Casting fuer die Liebe
stricke?«
Isabel sieht mich an wie das siebte Weltwunder und sagt erschrocken: »Doch nicht etwa für mich!«
Jetzt muss ich wirklich lachen. Ich hätte meiner besten Freundin tatsächlich ein bisschen mehr Kombinationsgabe zugetraut.
»Für Philipp, du Dödel!«, kläre ich sie auf. »Weißt du nicht mehr, wie er sich am Weihnachtsmarkt ein Paar gekauft hat? Der steht auf die Dinger!«
»Mannomann«, sagt Isabel und schüttelt fassungslos den Kopf. »Dich hat’s ja echt ganz schön erwischt!«
Am liebsten würde ich sofort mit den Socken loslegen, aber zuerst muss ich ja leider herausfinden, wie das überhaupt geht.
Also fahre ich nach dem Mittagessen direkt ins Handarbeitsgeschäft. Isabel begleitet mich. Wenn auch widerwillig.
Ich erschrecke ein bisschen, als mir die Verkäuferin gleich fünf Nadeln und eine mordsmäßig kompliziert aussehende Anleitung in die Hand drückt. Aber mein Tatendrang bleibt ungebrochen. Die acht Euro, die ich für die Nadeln ausgeben muss, bekomme ich von Frau Geiger wieder. Das haben wir so vereinbart. Aber das Heft mit der Anleitung muss ich natürlich selber bezahlen. Dummerweise habe ich ja behauptet, ich hätte bereits eine von meiner Oma.
Wieder zu Hause, übe ich erst mal rechte Maschen. Dann beginne ich ein kleines Strickmuster. Isabel hilft mir dabei. Aber leider verliert sie bald die Geduld und verabschiedet sich.
»Die Suppe musst du wohl alleine auslöffeln«, meint sie grinsend. »Ich geh ein bisschen spazieren und komme wieder, wenn du fertig mit den Socken bist!«
»Das kann noch dreihundert Jahre dauern!«, stöhne ich.
Während der Faden durch meine Hände gleitet, versuche ich mir Philipps Gesicht vorzustellen. Aber irgendwie schaffe ich es nicht. Es verschwimmt immer wieder vor meinem inneren Auge. Nur das Foto vom Cover ihres letzten Albums kann ich jederzeit aus dem Gedächtnis abrufen. Aber das ist ja nicht das Gleiche!
Ich muss Philipp unbedingt bald wiedersehen!
Zum Glück sind es nur noch vier Tage bis zum Schulbazar.
Mensch, ich freue mich wie verrückt auf das Konzert.
Vielleicht fragt Philipp mich ja, ob der Glühwein schon wieder getrocknet ist, oder irgendetwas anderes Lustiges.
Und wenn er die Socken sieht, wird er sie bestimmt kaufen. Auf alle Fälle werden sie ihm gut gefallen.
Ich muss nur aufpassen, dass ich immer in der Nähe vom Kunsthandwerksstand bleibe, damit ich im richtigen Moment auftauchen und sagen kann, dass sie von mir sind.
Ach, Miri, Manu und all ihr anderen hoffnungslos verliebten Mädels!, denke ich, während ich 65 grüne Maschen für das erste Bündchen anschlage. Jetzt bin ich euch tatsächlich die entscheidenden zehn Meter voraus.
Im Wagen vor mir fährt kein junges Mädchen
A m Montagabend bin ich mit dem Bündchen und der ersten Hälfte des Sockenschafts fertig. Isabel lässt den grün-gelb-lila geringelten Schlauch durch ihre Hände gleiten.
»Wenn man die Augen ein bisschen zusammenkneift, sieht man gar nicht mehr, wie unregelmäßig es gestrickt ist«, stellt sie trocken fest.
Ich bin trotzdem zufrieden mit meinem Werk. Und beim Weihnachtsbazar ist das Licht ja sowieso etwas gedimmt.
Am Dienstag kann ich leider erst mal nicht weitermachen, denn nach der Schule steht wie mit Frau Weber vereinbart Babysitten bei Felix auf dem Programm.
»Ruf mich einfach an, wenn du Hilfe brauchst!«, schlägt Isabel vor. »Dann stehe ich dir in Windeseile mit einer Wagenladung Gummibärchen zur Seite!«
»Gut zu wissen«, antworte ich. »Aber ich hab für den Fall der Fälle schon ein Röllchen Traubenzucker dabei!«
»Na«, meint Isabel. »Dann wird Felix dir ja heute bestimmt aus der Hand fressen!«
Das hoffe ich auch, als ich vor der Tür mit handgetöpfertem Schild stehe und die Klingel drücke.
Diesmal macht mir gleich Frau Weber auf.
»Leonie!«, freut sie sich. »Prima, dass du da bist!«
Sie berichtet, dass Felix gerade Mittagsschlaf hält und dass er das wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile tun wird.
»Mach es dir einfach auf dem Sofa gemütlich!«, lädt sie mich ein und führt mich in die Wohnung.
»Ich bin in zwei Stunden wieder da! Wenn was ist, hier liegt ein Zettel mit meiner Handynummer!«
Und schon ist sie zur Tür rausgerauscht.
Das ist ja leicht verdientes Geld, denke ich, schnappe mir eine Wohnzeitschrift, die im Ständer neben dem Sofa liegt, und beginne, darin zu schmökern.
Bei einem Wohnzimmer mit apfelgrünen Wänden halte ich inne. Ich überlege gerade, wie gut Apfelgrün
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