Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
Doch dieser ließ sich nicht verschließen und so musste er ihn stets sehr vorsichtig tragen. Am Grauen See hatte er diesen zuletzt aufgefüllt. Xeroi wusste, dass er die Wunde ausspülen musste, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, dass sie eiterte. Andererseits war er sich nicht sicher, wann er wieder an einen See oder Bach kommen würde. Deshalb nahm er nur wenig Wasser für die karge Reinigung seiner Wunde. Er sah ein, dass er seinen Fuß zwischendurch immer wieder schonen musste, wenn er in den nächsten Tagen tatsächlich bei den Orkhöhlen ankommen wollte. Noch hatte er keine Ideen wie er weiter vorgehen würde, wenn er es tatsächlich bis dorthin schaffte. Immer wieder schob er die Gedanken daran beiseite. Er sagte sich, dass er dies erst wissen musste, wenn er dort war. Doch in Wahrheit war es seine Angst, die ihn davon abhielt, darüber nachzudenken. Xeroi hatte gehofft, dass Morris ihn ohne zu zögern begleiten würde und natürlich war seine Enttäuschung groß gewesen, als der Hauptmann nicht mit ihm gekommen war. Aber er sah ein, dass der Hauptmann schließlich nicht eine ganze Stadt im Stich lassen konnte. Er hatte gewusst, dass Morris die Stadt räumen lassen würde, wenn er begriff, dass der Obscura Recht hatte und diese wirklich in Gefahr war. Als er ihm und dem Draconer im Nebel begegnet war, hatte er rasch verstanden, worum es bei ihrer Reise ging. Deshalb hatte er beschlossen, allein weiterzugehen. Seine Gedanken schweiften ab zu den Tagen in Zitelia, in denen er glücklich gewesen war und in denen er sich beinahe frei gefühlt hatte. Dies hatte er vor allem seinen Freunden zu verdanken. Sie hatten ihn nie beleidigt und wie einen räudigen Hund behandelt, so wie es normalerweise in Cataneo mit einem Sandari geschah. Nur das hatte Xeroi geholfen, seine schlimme Vergangenheit zu vergessen und genau deshalb wollte er Failon helfen. Denn in einem Punkt war er sich ganz sicher: der Obscura würde dasselbe für ihn tun. Diesen Gedanken hielt er fest, als er sich vom Baumstamm auf die Beine stemmte und beschloss seine Reise fortzusetzen.
Es war inzwischen stockdunkel und Xeroi wurde es immer mulmiger zumute. Er ging langsamer und vorsichtiger, denn die Angst entzog ihm immer mehr Kraft. Ihn beschlich das Gefühl, dass er nicht allein war und hielt den Atem an, um in die Finsternis zu lauschen. Doch er hörte nichts. Langsam atmete er wieder aus und zwang sich, sich etwas zu beruhigen. Er drehte sich vorsichtig in alle Richtungen, doch außer der immer karger werdenden Landschaft, die mit jedem Schritt steiniger und trockener wurde, konnte er nichts erkennen. Vorsichtig ging er weiter, noch immer ängstlich, doch der Gedanke an Failon half ihm voran zu kommen. Ein feiner Nebel zog auf. Der Baumstamm, auf dem Xeroi seine Rast gemacht hatte, lag nun weit entfernt und je größer die Entfernung wurde, desto mehr ließ die Furcht von ihm ab. Mit jedem Schritt fühlte er sich sicherer. Xeroi begann zu glauben, dass er tatsächlich ungesehen ins Schattenreich der Orks treten konnte. Doch plötzlich zog sich vor seinen Augen der Nebel geisterhaft zusammen und Xeroi lief es kalt den Rücken hinunter. Zitternd trat er einen Schritt zurück. Innerhalb von ein paar Augenblicken entstand eine unheimliche Gestalt in der Dunkelheit. Ein kahlköpfiger Mann bildete sich aus dem Nebel heraus. Xeroi blickte in tote Augen, die keine Pupillen hatten und vollkommen weiß waren. Die Kleidung des Mannes war an vielen Stellen zerrissen und völlig verdreckt. Langsam tastete sich Xerois Hand an den Griff seines Schwertes, doch ehe er etwas tun konnte, verschwand der Mann erneut im Nebel und tauchte in Windeseile wieder hinter ihm auf. Die Gestalt packte ihn von hinten an den Armen. Xeroi wusste sofort, um welche Kreatur es sich bei diesem Wesen handelte. Er gehörte zu dem verfluchten Volk der Letifer. Genau diesem Letifer war er schon einmal vor langer Zeit begegnet. Er hatte sein markantes Gesicht sofort erkannt. Sein Anblick rief in dem Sandari furchtbare Erinnerungen wach. Er hatte mit ihm für Tachal gearbeitet. Über viele Monate lang waren sie Verbündete gewesen. Bis zu jenem schrecklichen Tag, der alles verändert und Xeroi dazu gezwungen hatte, zu fliehen. »Was wollt Ihr um Himmelswillen?«, schrie der Sandari panisch.
Es wurde plötzlich eisigkalt und Xerois Atem bildete kleine Wölkchen beim Ausatmen. Das Ungeheuer hinter ihm drückte seine Nase in den Nacken des Sandaris und roch an ihm, als wäre er ein
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