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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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ganz ausgeschlossen, Sir«, sprudelte er heraus. »Wir kennen die Leute im Geschwader gar nicht gut genug dazu.«
    »Was macht das schon?« entgegnete Colonel Cathcart, lächelte dann aber leutselig. »Korporal Whitcomb hat mir diesen Schemabrief mitgebracht, der sich praktisch auf jeden Fall anwenden läßt. Hören Sie zu: >Sehr geehrte Frau, Herr, Fräulein oder Herr und Frau: Worte können nicht den tiefen, persönlichen Schmerz ausdrücken, den ich empfand, als Ihr Gatte, Sohn, Vater oder Bruder gefallen, verwundet oder vermißt gemeldet wurde.< Und so weiter. Ich finde, daß meine Gefühle in diesem Eröffnungssatz genau wiedergegeben sind. Vielleicht ist es besser, Sie überlassen das alles Korporal Whitcomb, falls Sie sich der Sache nicht gewachsen fühlen.« Colonel Cathcart zog hurtig seine Zigarettenspitze heraus und knetete mit beiden Händen daran herum wie an einer Reitgerte aus Onyx und Elfenbein. »Es ist das übrigens einer Ihrer Fehler, Kaplan. Wie ich von Korporal Whitcomb höre, sind Sie außerstande, Verantwortung zu delegieren. Er meint auch, Sie hätten keine Initiative. Sie wollen mir doch wohl nicht widersprechen, wie?«
    »Nein, Sir.« Der Kaplan schüttelte den Kopf und verabscheute sich dafür, daß er keine Verantwortung delegieren konnte, für seinen Mangel an Initiative und dafür, daß er wirklich in Versuchung gewesen war, dem Colonel zu widersprechen. Er war ganz durcheinander. Draußen schoß man auf Tontauben, und jeder Schuß zerrte ihm an den Nerven. Er konnte sich an den Klang von Schüssen nicht gewöhnen. Um ihn her standen Körbe voller Tomaten, und er war beinahe überzeugt davon, in grauer Vorzeit schon bei gleichem Anlaß in Colonel Cathcarts Büro gestanden zu haben und von den gleichen Körben mit den gleichen Tomaten umgeben gewesen zu sein. Wieder dejä vu. Der ganze Rahmen kam ihm bekannt vor, wirkte aber auch wieder unbekannt. Seine Uniform fühlte sich verschmutzt und alt an, und er hatte die schreckliche Vorstellung, schlecht zu riechen.
    »Sie nehmen die Dinge zu ernst, Kaplan«, sagte Colonel Cathcart rund heraus und mit der Miene des wissenden Erwachsenen.
    »Das ist ein weiterer Ihrer Fehler. Mit Ihrem traurigen Gesicht verbreiten Sie Niedergeschlagenheit um sich. Lachen Sie doch gelegentlich mal. Los, Kaplan, lachen Sie mal so recht von Herzen, dann schenke ich Ihnen einen ganzen Korb voll Tomaten.« Er wartete eine oder zwei Sekunden beobachtend und lachte dann sieghaft. »Sie sehen, ich habe recht. Sie können nicht von Herzen lachen.«
    »Nein, Sir«, gab der Kaplan kläglich zu und schluckte mühsam.
    »Im Moment jedenfalls nicht. Ich habe sehr großen Durst.«
    »Dann nehmen Sie sich was zu trinken. Colonel Korn hat immer Whisky im Schreibtisch. Sie sollten gelegentlich mal ins Kasino kommen, um sich ein bißchen zu amüsieren. Gießen Sie sich von Zeit zu Zeit mal einen auf die Lampe. Ich möchte nicht annehmen müssen, daß Sie sich über uns andere erhaben fühlen, weil Sie studiert haben.«
    »Aber nein, Sir«, versicherte der Kaplan verlegen. »Ich bin übrigens seit kurzem jeden Abend im Kasino.«
    »Schließlich sind Sie nur Captain«, fuhr Colonel Cathcart fort, ohne auf die Worte des Kaplans zu achten. »Sie mögen ja studiert haben, aber Sie sind bloß ein Captain.«
    »Jawohl, Sir. Das weiß ich.«
    »Sehr schön. Es ist übrigens gut, daß Sie vorhin nicht gelacht haben, ich hätte Ihnen nämlich doch keine Tomaten geschenkt.
    Laut Korporal Whitcornb haben Sie hier heute morgen eine Tomate mitgenommen.«
    »Heute morgen? Aber Sir! Sie haben mir die Tomate geschenkt.«
    Colonel Cathcart legte den Kopf mißtrauisch auf die Seite. »Ich habe ja nicht gesagt, daß ich Sie Ihnen nicht geschenkt hätte, ich habe bloß gesagt, Sie haben sie mitgenommen. Ich verstehe nicht, warum Sie so ein schlechtes Gewissen haben müssen, wenn Sie sie wirklich nicht gestohlen haben. Ich hätte Ihnen die Tomate also geschenkt?«
    »Jawohl, Sir. Ich schwöre, daß Sie sie mir geschenkt haben.«
    »Dann muß ich Ihnen wohl glauben, obwohl ich mir einfach nicht denken kann, warum ich den Wunsch haben sollte, Ihnen eine Tomate zu schenken.« Colonel Cathcart verschob fachmännisch einen Briefbeschwerer von der linken Schreibtischkante zur rechten und nahm einen gespitzten Bleistift zur Hand. »Okay, Kaplan. Falls Sie nichts mehr vorzubringen haben, möchte ich jetzt einige sehr wichtige Dinge erledigen. Sagen Sie Bescheid, sobald Korporal Whitcomb ein Dutzend dieser

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