Catch 22
Lagerhaltungskosten erreichten astronomische Größen und trugen dazu bei, daß seine Reserven dahinschmolzen. Der Profit von Orvieto zerrann Milo schrieb nach Hause um das Geld, das er in besseren Zeiten heimgeschickt hatte, doch bald war auch das verloren. Und jeden Tag trafen neue Baumwollballen in Alexandrien ein. Und immer, wenn es ihm gelang, einen Teil der Baumwolle unter Preis auf dem Weltmarkt loszuschlagen, wurde sie von geriebenen ägyptischen Maklern in der Levante aufgekauft, die sie Milo dann zum ursprünglich vereinbarten Preise zurückverkauften, so daß er am Ende schlechter dastand als zuvor.
M & M befand sich vor dem Zusammenbruch. Milo verfluchte sich stündlich neu wegen der monumentalen Gier und Dummheit, die ihn verleitet hatten, die gesamte ägyptische Baumwollernte zu kaufen, doch Vertrag ist Vertrag, und ein Vertrag muß eingehalten werden. -Und eines Abends, nach einem üppigen Schmaus starteten alle Milo gehörenden Jäger und Bomber, versammelten sich unmittelbar über dem Standort und begannen, Bomben auf das Geschwader zu werfen. Milo hatte wieder einen Auftrag der Deutschen ergattert, nämlich den Auftrag, seine eigene Einheit zu bombardieren. Milos Maschinen teilten sich zu einem sauber angelegten Angriff und bombardierten das Treibstofflager und das Gerätemagazin, die Montagehallen und die auf dem Rollfeld abgestellten 8-25. Seine Besatzungen verschonten die Landebahn und die Messen, damit sie nach vollbrachter Arbeit ungefährdet landen und vor dem Zubettgehen noch eine warme Stärkung zu sich nehmen könnten. Sie ließen beim Angriff die Landelichter brennen, da ja niemand zurückschoß. Sie bombardierten alle vier Staffelbereiche, das Offizierskasino und den Stabsbau. Männer rannten in blankem Entsetzen aus den Zelten und wußten nicht, wohin sich flüchten. Bald lagen überall schreiende Verwundete. Auf dem Platz vor dem Offizierskasino krepierte ein Bündel Splitterbomben und riß ausgezackte Löcher in die Holzwand des Gebäudes und in die Bäuche und Rücken zahlloser Leutnants und Captains, die an der Bar standen. Diese krümmten sich vor Schmerzen und gingen zu Boden.
Die anderen Offiziere rannten verstört zu den Ausgängen, bildeten dort aber feste, heulende Barrieren aus Menschenfleisch, denn vor Angst wagte sich niemand hinaus.
Colonel Cathcart bahnte sich mit Zähnen und Krallen einen Weg durch die rasende, verstörte Menge, bis er schließlich allein im Freien stand. Von Entsetzen und Unverständnis gelähmt, starrte er in den Himmel. Milos Flugzeuge, die heiter über den blühenden Baumkronen dahergesegelt kamen, mit offenen Bombenschächten und ausgefahrener Luftbremse, mit gräßlichen glubschäugigen, blendenden, grell flackernden, gespenstisch leuchtenden Landelichtern, waren der apokalyptischste Anblick, den Colonel Cathcart je gehabt hatte. Er stöhnte laut vor Entsetzen und warf sich beinahe schluchzend in seinen Jeep. Er fand Gaspedal und Zündung und raste, so schnell das stoßende Vehikel ihn tragen wollte, zum Flugplatz. Seine mächtigen, feisten Hände umklammerten mit weiß hervortretenden Knöcheln das Steuerrad und drückten auf die wie gepeinigt gellende Hupe. Einmal hätte er sich fast umgebracht, als er mit wild aufjaulenden Rädern einer Gruppe von Männern auswich, die in Unterhosen, mit stumpfen Gesichtern wie die Irren in die Hügel rasten, die Arme als unzulänglichen Schutz gegen die Schläfen gepreßt. Beiderseits der Straße lohten gelbliche, orangefarbene und dunkelrote Brände. Bäume und Zelte standen in Flammen, und Milos Flugzeuge kamen unermüdlich mit geöffneten Bombenschächten und brennenden Landelichtern herangeflogen. Beim Kontrollturm angelangt, trat Colonel Cathcart so hart auf die Bremsen, daß sich der Jeep beinahe überschlug. Er sprang aus dem noch gefährlich schleudernden Fahrzeug, wetzte die Treppen hinauf und in den Kommando-Stand, wo drei Männer sehr beschäftigt waren. Er stieß zwei von ihnen zur Seite und warf sich mit einem Sprung auf das vernickelte Mikrophon. Seine Augen funkelten wild, und sein fleischiges Gesicht war verzerrt vor Erregung. Er packte das Mikrophon mit bestialischem Griff und begann aus Leibeskräften hineinzuschreien.
»Milo, Sie Hurensohn! Sind Sie verrückt geworden? Was treiben Sie denn da? Kommen Sie runter, kommen Sie sofort runter!«
»Machen Sie doch gefälligst nicht so ein Geschrei«, versetzte Milo, der unmittelbar neben Colonel Cathcart im Kontrollturm stand. »Ich bin ja
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