Castle 3: Heat Rises - Kaltgestellt (German Edition)
mit Blut geschrieben worden. Gestern wurde die Polizei zu einem erschossenen Opfer in einem geparkten Wagen gerufen. Bei dem Mann handelte es sich um niemand anders als Captain Charles Montrose. Er wurde noch am Tatort für tot erklärt. Die Ursache war eine einzelne Kugel im Kopf, die aus seiner eigenen Waffe stammte. Der Vorfall ereignete sich an der Bordsteinkante vor Our Lady of the Innocents – poetischerweise, ironischerweise, aber sicher nicht zufälligerweise –, der Kirche der Gemeinde des ermordeten Priesters.
Vergrabene Wut
Eine Debatte über einen Kommandanten unter Druck und nun auch einen vermutlichen Selbstmord ist aus dem Bunker aus Ziegeln und Beton in der Zweiundachtzigsten Straße West gesickert, in dem sich das 20. Revier befindet, und hat ein paar Kilometer weiter südlich an den Fenstern des Polizeihauptquartiers gerappelt. Berichten zufolge weigern sich die hohen Tiere des NYPD eine Gedenkfeier mit allen Ehren für den verstorbenen Captain auszurichten. Dieser Mangel an Mitgefühl hat einige New Yorker Polizisten sehr verärgert. Offenbar wollen die Leute im Hauptquartier eine lange Karriere entehren, die am Ende befleckt wurde. Doch diesem Ende gingen Jahrzehnte der Tapferkeit, des makellosen Dienstes und der Aufopferung voraus.
Wütende Polizisten erkennen das Offensichtliche. Im derzeitigen Klima des Umbruchs werden keine Fälle aufgeklärt. Eine Quelle fasste es folgendermaßen zusammen: „Wer auch immer Pater Graf ermordet hat, ist immer noch da draußen. In einem Wahljahr würde ich den Bürgern New Yorks ganz sicher nicht erklären wollen müssen, warum Mörder frei herumlaufen, während Polizisten über die Ausmaße der Beerdigung eines gefallenen Veteranen streiten.“ Die Beweise deuten auf eine Sache hin, die sicher zu sein scheint. Das NYPD hat ein Problem, das nicht begraben werden kann.
Nikki fing an, auf und ab zu laufen. „Das ist nicht gut, das wird nicht helfen.“
„Soweit ich weiß, will der
Ledger
niemandem helfen, sondern nur seine Verkaufszahlen ankurbeln“, sagte Rook. „Der Artikel scheint mir ganz in Ordnung zu sein. Okay, ihr Schreibstil orientiert sich ein wenig zu sehr an dem der Klatschpresse, aber das ist eher eine Taktik der Redaktion als ein Fehler.“
Sie grübelte über den Tonfall nach, mit dem Rook „ihr Schreibstil“ ausgesprochen hatte. Nikki hegte wegen Tam Svejda ohnehin schon einen Verdacht, weigerte sich aber, die Rolle der aktuellen Freundin zu spielen, die eifersüchtig auf die Ex war. Also warum war sie dann so besessen von dieser Frau?
„Ich sehe da kein Problem“, fuhr Rook fort. „Abgesehen vom reißerischen Stil, trifft der Artikel doch genau den Punkt, oder?“
„Das ist das Problem. Sie nennt keine Quellen, aber irgendjemand auf dem Revier hat ihr eindeutig Auskunft gegeben.“ Sie blieb stehen und kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Sie werden denken, dass ich es war, verstehst du?“
„Wer?“
„Die Leute im Hauptquartier. Das Timing könnte nicht schlechter sein. Immerhin habe ich Zach Hamner gedroht, wegen der Sache mit Montroses Gedenkfeier an die Öffentlichkeit zu gehen.“
„Und hast du’s getan?“
„Nein, natürlich nicht.“
„Dann musst du dir auch keine Sorgen machen.“
„Ja, ich schätze, du hast recht“, sagte sie. Und dann las sie den Artikel noch einmal.
Heat wettete darauf, dass Sharon Hinesburg die anonyme Quelle war. Als Nikki am nächsten Morgen zu Beginn der Schicht aufs Revier kam, redete jeder im Hauptraum über den Artikel im
Ledger
, und als sie die Gesichter ihres Teams betrachtete, konnte sie sich nur eine Person vorstellen, die Informationen an die Medien weitergegeben hatte: die einzige Person, die sich nicht an der Unterhaltung beteiligte … weil sie an ihrem Schreibtisch saß und ein privates Telefonat führte.
Eine Sache war selbst unter der dichten Wolke aus negativer Stimmung klar und deutlich zu erkennen. Niemand in diesem Gebäude hatte gemischte Gefühle bezüglich Montroses Beerdigung. Roach hatten bei der ansässigen Bank bereits ein Spendenkonto eröffnet, und jeder hatte versprochen, zu helfen. „Scheiß auf die“, sagte Ochoa. „Wenn diese Penner aus Downtown dem Captain keine anständige Verabschiedung bereiten wollen, dann werden wir das eben übernehmen.“
Nikki versammelte das Team vor dem Mordfallbrett, um von Tratsch auf Arbeit umzuschalten. „Detective Ochoa, wie ist der Stand bezüglich Mrs. Borellis Neffen?“
„Ich habe Paulie Borelli gestern
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