Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
werden Worte weise gewählt.«
Der Obscura schüttelte ungläubig den Kopf. »Eure Hallen werden brennen, wenn Ihr den Ernst dieser Lage nicht erkennt. Der Frieden ist bereits beendet. Er endete schon, als der erste Dämon aus der Erde kroch, ebenso wie er bereits endete, als Alya Eure Heimat zu der ihren machte. All dies waren längst die Zeichen dafür, dass es fortan keinen friedvollen Tag mehr geben wird. Wir befinden uns bereits in einem Krieg, in dem bis jetzt nur eine Seite kämpft. Die andere Seite wartet ab und riskiert damit, diesen Kampf zu verlieren. Bitte begreift das doch, Eure Hoheit!«, flehte er sie aufgewühlt an. Noch bevor jemand anderes das Wort ergreifen konnte, fuhr er fort. »Wir haben bereits Zitelia aufgegeben und viele umliegenden Dörfer. Der Westen fällt in die Hände Vortex’. Mein Tempel wird längst zu Asche zerfallen sein. Er war mein Zuhause. Er war mein friedvoller Ort. Lasst nicht zu, dass Euer Heim ebenfalls zerstört wird. Lasst es bitte nicht zu.« Dann brach sein Husten aus. Er rang immer wieder nach Luft. Seine Worte kosteten ihn viel Kraft. Er konnte nur hoffen, dass sie begriffen, worum es ihm ging. Er wollte helfen, er wollte diese Welt schützen, nichts anderes. Er selbst befürchtete schon längst, nicht mehr viel Zeit auf ihr verbringen zu können. Doch diejenigen, die zurückblieben, sollten Glück und Liebe erfahren. Er wollte nicht, dass sie für den Rest ihres Lebens nur noch Hass und Schmerz erfahren würden.
FLAMMEN DES ZORNS
Die Nacht, in der Indyrah Zitelia verlassen hatte, lag nun einige Monde zurück. Die Brut hatte sich hart gegenüber Azur verhalten. Oft hatten sie ihn hinterrücks angegriffen oder ihn zum Kampf herausgefordert. Sie hatten ihm seinen Rang streitig machen wollen. Sie hatten sich gegen ihn aufgehetzt. Nur einer der älteren Dämonen hatte zu ihm gehalten und versucht, die anderen zu beruhigen. »Er ist nicht anders als ihr«, hatte er mit seiner dunklen Stimme erklärt. »Ihr habt gesehen, was er der Dämonin antat. Ganz gleich was sie empfand, er fühlte Wut und Hass – so etwas kennt jeder von euch.«
Die Anhänger Vortex’ lebten nach den Regeln eines Wolfsrudels. Sie wurden vom Stärksten der Gruppe geführt. Seine Schwächen waren ihre Schwächen und so befürchteten sie, ihr Leittier könnte im Kampf den klaren Kopf verlieren. Azur musste beweisen, dass er noch immer nur an eins dachte: Den Sieg über die Kinder Splendors.
Azur hatte sich Indyrah so gut es ging aus dem Kopf geschlagen, verdrängte jeden Gedanken an sie und schlug jeden Dämon nieder, der versuchte, ihm seinen Platz streitig zu machen. In ihm erwachte wieder das Tier, das ihn zeitweise verlassen hatte. Mit jeder vergangenen Nacht sehnte er sich mehr nach Rache. Seine Hände zitterten vor Erregung bei dem Gedanken, mit seinen Klauen einen Engel töten zu können und der Mond Vortex übte wieder große Macht auf ihn aus. Er begann langsam zu vergessen, welch Zauber er im Wesen Indyrahs erblickt hatte. Die Gedanken an ein Leben ohne Grausamkeiten, die er vor gar nicht langer Zeit gehabt hatte, kamen ihm jetzt absurd vor. Die Kraft Vortex’ holte sich zurück, was ihr gehörte und so dauerte es nicht lange, bis jeder Dämon Zitelias ihn abermals ehrfürchtig ansah.
»Er kann einfach nicht warten!« Azur klang zornig. »Mir schmeckt das nicht. Er hat schon genug Irrsinn bewiesen, als er mich umbringen wollte!« Er ging eine schmale Gasse auf und ab, die durch die Schatten der Mauern vollkommen in Schwarz gehüllt war. »Er bricht einen Pakt und beginnt einen Krieg, den er nicht beginnen darf«, fuhr er fort. »Er muss zur Vernunft gebracht werden. Mir gleich, ob Ihr mit ihm sprecht oder ihn sofort tötet.«
Der alte Dämon hatte Azur aufmerksam zugehört. Beide hatte die Nachricht einer ihrer Späher überrascht. Die Orks mordeten unaufhörlich und nahmen bereits einiges Land des Königreichs Carus ein. Um der Brut aus dem Weg zu gehen schienen sie dies meist tagsüber zu tun, doch es war Tachal nicht bestimmt, einen Kriegsbeginn einzuläuten und so blieb der Brut Vortex’ nun mehr die Aufgabe, ihn aufzuhalten.
»Wir werden mit ihm sprechen. Ihr wisst so gut wie ich, dass wir ihn lebend brauchen.« Die Stimme des Alten war rau. »Er ist die führende Hand der Letifer.«
»Das weiß ich selbst!«, brüllte Azur. »Doch dieses gottverdammte Volk ist mir völlig gleichgültig! Er weiß, dass er uns damit in den Händen hält und nutzt genau das aus. Ich verachte
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