Casting fuer die Liebe
Hause muss ich ihm erst mal zwei Gelbwurstbrote machen. Ich bin dabei so in Gedanken, dass ich die Butter direkt auf die Wurst und nicht aufs Brot schmiere. Damit lande ich allerdings einen Volltreffer bei meinem Babysitter-Schützling. Vergnügt mampft Felix das brotlose Brot und strahlt mich aus wurstseligen Augen an.
Nach dem Essen spielen wir im Wohnzimmer mit Felix’ Holztieren. Felix hält mir ein Tier nach dem anderen unter die Nase und ich soll die passenden Tierlaute dazu wiedergeben. Aber meine Katze bellt, mein Frosch miaut und mein Schaf macht »muh« – ich bin einfach nicht richtig bei der Sache. Die ganze Zeit muss ich an Isabel denken.
Warum hat sie mich nur angelogen? Meine beste Freundin! Das ist doch noch nie passiert! Oder hat sie mich schon öfter angeschwindelt und ich habe es nur noch nie gemerkt?
Als Frau Weber endlich nach Hause kommt, bin ich heilfroh. Obwohl Felix richtig süß war! Er fand es ein tolles Spiel – den wiehernden Hahn und die krähende Kuh.
Ich stecke die zwölf Euro, die ich heute verdient habe, in meine Manteltasche und schreibe mir auf, wann ich dasnächste Mal kommen soll. Freitag direkt nach der Schule. Wieder für zwei Stunden.
Draußen an der frischen Luft atme ich erst einmal tief durch. Mir ist fast schwindelig vor Aufregung. Langsam keimt in mir nämlich ein Verdacht auf.
Mensch, vielleicht ist Isabel ja auch verliebt?
Na klar, das ist die Erklärung!
Isabel ist verliebt.
Und zwar in den gleichen Jungen wie ich.
In Philipp!
Verstehen kann ich es ja. Philipp ist einfach der süßeste Junge der Welt. Aber Isabel hätte zumindest mit mir reden müssen!
Neulich hat sie immerhin schon zugegeben, dass sie nicht mehr auf Dominik steht.
Und dass sie in Gregor verliebt ist, habe ich ihr ja sowieso nie abgenommen. Der ist doch gar nicht ihr Typ! Mit seiner schwarzen Lederhose und den langen Haaren.
Nein, es ist bestimmt Philipp!
Wahrscheinlich steht sie in diesem Moment bei Philipp vor dem Haus und malt selber ein Herz in den Schnee. Oder sie legt einen riesigen Blumenstrauß dort ab.
Und zu mir sagt sie, dass Philipp total eingebildet ist! Klar, damit wollte sie ihn bei mir schlechtmachen, damit sie selber freie Bahn hat.
Ich bin ganz außer mir vor Wut.
Und gleichzeitig furchtbar traurig.
Kann das denn sein?
Soll ich meiner besten Freundin wirklich zutrauen, dass sie so was hinter meinem Rücken macht?
Bisher sind wir doch durch dick und dünn miteinander gegangen!
Als ich am Park vorbeiradle, biege ich ab, um dort noch ein paar Runden zu drehen. Vielleicht hilft es mir, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Ich trete gleichmäßig in die Pedale und höre, wie der Schnee unter meinen Reifen knirscht. Langsam werde ich ruhiger.
Eventuell gibt es ja doch noch eine andere Erklärung für Isabels Verhalten.
Könnte es nicht sein, dass Isabel gerade einfach nur ein Weihnachtsgeschenk für mich besorgt?
Vielleicht flitzt sie ja durch die Stadt und sucht wie verrückt nach einem
Room 16 -
T-Shirt für mich? Oder sie hockt zu Hause und bastelt an einer
Room 16 -
Collage.
Mensch, das ist doch viel wahrscheinlicher!
Die arme Isabel! Und ich verdächtige sie so.
Sofort habe ich ein total schlechtes Gewissen. Ich beschließe, auf der Stelle nach Hause zu fahren und über ein riesengroßes Weihnachtsgeschenk für Isabel nachzudenken. Da müssen sogar die Socken für Philipp noch ein bisschen warten.
Gerade als ich aus dem Park hinausdüsen will, sehe ich ein junges Paar Hand in Hand den Weg entlangschlendern. Die beiden gehen ein Stück vor mir und ich kann sie nur vonhinten erkennen. Aber der rote Anorak, den das Mädchen trägt, kommt mir verdammt bekannt vor.
Und diesen bunten XX L-Schal hat doch auch nur eine in Grünstett!
Meine Freundin Isabel!
Also doch!
Mein Fahrrad fängt an zu schlingern. Ich kippe beinahe in einen Schneehaufen.
Aber Moment mal, der Junge, der da neben ihr geht, das ist doch nicht Philipp!
Ich traue meinen Augen kaum!
Isabel hält Händchen mit … – nein, es gibt keinen Zweifel!
Mit meinem Bruder Luis.
Zum Feind übergelaufen
A ls ich mich wieder einigermaßen gefasst habe, sause ich wie der Wind an Isabel und Luis vorbei. Es ist mir ganz egal, ob die beiden mich erkennen. Ab heute werde ich sowieso kein Strebenswörtchen mehr mit Isabel reden!
Zu Hause angekommen, lasse ich mich erst mal auf mein Bett fallen. Ich schnappe mir meinen Schoko-Adventskalender, den ich bis jetzt im Hinblick auf das Casting einfach
Weitere Kostenlose Bücher