Castle 2: Naked Heat - In der Hitze der Nacht (German Edition)
schrieb, „demnach war es um null Uhr? Mitternacht?“
„Ja, vielleicht auch ein paar Minuten später. Diese Sendungen im Nachtprogramm fangen immer alle fünf Minuten zu spät an.“
„Und um wie viel Uhr kamen Sie nach Hause?“
„Mm, so gegen dreiundzwanzig Uhr fünfzehn, schätze ich.“
Irgendetwas kam Heat komisch vor, also bohrte sie nach. „Ich höre diese ganzen Geschichten über das Restaurantgeschäft. Ist dreiundzwanzig Uhr fünfzehn nicht ein bisschen früh, um nach Hause zu kommen? Besonders wenn man gerade ein neues Restaurant eröffnet hat?“
Sie konnte sehen, dass sie nah an etwas dran war. Vergennes zeigte Anzeichen von Nervosität, fuhr mit der Zunge durch seinen Mund, als würde er nach einem losen Haar suchen. „Es war nicht viel los, also habe ich, äh, früher Feierabend gemacht.“
„Oh, ich verstehe. Um wie viel Uhr haben Sie Feierabend gemacht?“
Seine Augen suchten die Decke ab. „Ich erinnere mich nicht genau.“
„Kein Problem“, meinte sie. „Ich werde mich ohnehin noch mit Ihren Angestellten unterhalten. Die werden mir sicher sagen können, um wie viel Uhr Sie gegangen sind.“
„Um neun“, stieß er hervor.
Nikki schrieb es auf. „Brauchen Sie immer zweieinviertel Stunden, um zu dieser Zeit von der Sechsunddreißigsten und Lexington nach SoHo zu gelangen?“ Als sie von ihrem Block aufsah, verlor er die Fassung. Sein Anwalt lehnte sich zu ihm hinüber, um ihm eine Notiz zu zeigen, die er auf einen Zettel gekrakelt hatte, doch Vergennes schob sie beiseite.
„Also gut, ich bin nicht sofort nach Hause gegangen.“ Der Anwalt versuchte es erneut, indem er ihm eine Hand auf die Schulter legte, aber er schüttelte sie ab und sagte: „Ich werde Ihnen verraten wo ich war. Ich … war bei Cassidy Towne.“
Heat wünschte, Lauren Parry hätte die Leiche früher gehabt, damit sie ihr einen genaueren Todeszeitpunkt nennen konnte. Es war durchaus möglich, dass dieser vor Mitternacht lag. Sie folgte ihrem Instinkt und nutzte Vergennes schwachen Moment, um den nächsten Schritt zu wagen. „Wollen Sie damit sagen, dass Sie zu Cassidy Towne gingen und sie erstachen?“
„Nein. Ich will damit sagen, dass ich zu Cassidy Towne ging und …“ Er brach ab, senkte sowohl seinen Kopf als auch seine Stimme und murmelte etwas, das sie nicht verstehen konnte.
„Verzeihung, was sagten Sie? Sie gingen zu Cassidy Towne und was?“
Vergennes’ Gesicht war blass, als er aufsah, und seine Augen konnten das Elend seiner Scham nicht verbergen. „Ich ging zu ihr … und … hatte Sex mit ihr.“
Nikki beobachtete, wie er sich vorbeugte, um sich den Schweiß mit den Händen vom Gesicht zu wischen. Als er den Kopf hob, hatte er wieder ein wenig Farbe bekommen. Sie versuchte, sich diesen Frauenschwarm von einem Starkoch anzusehen, der ganz Manhattan mit seiner Kochkunst erobert hatte, und ihn sich mit Cassidy Towne vorzustellen, der inoffiziellen Gebieterin über den öffentlichen Skandal. Etwas in ihr konnte sie sich einfach nicht als Paar vorstellen, obwohl Nikki nach all den Jahren bei der Polizei so gut wie alles glauben konnte. „Also hatten Sie und Cassidy Towne eine Affäre?“
Nikki versuchte, sich kein entsprechendes Bild von der Situation zu machen, bevor sie eine Antwort erhielt. Momentan sah sie ihn als verheirateten Mann, der versuchte, seine Affäre zu beenden. Es kam zum Streit, die Sache eskalierte, und so führte eins zum anderen. Wieder besann sie sich auf ihre Ausbildung und hörte zu, anstatt sich etwas auszumalen.
„Wir hatten keine Affäre.“ Seine Stimme war schwach und hohl. Nikki musste sich anstrengen, um ihn überhaupt zu verstehen, obwohl es im Raum vollkommen still war.
„Also war das Ihre erste … Liaison?“
Der Koch schien sich über einen privaten Gedanken zu amüsieren. „Leider nicht“, sagte er. „Es war nicht unsere erste ‚Liaison‘.“
„Sie müssen mir erklären, warum Sie diese Beziehung nicht als Affäre bezeichnen.“
Die Totenstille, die darauf folgte, wurde von seinem Anwalt unterbrochen. „Rich, ich muss Ihnen raten, nicht zu …“
„Nein, ich werde jetzt alles erzählen, damit Sie verstehen, dass ich sie nicht umgebracht habe.“ Er sammelte sich und rückte endlich mit der Sprache raus. „Ich hatte nur aus einem Grund Sex mit Cassidy Towne. Ich musste es tun. Ich kaufte das neue Restaurant kurz vor der Wirtschaftskrise. Ich hatte kein Werbebudget, die Leute aßen plötzlich nicht mehr außer Haus, und wenn sie es
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