Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
schicken, um den Obscura zu retten«, bestimmte Morris und wollte gerade einen entsprechenden Befehl geben.
Doch da trat Annoth ihm energisch in den Weg. »Seid Ihr des Wahnsinns, Hauptmann? Wir opfern hier keine Männer nur für einen Obscura! Der Befehl des Königs wird eingehalten!« Wütend sah der Draconer dem Hauptmann in die Augen.
Xeroi stellte sich zwischen die beiden. »Bitte lasst mich zuerst weitererzählen! Failon ist gar nicht im Wald der Exindur. Das Waldvolk hat den Obscura nicht, das haben sie mir selbst gesagt. Sie erzählten mir, dass ihn die Namenlose Bestie des Orkführers mit sich genommen hat. Dorthin bin ich gerade unterwegs.«
Annoth schob den Sandari beiseite, packte den Hauptmann am Arm und zog ihn mit sich, um etwas entfernt allein mit ihm sprechen zu können. »Wenn Ihr jetzt auf die Idee kommt unsere Gruppe zu gefährden, um einen Obscura zu retten, ist alles verloren«, sagte Annoth in warnendem Ton. »Ihr wisst so gut wie ich, dass Obscuras normalerweise nie ohne ihresgleichen reisen. Dieser hat das Risiko scheinbar auf sich genommen. Ein einzelner Obscura ist ein kleiner Verlust, wenn man bedenkt, dass ein paar Meter hinter uns eine ganze Stadt darauf wartet, in Sicherheit gebracht zu werden. Ich bitte Euch also nicht darum, weiterzureiten, sondern befehle es Euch, Morris!«
»Ihr versteht nicht, Annoth, wie wichtig dieser Obscura für unsere Stadt ist.«
»Für Zitelia? Wohl kein bedeutendes Stück, wenn der Älteste ohne ihn die Stadt verlassen hat.« Annoth wandte sich ab und sprang wieder auf sein Pferd.
»Also gut«, sprach Morris widerwillig. Er stieg auf seinen Hengst und reichte Xeroi einladend die Hand. »Ihr könnt mit mir reisen, wenn Ihr wollt«, bot er dem Sandari an. »Ich möchte nicht, dass Ihr allein ins Gebiet der Orks wandert.«
»Ihr werdet ihm nicht helfen, oder?« fragte der Sandari niedergeschlagen.
»Das kann ich nicht sofort. Aber ich verspreche Euch, dass wir ihn retten werden – zu einem anderen Zeitpunkt.«
Xeroi schüttelte enttäuscht den Kopf. »Dann ist es vielleicht längst zu spät.«
»Ihr seid ihm so keine Hilfe, Xeroi. Verlangt bitte nicht von mir, dass ich zusehe, wie Ihr ihm in dieses dunkle Land folgt.« Doch der Sandari wandte sich humpelnd ab. »Jeder trifft seine Wahl.« Diese Worte schien der Sandari mehr zu sich selbst zu sagen als zum Hauptmann.
Morris blickte ihm bestürzt hinter her. Er sah mit an, wie er Schritt für Schritt im dichten Nebel verschwand. Das Herz des Hauptmannes wog schwer. Er litt sehr unter dem strengen Willen des Draconers. Weiter einem Pfad zu folgen, den er lieber verlassen würde, war schwer für ihn. Doch sein Eid gegenüber dem Königreich Carus und seiner geliebten Stadt verlangten es. Aber er schwor bei sich, dass er dem Sandari zu Hilfe eilen würde. Nicht in diesem Augenblick, aber ganz sicher zu einem späteren Zeitpunkt. Sobald er die Menschen Zitelias in Sicherheit wusste, würde er um seine Entlassung bitten und die Orkhöhlen aufsuchen.
DAS FEUER VORTEX’
Unterdessen hatte der Obscura jegliche Kraft verloren. Er lag auf dem Boden seines Gefängnisses und rührte sich nicht. Damit war er jetzt genau an dem Punkt, an dem Tachal ihn von Beginn an haben wollte. Der Führer ließ nicht lange auf sich warten, als seine Untertanen ihm von dem Häufchen Elend, das der Priester abgab, berichteten. Das Licht am Ende des Ganges wurde heller und Tachals Schritte, sowie die seiner beiden begleitenden Krieger, hallten im Echo durch das Gemäuer. Immer mehr näherten sie sich dem Obscura. Mit ihnen kehrte das Licht zurück, das Failon in den Augen brannte, sodass er im ersten Moment nichts erkennen konnte. Tachal griff an die Gitterstäbe und lachte laut auf. »Ihr seid fast blind und das, obwohl ihr doch behauptet, dass Ihr durch Euren Glauben an Vell ein Kind des Lichts seid.«
Failon hielt sich die Hand schützend vor die Augen. Er sah alles um sich herum nur verschwommen, erkannte Tachal aber auf Anhieb an seiner Stimme. »Ihr seid ein Stück Dreck, Tachal, bringt es doch zu Ende«, entgegnete er.
»Nein, mein Freund, Ihr werdet mir noch nützlich sein, wenn Eure Brüder, die Lichtkrieger, in mein Heim eindringen wollen, um mich zu vernichten. Und solange Ihr mir nichts über die Abschriften der Zukunft verratet, seid Ihr – sagen wir mal – unentbehrlich.«
»Euer Heim? Meint Ihr dieses Loch, in dem Ihr lebt?«
»Vielleicht verliert Ihr Eure Zunge doch noch, Obscura.«
»Dann brauche ich
Weitere Kostenlose Bücher