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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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sie wurde angeredet. Ihr Busen war üppig und ihre Haut rein. Sie war unwiderstehlich, und Männer machten sorgfältig einen Bogen um sie herum. Sie war saftig, süß, sanft und dumm und brachte jeden um den Verstand, außer General Dreedle.
    »Ihr solltet sie mal nackt sehen«, lachte General Dreedle röhrend und genußvoll, während seine Pflegerin stolz lächelnd unmittelbar neben ihm stand. »Im Hauptquartier verwahrt sie eine Uniform in meinem Zimmer, die ist aus rosa Seide und so hauteng, daß ihre Brustwarzen wie Kirschen vorstehen. Milo hat mir das Material verschafft. Das Ding ist so knapp, daß sie weder Höschen noch Büstenhalter drunter tragen kann. Manchmal, wenn Moodus bei mir ist, lasse ich sie diese Uniform anziehen, bloß um ihn verrückt zu machen.« General Dreedle lachte rauh.
    »Ihr müßtet mal sehen, was sich in ihrer Bluse abspielt, wenn sie sich bewegt. Sie bringt ihn um den Verstand. Wenn ich ihn dabei erwische, daß er sie oder eine andere Frau anrührt, lasse ich den geilen Stinkmops zum Gemeinen degradieren und ein ganzes Jahr die Küche scheuern.«
    »Er hält sie sich bloß, um mich verrückt zu machen«, beschuldigte Colonel Moodus am anderen Ende der Bar klagend seinen Schwiegervater. »Im Hauptquartier verwahrt er eine Uniform aus rosa Seide, die so eng ist, daß ihre Brustwarzen wie Kirschen vorstehen. Sie kann nicht mal Höschen oder einen Büstenhalter drunter tragen. Ihr müßtet mal hören, wie die Seide raschelt, wenn sie sich bewegt. Aber sobald ich versuche, mit ihr oder einer anderen was anzufangen, läßt er mich zum Gemeinen degradieren und ein ganzes Jahr lang die Küche scheuern. Sie bringt mich um den Verstand.«
    »Seitdem wir in Übersee sind«, vertraute General Dreedle seinen Hörern an, »ist er noch mit keiner Frau im Bett gewesen.«
    Sein eckiger Stoppelkopf bebte bei diesem teuflischen Gedanken vor sadistischem Lachen. »Das ist einer der Gründe, weshalb ich ihn nie aus den Augen lasse: daß er sich kein Weib besorgen kann. Könnt ihr euch vorstellen, was das arme Schwein für Qualen leidet?«
    »Seitdem wir in Übersee sind«, winselte Colonel Moodus mit tränenerstickter Stimme, »bin ich noch bei keiner Frau gewesen.
    Könnt ihr euch vorstellen, was ich für Qualen leide?«
    Wenn General Dreedle mit jemandem so unzufrieden war wie mit Colonel Moodus, konnte er auch zu anderen Leuten streng sein. Er hatte keinen Sinn für scheinheiliges Getue, Takt oder anmaßliches Auftreten, und sein Glaubensbekenntnis als Berufssoldat war eindeutig und knapp: die jungen Männer, die seine Befehle entgegenzunehmen hatten, mußten bereit sein, ihr Leben für die Ideale und Eigenheiten jenes alten Mannes hinzugeben, dessen Befehle General Dreedle zu befolgen hatte. Die Offiziere und Mannschaften seiner Luftflotte waren für ihn nichts als militärische Rechnungsposten. Er verlangte von ihnen einzig, daß sie ihre Pflicht taten; darüber hinaus mochten sie anfangen, was sie wollten. Falls sie es wünschten, war es ihnen erlaubt, wie es Colonel Cathcart erlaubt war, ihre Besatzungen zu zwingen, sechzig Einsätze zu fliegen. Und falls sie es wünschten, war es ihnen erlaubt, wie es Yossarián erlaubt gewesen war, nackt zur Parade zu kommen, obwohl General Dreedles steinerner Unterkiefer bei diesem Anblick herabgesunken war und General Dreedle mit großen Schritten diktatorisch die Formation abgeschritten hatte, um sich davon zu überzeugen, daß da wirklich ein Mann mit nichts als Hausschuhen bekleidet in Achtungstellung stand und darauf wartete, von ihm einen Orden verliehen zu bekommen.
    General Dreedle war sprachlos. Als Colonel Cathcart Yossarián erspähte, wandelte ihn eine Ohnmacht an, und Colonel Korn trat von hinten an ihn heran und packte mit festem Griff seinen Arm.
    Das Schweigen war grotesk. Von See her wehte eine stete, warme Brise, und auf der Hauptstraße kam ein alter, mit schmutzigem Stroh beladener Leiterwagen in Sicht. Er wurde von einem schwarzen Esel gezogen und von einem Bauern gelenkt, der einen Schlapphut und verblichenes, braunes Arbeitszeug trug und keine Notiz von der militärischen Zeremonie nahm, die rechts von ihm auf dem kleinen Feld stattfand.
    Endlich sprach General Dreedle. »Zurück zum Auto!«, bellte er über die Schulter seine Pflegerin an, die mit ihm die Formation abgeschritten hatte. Die Pflegerin trudelte lächelnd zu der braunen Stabslimousine zurück, die etwa zwanzig Meter vom Rande des Feldes entfernt hielt. General Dreedle wartete

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