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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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einen Piloten, der tut, was man ihm sagt.
    Und zum Beweis Ihres guten Willens eine kleine Anzahlung auf den ersten Auftrag.«.
    »Aber Krakau liegt über hundert Meilen hinter den feindlichen Linien. Wie wollen Sie da an die Wurst herankommen?«
    »In Genf besteht ein internationales Austauschzentrum für Polnische Wurst. Ich werde einfach Erdnüsse nach der Schweiz fliegen und sie zum Marktpreis gegen Polnische Wurst einhandeln.
    Von dort werden dann die Erdnüsse nach Krakau geflogen, und ich fliege Ihnen die Polnische Wurst her. Sie kaufen durch das Syndikat nur soviel Wurst, wie Sie benötigen. Es gibt auch Mandarinen, die nur ganz wenig gefärbt sind. Dazu Eier aus Malta und Whisky aus Sizilien. Wenn Sie durchs Syndikat kaufen, zahlen Sie das Geld praktisch sich selber, weil jeder einen Anteil hat, und Sie bekommen daher im Grunde alles, was Sie kaufen, umsonst. Leuchtet Ihnen das ein?«
    »Sie sind ein Genie. Wie sind Sie nur jemals darauf verfallen?«
    »Ich heiße Milo Minderbinder und bin siebenundzwanzig Jahre alt.«
    Von überall kamen Milo Minderbinders Maschinen angeflogen; Jäger, Bomber und Transportmaschinen schwärmten über Colonel Cathcarts Flugplatz, gesteuert von Piloten, die taten, was man ihnen sagte. Die Maschinen trugen grelle Markierungen, die solch lobenswerte Tugenden wie Mut, Kraft, Gerechtigkeit, Wahrheit, Freiheit, Liebe, Ehre und Patriotismus symbolisierten und sogleich von Milos Mechanikern mit einem doppelten weißen Anstrich übermalt und mit der Inschrift M&M Feinste Kolonialwaren und Delikatessen in grellem Purpur beschriftet wurden.
    Das M & M bedeutete Milo & Minderbinder und das & war, wie Milo offen zugab, eingeführt worden, um den Anschein zu vermeiden, als sei das Syndikat ein Einmannunternehmen. Bei Milo trafen Flugzeuge ein, die in Italien, in Nordafrika und England, in Liberia, in Kairo und Karatschi gestartet waren. Jäger wurden für Transportmaschinen eingetauscht oder für spezifizierte Eilfracht und den Päckchendienst reserviert. Heeresformationen stellten Lastwagen und Tanks ,-für den Nahverkehr auf der Straße bereit. Jeder hatte einen Anteil, und Männer wurden fett dabei und schlenderten nur mehr mit dem Zahnstocher zwischen den schmatzenden Lippen einher. Milo beaufsichtigte das sich schnell vergrößernde Unternehmen in eigener Person. Tiefe, otterbraune Sorgenfalten kerbten sich in sein abgespanntes Antlitz und gaben ihm ein gehetztes, nüchternes, mißtrauisches Aussehen. Jeder, mit Ausnahme von Yossarián, hielt Milo für einen Tropf, weil er sich freiwillig für den Posten des Meßoffiziers erboten hatte und ihn noch dazu so ernst nahm. Yossarián hielt Milo zwar auch für einen Tropf, doch wußte er, daß Milo zugleich ein Genie war.
    Eines Tages flog Milo nach England, um eine Ladung türkisches Halvah zu übernehmen, und kehrte in Begleitung von vier mit Yamswurzeln, Wirsingkohl, Senfkörnern und Erbsen beladenen deutschen Bombern zurück. Milo war sprachlos, als er sich beim Verlassen der Maschine einer Gruppe bewaffneter MPs gegenübersah, welche die deutschen Piloten gefangen nehmen und ihre Ladung beschlagnahmen wollten. Beschlagnahmen! Allein das Wort war ihm Anathema, und er stapfte, wilde Verwünschungen ausstoßend, umher und deutete mit tadelnd erhobenem Zeigefinger immer wieder auf die schuldbewußten Gesichter von Colonel Cathcart und Colonel Korn und auf den bedauernswerten, narbenbedeckten Captain mit der Maschinenpistole, der die MP kommandierte.
    »Sind wir denn in Rußland?« schrie Milo ungläubig und aus Leibeskräften. »Beschlagnahmen?!« kreischte er, als könne er seinen Ohren nicht trauen. »Seit wann ist die amerikanische Regierung dazu übergegangen, das Privatvermögen ihrer Bürger zu beschlagnahmen? Schande über Sie! Schande über Sie, die Sie einen so gräßlichen Gedanken auch nur denken können!«
    »Aber Milo«, unterbrach Major Danby schüchtern, »wir befinden uns im Krieg mit Deutschland, und das sind deutsche Flugzeuge.«
    »Nichts dergleichen sind sie!« erwiderte Milo wütend. »Diese Maschinen da gehören dem Syndikat, und jeder hat einen Anteil. Beschlagnahmen? Wie können Sie denn überhaupt Ihr höchstpersönliches Eigentum beschlagnahmen wollen! Beschlagnahmen — was denn noch! Etwas so Verwerfliches ist mir im Leben nicht vorgekommen!«
    Und siehe, Milo hatte recht, denn als man die Maschinen betrachtete, erwies es sich, daß Milos Mechaniker die deutschen Hakenkreuze an Rumpf, Ruder und Tragflächen

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