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Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin Thomas
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so merkte er scheinbar nicht einmal, wie Morris ihn musterte. Mit seiner königlichen Kleidung und seinem robusten Brustpanzer sah Annoth furchtbar edel aus. Sein Blick schien stets Mut auszustrahlen und eine Menge Stolz. Dies konnte der Hauptmann nicht immer von sich behaupten. Er war stolz auf seine Leistungen und auf das, was er in seinem Leben erreicht hatte. Seine Männer schätzten ihn und auch seinen König hatte er bislang nicht enttäuscht, trotzdem war er nicht wirklich stolz auf sich und seine vorangegangen Taten. Er hatte nicht nur seinen Stolz, sondern auch den Mut verloren. Der Anblick des ersten Dämons hatte ihn in die Realität zurückgeholt. In die, in der ihm klar wurde, dass er nicht immer etwas tun konnte, nicht immer alle zu retten vermochte und vor allem musste er auch erfahren, dass selbst er Niederlagen zu verkraften hatte. Er war eben auch nur ein Mensch. Ein Mann aus Fleisch und Blut, anders als der Draconer neben ihm. Dieser hatte eine zähe Haut und starke Hände. Er war halb Mensch und halb Tier. Annoth verkörperte ein intelligentes und kraftvolles Wesen. Der Mensch hingegen schien ohne Waffen eher machtlos zu sein. Dem Hauptmann wurde dies in jenem Moment mehr als deutlich. Sein Blick haftete an dem Draconer und seine düsteren Gedanken hämmerten so stark wie der Schmerz in seinem Kopf. Annoth war stärker, so dachte er. Umso mehr musste Morris ihn davon überzeugen, dass in ihm mehr steckte als ein einfacher Mensch. Er war ein Mann voller Tatendrang, der über sich hinauswachsen wollte und so löste er seinen neidvollen Blick von dem Draconer. Die Augen richtete er ebenso stolz wie Annoth geradeaus und er versuchte, die Hitze besser zu ertragen, indem er sich sagte, dass die Abkühlung der Nacht schon bald folgen würde.

ERINNERUNGEN
    Der Älteste tippelte nervös mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte der königlichen Tafel. Zwei seiner Priester waren bei ihm. Er steckte sie mit seiner Nervosität immer mehr an. Gleich würde sich die Tür öffnen, so wusste er. Die Sonne strömte flutartig in den großen Saal und ihr Licht spiegelte sich in dem Glanz des Holzes wieder. Der Boden war aus seltenem Stein, der Oberste hatte diese Art schon einmal gesehen. Diese Zeit lag weit zurück, doch seine Erinnerungen kamen langsam wieder. Er war damals noch sehr jung gewesen und hatte eine weite Reise zurückgelegt. Jeden bedeutenden Ort hatte er auf Cataneo besucht. Dann sein letztes Ziel. Er erinnerte sich, wie sich die massiven Tore geöffnet hatten und er in den Fels getreten war. Sie hatten das Gebirge zu ihrem Heim gemacht. Ein Zuhause, das durch Fels geschützt wurde und in den Bergen lag. Es war das Reich der Zwerge, von dem er zuvor schon so viel gehört hatte. Ihre Handwerkskünste waren damals schon so legendär gewesen wie heute und er hatte mit großen Augen die Hallen betrachtet, durch die er getreten war. Der Boden war aus demselben Stein gewesen wie dieser hier in dem königlichen Speisesaal. Er schimmerte und war durchzogen von dunklem Gestein, das kunstvoll seine Linien über den Boden zog. Die Zwerge hatten viel Sinn für Schönheit. Sie waren zwar manchmal forsch und zynisch und dennoch immer gastfreundlich. Er hatte ihnen damals von seinen Reisen erzählt, von den Stämmen, die er besucht hatte. Von den Sandaris und den Exindur. Die Zwerge hatten ihm gespannt zugehört, denn nur wenige von ihnen verließen in der Regel das Sturmgebirge, um die Welt zu erkunden.
    Für sie war er eine mutige Kreatur und schon damals ein Weiser. Was würden sie erst heute sagen, nachdem Jahrhunderte ins Land gezogen waren? Er war alt geworden und hatte inzwischen viel mehr gesehen als damals. In all der Zeit war er schon öfter an einige der Orte zurückgekehrt, die er einst während seiner großen Reise besucht hatte. Jedoch war er niemals in die Hallen der Zwerge zurückgekommen. Dabei hatte er sich bei ihnen so wohl gefühlt. Die kunstvollen Bauwerke hatten ihn begeistert und sich für immer in seine Erinnerungen gebrannt. Nie mehr hatte er so etwas gesehen, alles allein aus Steinen erschaffen. Massiv und wunderschön. Wie dieser Boden, der ihn kurz in seinen trüben Gedankengängen innehalten ließ und ihm die Anspannung nahm.
    »Sie wird gleich hier sein«, versicherte er seinen beiden jüngeren Glaubensbrüdern. Er atmete tief ein. Seine Hände hatte er still auf die Tischplatte gelegt. Sein Blick wanderte von der Tür immer wieder zum Boden. Der Gedanke an das Heim der Zwerge und die

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