Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
lebvollen Tage dort, blühten wieder und wieder in ihm auf. Das tat ihm gut und er beschloss, dorthin zurückzukehren, wenn die Zeit des Unglücks vorbei war. Er würde dann den Zwergen von den Kreaturen der Götter erzählen, von der Zeit, in der sie nicht wussten, was auf sie zukommen würde und von dem siegreichen Kampf.
So hoffte er.
»Meint Ihr, sie wird uns sprechen wollen?«, warf plötzlich der Obscura zu seiner Rechten in die Stille.
Der Oberste nickte. »Sie wird nicht nein sagen können«, sprach er ihm Mut zu. »Ihre Güte wird sie dazu verleiten, uns anzuhören.«
Die Priester nickten. Sie wussten, dass der Älteste Recht behalten würde. Doch auch in ihnen ging einiges vor sich. Gleich würden sie zum ersten Mal einen Engel Splendor erblicken. Ihre Vorstellungskraft reichte nicht aus, um das, was sie wussten, in Bilder zu fassen. Die Schönheit, von der die Bücher berichteten. Das Licht, das diese Kreaturen umgab. Die Wärme, die sie ausstrahlten. Das Herz schlug beiden bis zum Hals. Sie waren noch jung. Erst wenige Jahrhunderte alt, was für die Priester kaum eine Zeit ausmachte. Sie waren die letzten ihrer Art, die den Kriegsveteranen folgten. Gleich würde sie also einem Engel Splendors begegnen und in einigen Jahrhunderten würden Sie den Bewohnern dieses Planeten davon berichten, sich erinnern und versuchen, Worte für das Gesehene zu finden. Der Atem stockte ihnen wahrhaftig, als die Tür aufging.
In der königlichen Stadt waren Failon und Xeroi erneut auf sich allein gestellt. Sie hatten Morris ziehen lassen müssen. Sein König hatte ihm die gewünschte Reise nach Zitelia zum jetzigen Zeitpunkt untersagt und ihn ins Königreich Lordas geschickt. Dennoch hatte weder der Obscura, noch der Sandari sich von dem Gedanken lösen können, Tachal zu überlisten. Die Idee, sich der Letifer zu bemächtigen, schien beinahe undenkbar und dennoch war es eine Chance. Sie hatten hitzige Diskussionen geführt und mehrere Gedankengänge ausgetauscht. Failon hatte schließlich einen Plan konstruiert: Er musste dem Orkführer beweisen, dass Vortex’ Kraft noch immer stark in ihm war. Und es gab etwas, nach dem Tachal mehr als nach allem anderen verlangte –
Xeroi. Failon würde seinen Freund den Feinden übergeben müssen, um Tachals Vertrauen zu erlangen. Er hoffte, dass sie Xeroi nicht töten, sondern »nur« einsperren würden. Failon hoffte, wenn er endlich im Dunklen Reich war, dass er einige Momente haben würde, in denen er mit dem Schattenvolk der Letifer allein sein würde. Wenn sein Plan funktionierte, könnte er auch ihr Vertrauen erlangen und sie dann im Kampf gegen die Dunkelheit einsetzen. Der Haken daran war jedoch, dass weder Failon noch Xeroi genau wussten, ob diese Kreaturen tatsächlich gegen Orks oder Dämonen kämpfen würden. Dies galt es herauszufinden. Denn solange das Heer der Orks durch die Letifer verstärkt wurde, waren die Kämpfer Vortex’ in der Übermacht und Cataneo drohte überrannt zu werden.
Sie mussten dies verhindern. Um jeden Preis. Xeroi war ebenso wie Failon bereit, alles dafür zu geben. Die Visionen des Sandaris hatten ihnen beiden große Angst gemacht. Beide beschlossen unabhängig voneinander, sich der Angst zu stellen und den Ausgang des Krieges, so wie Xeroi es erblickt hatte, zu ändern.
Dass die Bestie längst auf ihrer Spur war, ahnten Xeroi und Failon nicht. Die Kreatur lief mit großen Sprüngen voran und war bereits am Grauen See. Ihr Schnaufen hallte durch den Nebel am Ufer des Sees und ihre Pfoten gruben sich mit jedem Schritt tiefer in den Schlamm. Sie sabberte und starrte wie in Trance geradeaus. Der Duft des Sandaris hing ihr in der Nase. Er war hier, so roch sie es. Die wenigen, die sie auf ihrer Reise erblickten, erstarrten vor Angst. Es würde nicht mehr lange dauern bis sie ihr Ziel erreicht hatte: Die Stadt Neckmar. Nur noch die Grasebenen lagen zwischen dem Wolfstier und seiner Beute. Die Namenlose Bestie stammte von einer längst vergangenen Rasse ab und war dem Tode nah gewesen, als der Ork sie einst fand. Er hatte sie mit sich genommen und mit Fleisch gestärkt. Damals ahnte er nicht, welch kraftvolles Tier dieses kleine Geschöpf werden sollte. Es wurde kräftiger und weit größer, als Tachal zu jener Zeit vermutet hatte. Sie wurde sein Begleiter und seine stärkste Waffe. Gemeinsam stürzten sie den damaligen Führer der Orks und niemand wagte es, sich gegen Tachal aufzulehnen. Der Anblick dieser Bestie erweckte großen Respekt bei
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