Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
Geheimnis bewahrte. Darunter auch dieses Buch. Ich muss wissen, was er mir mitteilen wollte, bevor es zu spät ist. Und dabei denke ich nicht nur an Zitelia, sondern an ganz Cataneo.«
Annoth reichte ihm das Buch zurück. »Hört zu, Hauptmann, ich würde ebenso wie Ihr lieber alle retten wollen. Doch das können wir nicht. Also bitte tut nichts Falsches und folgt Eurer Verantwortung, die Ihr für die Menschen hier auf Euch genommen habt.«
»War es etwa falsch von dem Sandari aufzubrechen, um seinen Freund vor dem Verderben zu retten?«, rief Morris aufgebracht. Verstand der Draconer wirklich nicht, um was es ihm ging?
Annoth schwieg kurz und schaute sich um. Einige der Mitreisenden sahen inzwischen neugierig zu den beiden hinüber. Der Draconer wandte sich wieder dem Hauptmann zu und blickte ihn durchdringend an. »Ich sage Euch dies zum letzten Mal. Ihr werdet Euch nun ausruhen und in ein paar Stunden brechen wir auf. Solltet Ihr anderer Meinung sein als ich, so ist das Euer gutes Recht. Lasst Euch aber gesagt sein: Wenn Ihr alleine losreitet, werdet ihr nicht länger Hauptmann sein. Ich hoffe, dass ich mich deutlich genug ausgedrückt habe. Gute Nacht, Morris.« Annoth drehte ihm demonstrativ den Rücken zu und verschwand wieder im Nebel. Zurück blieb nur Morris, der die Zügel seines Pferdes fest in der Hand hielt. Wieso konnte der Narr nicht begreifen, welch wichtige Rolle Failon spielte? Vielleicht vermochte der Priester zu sagen, welches Schicksal allen drohte. Es konnte doch sein, dass er die Zeichen längst gedeutet hatte. Wenn dem so wäre, hätten sie eventuell einen Vorteil in dem bevorstehenden Kampf. Morris rauchte bereits der Kopf. Die Stadt zu beschützen und dem Willen seines Königs zu folgen, lag ihm ebenso am Herzen, wie auf den einzelnen achtzugeben. Eine Fehlentscheidung würde ihm bis zu seinem Lebensende in Erinnerung bleiben. Was sollte er also jetzt bloß tun?
Annoth hatte sich längst niedergelassen. Sein Kopf lag auf einer seiner Taschen. Er blickte in den klaren Sternenhimmel. Noch immer war er wütend. Konnte sich kaum erklären, weshalb Morris so uneinsichtig war. Für einen Draconer zählte lediglich die Pflicht. Versprach er seinem König, eine Aufgabe anzunehmen, tat er alles, um diese zu erfüllen. Er hätte keinen Gedanken daran verschwendet, ob er etwas anderes tun sollte, als ihm auferlegt wurde. Der Sandari war in seinen Augen nicht ganz bei Sinnen. Wenn der Verbrannte den Weg in sein Verderben gehen wollte, so war das seine Entscheidung. Wer freiwillig das Land der Orks betrat, war in den Augen des Draconers keinesfalls mutig oder ehrenhaft. Ohne eine Armee war dies reiner Selbstmord. Annoth wäre niemals auf die Idee gekommen, diesem Wahnsinn zu folgen, oder einen seiner Männer dafür zu gefährden. Was war Morris nur für ein Mann? Für Annoth schien es, als sei der Hauptmann ängstlich im Angesicht des Krieges. Er benahm sich irr vor Furcht. Für den Draconer war dies ohne Zweifel eine Schwäche. So verhielt sich doch kein gestandener Mann, sondern nur ein unreifer Knabe! Im Volk der Draconer kannte ein Krieger keine Furcht! Annoth war sich nach wie vor sicher: Sollte der Hauptmann dem Sandari wirklich folgen, so müsste er dies allein tun.
IM FANG EINES LETIFERS
Es war eine klare Nacht. Der Sternenhimmel leuchtete in seiner ganzen Pracht. Doch Xeroi konnte sich heute nicht daran erfreuen. Seine Angst überwog alle anderen Gefühle. Der Sandari hatte sich auf einem umgefallenen Baumstamm niedergelassen. Er wurde von Schmerzen geplagt. Einer seiner Knöchel bereitete ihm langsam Sorgen. Er hatte ihn sich im Wald der Exindur verletzt, als er hastig Richtung Nordwest aufgebrochen war. Die Wurzeln, über die er gestolpert war, waren kaum zu sehen gewesen. Er war zu Boden gestürzt und hatte sich eine tiefe Wunde zugezogen. Unglücklicherweise riss die Wunde immer wieder auf, während er sich durch üppiges Gestrüpp kämpfte. Er versuchte, weiterhin stark zu bleiben und ärgerte sich zutiefst über das Unglück, eine Rast einlegen zu müssen. Vorsichtig sah er nach seinem Knöchel. Die Wunde hatte sich bereits entzündet. Obwohl er versucht hatte, die Verletzung mit etwas Stoff zu bedecken, hatte sich Schmutz darin gesammelt. Er hatte nur noch wenig Wasser. Da seine Vorräte mit dem Obscura verloren gegangen waren, fehlte ihm seit jenem Tag sein Lederbeutel, in dem er Wasser gesammelt hatte. Lediglich ein ausgehöhlter dünner Ast diente ihm nun als Wasserbehälter.
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