Castle 1 - Castle, R: Castle 1
Verständnis für Tatsachen.“
Er zuckte mit den Schultern. „Schätze, ich lag wohl falsch.“ Dann setzte er dieses Lächeln auf, das ihr Gesicht rot anlaufen ließ. Und sofort verspürte sie wieder dieses Gefühl, das sie schon seit einer Weile quälte und das sie einfach hätte abschütteln sollen. Stattdessen steckte sie sich den Ohrhörer ihrer Freisprecheinrichtung ins Ohr und drückte die Kurzwahltaste für Raley.
„Rales, ich bin’s.“ Sie neigte den Kopf in Rooks Richtung und sprach forsch und formell, damit ihm sofort klar war, was sie meinte, auch wenn er bei ihr gern zwischen den Zeilen las. „Überprüfen Sie den Hintergrund von Matthew Starrs Finanzverwalter. Er heißt Noah Paxton. Sehen Sie einfach mal, was Sie herausfinden können, Vorstrafen, Haftbefehle, das Übliche.“
Nachdem sie den Anruf beendet hatte, wirkte Rook amüsiert. Sie wusste, dass sie ihn ignorieren sollte, aber sie musste einfach nachfragen. „Was?“ Als er nicht antwortete, wurde sie etwas energischer. „
Was?
“
„Sie haben vergessen, Raley zu sagen, dass er Paxtons Aftershave überprüfen soll.“ Und damit schlug er eine Zeitschrift auf und begann zu lesen.
Detective Raley sah von seinem Computer auf, als Heat und Rook den Raum betraten. „Dieser Kerl, den ich für Sie überprüfen sollte, Noah Paxton?“
„Ja? Haben Sie etwas?“
„Bisher nicht. Aber er hat gerade angerufen und wollte Sie sprechen.“
Nikki ignorierte Rooks selbstzufriedenen Gesichtsausdruck und ging den Stapel Nachrichten auf ihrem Schreibtisch durch. Noah Paxtons lag an oberster Stelle. Sie nahm sie nicht in die Hand, sondern fragte Raley stattdessen, ob Ochoa sich schon gemeldet hatte. Er überwachte Kimberly Starr. Offensichtlich verbrachte die Witwe den Nachmittag in der Modeboutique Bergdorf Goodman.
„Ich habe gehört, dass Shopping Trauernde von ihrem Kummer ablenken soll“, kommentierte Rook. „Vielleicht tauscht die fröhliche Witwe aber auch nur ein paar Designerfummel um, damit sie wieder ein wenig Bargeld in der Tasche hat.“
Als Rook in Richtung Toilette verschwand, wählte Heat Noah Paxtons Nummer. Sie hatte nichts vor Rook zu verbergen, aber sie wollte sich einfach nicht mit seinen vorpubertären Sticheleien herumärgern müssen. Oder dieses Lächeln sehen, das sie ganz nervös machte. Sie verfluchte den Bürgermeister dafür, dass er ihr diesen Kerl ans Bein gebunden hatte.
Sie erreichte Paxton, und er sagte: „Ich habe die Unterlagen für die Lebensversicherung gefunden, die Sie sich ansehen wollten.“
„Gut, ich schicke jemanden vorbei, der sie abholt.“
„Außerdem haben mir diese Wirtschaftsprüfer, die Sie erwähnten, einen Besuch abgestattet. Sie kopierten all meine Daten und gingen dann wieder. Das war wirklich kein Scherz, was?“
„Das sind Ihre Steuergelder bei der Arbeit.“ Sie konnte sich nicht verkneifen, hinzuzufügen: „Sie zahlen Ihre Steuern doch, oder?“
„Ja, aber Sie müssen mir das nicht glauben. Ihre Wirtschaftsprüfer mit den Waffen und den Polizeimarken werden Ihnen das sicher bald bestätigen können.“
„Verlassen Sie sich drauf.“
„Hören Sie, ich weiß, dass ich mich nicht besonders kooperativ verhalten habe.“
„Sie waren doch sehr auskunftsfreudig, nachdem ich Sie bedroht hatte.“
„Dafür möchte ich mich entschuldigen. Ich scheine nicht sonderlich gut mit Trauer umgehen zu können.“
„Da wären Sie nicht der Erste, Noah“, sagte Nikki. „Glauben Sie mir.“
An diesem Abend saß sie allein in der mittleren Reihe des Kinosaals. Sie lachte und aß Popcorn. Nikki Heat war wie hypnotisiert, ließ sich von der unschuldigen Geschichte mitreißen und bewunderte die beeindruckenden Bilder der digitalen Animation. Sie wurde hinweggetragen wie ein Haus, an dem tausend Luftballons befestigt waren. Etwa neunzig Minuten später trug sie wieder die Last der Welt auf ihren Schultern und lief durch die Schwüle der Hitzewelle nach Hause. Die hohen Temperaturen sorgten dafür, dass modrige Gerüche aus den U-Bahn-Schächten nach oben stiegen, und selbst in der Dunkelheit konnte sie die Hitze des Tages erkennen, die in flimmernden Schwaden von den Gebäuden um sie herum ausströmte.
In Zeiten wie diesen, wenn sie sich nicht in ihrer Arbeit vergraben oder sich durch Kampfsport ablenken konnte, spielte sich der schlimmste Moment ihres Lebens in ihrem Kopf immer wieder ab. Es war zehn Jahre her, aber es war auch erst letzte Woche und letzte Nacht und an jedem anderen Tag
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