wäre nur einer, dann könnten sie auch das hier sein, nicht wahr?« Er zeigte erst auf den Kreis mit den Strahlen, dann tippte er auf den Fisch, den er rechts oben platziert hatte. »Und zwar im Zeichen des Fisches.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich bin mir sicher: Die Tätowierung stellt den Stern von Bethlehem dar.«
    Alicia nickte. »Sie glauben also, jemand hat damals die an diesem Tag geborenen Kinder entführt, weil diese Sternenkonstellation die Symbolik noch verstärkt?«
    Als Matthias den Kopf schüttelte, ließ sie enttäuscht die Schultern sinken. »Aber   ... was denn?«
    »Matthäus 2,16: ›Als Herodes nun sah, dass er von den Weisen betrogen war, wurde er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Kinder in Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er von den Weisen genau erkundet hatte.‹« Er sprach langsam, jedes Wort betonend. »Ich denke, derKopf der Geheimorganisation hat diese Jungen entführt, weil er davon überzeugt ist, dass sich die Geschichte wiederholt und einer der Jungen, die an diesem Tag geboren worden sind, etwas ganz Besonderes ist.«

Innenstadt von Rom
    33
    Daniele Varotto wartete gedankenverloren vor einer Ampel, als sein Handy klingelte. Er betrachtete es einige Sekunden und war zuerst entschlossen, das Gespräch nicht anzunehmen, überlegte es sich dann aber anders. Vielleicht war es ja Barberi, der ihm mitteilen wollte, dass sein Zwangsurlaub rückgängig gemacht wurde. Aber es war nicht Barberi.
    »Hallo, Commissario, hier spricht Matthias. Ich bin mit Alicia im Archiv des ›Cortanero‹. Wir habe gerade eine interessante Entdeckung gemacht.«
    Als Varotto nicht gleich antwortete, fragte Matthias: »Varotto? Sind Sie noch dran?«
    »Ja, ich bin noch dran. Aber Sie müssen Tissone von Ihrer Entdeckung berichten. Mich geht das offiziell nichts mehr an . . .«
    Wieder einen Moment Stille, dann: »Was heißt das, Sie geht das offiziell nichts mehr an?«
    »Das heißt, dass man mich vom Dienst suspendiert hat. Acht Tote in sechs Tagen und noch kein Ergebnis, das verlangt nach einem Prügelknaben. Wenn Alicia bei Ihnen ist, fragen Sie sie nach der Titelseite ihres Schmierblatts, dann verstehen Sie mich.«
    »Ich muss gestehen, ich bin etwas verwirrt, Commissario. Das ist . . .«
    »Ja verdammt, das bin ich auch«, antwortete Varotto. »Hören Sie, ich muss auflegen, die Ampel springt gerade auf Grün um. Kommen Sie zu mir nach Hause, dort können Sie mir alles erzählen. Ich habe noch etwas zu erledigen und warte dann auf Sie. Und bringen Sie Alicia mit. Bis dann.«
    Mit grimmigem Gesichtsausdruck beendete er das Gespräch und fuhr los. Der Anruf hatte dafür gesorgt, dass seine Gedanken nicht mehr ausschließlich um seine Beurlaubung kreisten, sondern sich wieder mit den Morden beschäftigten. Ob er nun beurlaubt war oder nicht, wenn Matthias tatsächlich herausgefunden hatte, was hinter der Sache steckte, wollte er es wissen. Zudem hatte er ein paar Takte mit Alicia zu reden. Er glaubte zwar nicht, dass sie direkt damit zu tun hatte, aber es war möglich, dass sie zumindest davon gewusst hatte, und sie würde ihm erklären müssen, warum sie ihn nicht wenigstens vorgewarnt hatte.
    Fünfzig Meter vor ihm entdeckte er den Wegweiser. Er setzte den Blinker.
    Eine Minute später stellte er den BMW auf dem Parkplatz vor dem Eingang des Friedhofs ab. Nur ein weiteres Fahrzeug parkte dort, ein uralter Alfa Romeo, dessen Lack an unzähligen Stellen rostige Blasen gebildet hatte. Varotto kannte den Wagen. Er gehörte Tommaso, dem Totengräber.
    Durch das schmiedeeiserne Tor betrat Varotto einen ungepflasterten Weg, der schnurgerade zwischen den Grabreihen entlangführte. Auf manchen der Ruhestätten erhoben sich große steinerne Engel aus weißem Marmor oder der gekreuzigte, aus grauem Stein gehauene Gottessohn. Er bog nach links in einen schmalen Weg ein.
    Wie jedes Mal, wenn er sich ihrem Grab näherte, spürte er auch in diesem Moment, wie

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