Castle 1 - Castle, R: Castle 1
dieser G.“
Sie lachte. „Gute Recherchenotizen, Rook. Sie klingen wie ein echter Mann der Straße.“
„Ach, und übrigens: keine Ziegen. Das ist eine weit verbreitete falsche Vorstellung. Oben im Kaukasus bei General Yamadayev waren es immer Pferde. So haben wir das gemacht.“
Als sie zusah, wie er den Raum verließ, war sie überrascht, dass sie nicht mehr wütend war. Wie böse konnte man jemandem sein, der sich zumindest ein bisschen um das Wohlergehen anderer zu scheren schien?
Ein halbe Stunde später sah sie sich zusammen mit Raley erneut das Überwachungsvideo aus dem Guilford an. Detective Heat wirkte nicht erfreut. „Spielen Sie es noch mal ab“, sagte sie. „Und dieses Mal achten wir auf jeden Quadratzentimeter des Bildschirms. Vielleicht haben wir irgendeinen Hinweis darauf übersehen, dass sie später noch mal wiedergekommen sind.“
„Was ist los?“ Rook erschien hinter ihnen. Sein Atem roch nach geschmuggeltem Espresso.
„Es ist der verdammte Zeitcode.“ Sie tippte mit ihrem Stift auf die blassgrauen Digitalziffern am unteren Rand des Überwachungsvideos. „Er zeigt an, dass Miric und Pochenko morgens um zehn Uhr einunddreißig das Gebäude betreten haben. Sie fahren mit dem Aufzug nach oben, richtig? Und kommen etwa zwanzig Minuten später wieder nach unten in die Lobby.“
„Das widerspricht Mirics Aussage, dass Starr die Tür nicht aufgemacht hat. Es sei denn, er hat zwanzig Minuten lang geklopft.“
„Wenn Sie mich fragen, wurde nicht die Tür, sondern Matthew Starr weichgeklopft“, meinte Raley. „Das muss der Zeitraum sein, in dem Pochenko ihm eine Boxstunde gegeben hat.“
„Das ist nicht unser Problem, Leute“, sagte Heat. „Diesem Video zufolge haben unsere beiden Elvisse das Gebäude um zehn Uhr dreiundfünfzig verlassen, also etwa zweieinhalb Stunden bevor unser Opfer von seinem Balkon geworfen wurde.“ Frustriert schleuderte sie ihren Stift auf den Schreibtisch. „Also werden unsere zwei Hauptverdächtigen durch das Video entlastet.“
„Und sie haben sich einen Anwalt besorgt“, fügte Ochoa mit einem Blick auf sein Blackberry hinzu. „Sie werden gerade freigelassen.“
Heat und Roach standen auf und sahen zu, wie Miric und Pochenko im Abfertigungsbereich ihre konfiszierten Besitztümer entgegennahmen. Natürlich war Miric derjenige, der den Anwalt besorgt hatte, und als Letzterer Detective Heats Blick begegnete, gefiel ihm nicht, was er sah, daher widmete er sich plötzlich äußerst intensiv dem Papierkram, der erledigt werden musste.
„Die Anforderung für einen Durchsuchungsbeschluss nach zerrissenen blauen Jeans in ihren Wohnungen kann ich dann wohl wieder rückgängig machen“, meinte Raley.
„Nein, tun Sie das nicht“, sagte Nikki. „Ich weiß, was der Zeitcode aussagt, aber es schadet sicher nicht, das trotzdem zu überprüfen, oder? Einzelheiten, meine Herren. Sie werden es nie bereuen, gründlich zu sein.“ Und als Pochenko sie entdeckte, fügte sie hinzu: „Erweitern Sie Iron Mans Durchsuchungsbeschluss um einen weiteren Gegenstand: einen großen Ring.“
Als Ochoa sich aufmachte, um den Beschluss durchzusetzen, gab sie Raley eine weitere Aufgabe. „Ich weiß, es ist eine elende Plackerei, aber ich will, dass Sie sich das Überwachungsvideo noch einmal ansehen, und zwar von dem Moment an, als diese beiden Witzbolde das Gebäude verlassen haben, bis zu einer halben Stunde nach Starrs Tod. Und lassen Sie es in Echtzeit ablaufen, um sicherzugehen, dass Sie im Schnellvorlauf nichts übersehen.“
Raley ging davon, um sich darum zu kümmern. Nikki blieb stehen und beobachtete, wie Miric, sein Anwalt und Pochenko Richtung Ausgang gingen. Der Russe fiel ein wenig hinter den beiden anderen zurück und kam auf Heat zu. Ein uniformierter Polizist bewachte ihn, daher blieb er im sicheren Abstand von knapp einem Meter vor ihr stehen. Er nahm sich sehr viel Zeit und musterte sie von Kopf bis Fuß, bis er schließlich leise flüsterte: „Entspannen Sie sich. Es wird Ihnen gefallen.“ Dann fügte er mit einem Schulterzucken hinzu. „Oder nicht.“
Und damit ging er davon, ohne sich noch einmal umzudrehen. Nikki wartete, bis sich die Tür hinter Pochenko geschlossen hatte, bevor sie sich wieder an die Arbeit machte.
SECHS
Nikki betrat die Freiluftbar auf dem Dach des Soho House und fragte sich, was sich ihre Freundin dabei gedachte hatte, während einer Hitzewelle einen Tisch im Außenbereich zu reservieren. Um halb acht an einem Wochentag
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