Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
gegangen?“
„Ja, bin ich. Ich dachte nur, ich komme heute mal früh rein, um mich direkt in die Arbeit zu stürzen.“
„Nehmen Sie’s nicht persönlich, aber Sie sehen ziemlich daneben aus“, meinte Ochoa. „Als ob Sie ohne Schutzbrille beim Fallschirmspringen gewesen wären.“
„Danke.“ Rook hatte keinen Spiegel, um das zu überprüfen, aber er konnte es sich gut vorstellen. „Tja, ich klotze eben voll rein, verstehen Sie? Wenn ich hier fertig bin, wartet zu Hause schon mein Nachtjob vor der Tastatur auf mich.“
„Mann, ich wette, das ist echt hart.“ Ochoa nickte freundlich, und die beiden Detectives gingen zu ihren jeweiligen Schreibtischen, um sich in ihre Computer einzuloggen.
Ochoas Kommentar war mitfühlend gewesen, doch es führte nur dazu, dass Rook sich schuldig fühlte. Zum einen, weil er die Dreistigkeit besessen hatte, einem Mordermittler des NYDP zu erzählen, wie schwer das Leben als Journalist in seinem gemütlichen Loft in Tribeca sein konnte. Und zum anderen, weil er noch kein bisschen geschrieben hatte. Die Notizen von zwei ganzen Tagen warteten darauf, weiterverarbeitet zu werden, damit er mit seinem Artikel über Cassidy Towne vorankam. Aber er hatte sie noch nicht einmal abgetippt.
Es lag an Nikki. Er kam einfach nicht darüber hinweg, dass sich Nikki mit ihrem alten Liebhaber vom College zum Abendessen traf. Er wusste, dass es albern war, deswegen so … auszuflippen. Denn was er an ihr bewunderte, war schließlich ihr autarkes Wesen, ihre Unabhängigkeit. Er mochte es nur nicht, wenn sie so unabhängig von ihm war. Und dann auch noch mit einem Exfreund. Gegen dreiundzwanzig Uhr hatte er sich nicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren und noch nicht einmal die Nachrichten schauen können. Er fing an, sich zu fragen, ob das der erste Schritt in der Entwicklung zum Stalker sein mochte. Und dann dachte er darüber nach, seinen nächsten Artikel über Stalker zu schreiben. Aber wenn man einen Stalker bei seiner täglichen Routine begleitete, stalkte man dann nicht gewissermaßen einen Stalker?
Seine Gedanken wurden zunehmend seltsamer.
Und dann tätigte er einen Anruf. Er kannte einen Comedyautor aus Los Angeles, der für eine Talkshow im Nachtprogramm schrieb und schon seit Ewigkeiten im Geschäft war. Dieser Kerl würde zweifellos alles über Petar Matic wissen. „Findest du den Namen nicht auch super, Rook? Klingt wie ein Produkt, das ein Model in einer Dauerwerbesendung anpreisen würde.“ Wenn man einen Comedyautor anrief, musste man mit einem cleveren Spruch rechnen. Doch es war der einzige Lacher, den Rook dieser Unterhaltung verdankte.
Im kleinen Kreis der Comedyautoren, besonders jenen, die für die Sendungen im Nachtprogramm tätig waren, herrschte eine gewisse freundschaftliche Rivalität. Rooks Freund aus Los Angeles kannte einen der Autoren, die für
Later On
schrieben, und der vor ein paar Jahren Sozialstunden ableisten musste. „Moment“, sagte Rook, „wofür sollte ein Comedyautor Sozialstunden aufgebrummt bekommen?“
„Keine Ahnung. Vielleicht hat er nach 2005 einen Witz über Monica Lewinsky gebracht? Wer weiß das schon?“
Während dieser Comedyautor von
Later On
jedenfalls seine Sozialstunden im Bronx-Zoo ableistete – wegen Alkohol am Steuer, wie sich Rooks Freund schließlich erinnerte –, lernte er einen Mann kennen, der ebenfalls zum Käfigputzen im Zoo verdonnert worden war. Es handelte sich um einen aufgeweckten Naturfilmer aus Kroatien. Rook fragte, ob Petar auch wegen Alkohol am Steuer verurteilt worden war.
„Nein, und jetzt kommt der poetische Teil. Wofür wird ein Naturfilmer verhaftet?“ Rooks Freund legte eine Kunstpause ein. „Er schmuggelte bedrohte Arten aus Thailand in die Staaten. Sechs von achtzehn Monaten verbrachte er im Gefängnis, bevor er wegen guter Führung vorzeitig entlassen wurde und danach nur noch Sozialstunden ableisten musste. Im Zoo!“
„Das ist noch poetischer“, stimmte Rook zu.
Die beiden freundeten sich an, und nach ihrer Zeit im Zoo besorgte der Comedyautor Petar eine Stelle als Produktionsassistent bei
Later On
. „Das war zwar nicht viel besser, als Elefantenscheiße zu schaufeln“, sagte Rooks Freund, „aber es war ein Einstieg ins Showgeschäft, und er stellte sich gut an. Er arbeitete sich recht schnell zum Teilproduzenten hoch. Mein Freund meint, sobald Petar sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, kann ihn nichts mehr aufhalten.“
Dieser Gedanke hatte Rook den Schlaf geraubt. Er
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