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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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gerne zu. Am liebsten hörte er sich von sich selber sprechen. »General Dreedle hat keine Ahnung, wie er mit mir fertig werden soll«, sagte er hämisch. »Ich mische mich immer wieder mit Bemerkungen und Kritik, zu der ich eigentlich gar nicht berechtigt bin, in seine Zuständigkeit, und er weiß nicht, was er dagegen unternehmen soll. Beschuldigt er mich, ich hätte es auf seinen Sturz abgesehen, so sage ich einfach, ich lenke die allgemeine Aufmerksamkeit nur deshalb auf seine Fehler, um unsere militärische Schlagkraft durch die Beseitigung von Leerlauf zu stärken. Dann frage ich ihn ganz harmlos, ob er vielleicht etwas dagegen einzuwenden habe, daß unsere militärische Schlagkraft gestärkt werde. O ja, er knurrt, er sträubt sein Fell und bellt, in Wirklichkeit ist er aber ganz hilflos. Er fällt einfach aus dem Rahmen. Langsam wird er zum Säufer. Der arme Holzkopf dürfte eigentlich kein General sein. Er hat keinen Schliff, nicht die Spur von Schliff. Gott sei Dank wird er es nicht mehr lange machen.« General Peckem lachte munter und genüßlich und eilte mit vollen Segeln einer seiner teuersten Bemerkungen zu, die seine Bildung ins rechte Licht rückte. »Manchmal komme ich mir vor wie Fortinbras — haha — in dem Theaterstück Hamlet von William Shakespeare. Wie Fortinbras also, der während des ganzen Stückes immer nur am Rande auftaucht und erst, als alles zusammenbricht, herzueilt, um den Rest zu übernehmen.
    Shakespeare ist.. .«
    »Ich habe keine Ahnung vom Theater«, unterbrach Colonel Schittkopp grob.
    General Peckem sah ihn erstaunt an. Nie zuvor war eine seiner Anspielungen auf Shakespeares geheiligten Hamlet mit so roher Gleichgültigkeit mißachtet und unter die Füße getrampelt worden. Er fragte sich mit echter Sorge, was für einen Scheißkopf das Pentagon ihm da aufgehängt habe. »Wovon haben Sie denn überhaupt eine Ahnung?« fragte er beißend.
    »Vom Exerzieren«, erwiderte Colonel Schittkopp eifrig. »Darf ich Memoranden über den Exerzierdienst verfassen?«
    »Vorausgesetzt, daß Sie nicht wirklich Exerzierdienst ansetzen, meinetwegen.« General Peckem kehrte mit immer noch gerunzelter Stirn zu seinem Platz zurück. »Und weiter vorausgesetzt, daß sich das auf unsere Hauptaufgabe nicht störend auswirkt, die darin besteht, darauf hinzuarbeiten, daß die Leitung der gesamten Kriegsoperationen in die Zuständigkeit der Truppenbetreuung überführt wird.«
    »Darf ich Exerzierdienst ansetzen und ihn dann abblasen?«
    General Peckem heiterte sich augenblicklich auf. »Das ist ja ein großartiger Einfall! Beschränken Sie sich aber darauf, wöchentlich einen Befehl auszugeben, in dem der Exerzierdienst verschoben wird. Machen Sie sich nicht die Mühe, ihn überhaupt erst anzusetzen. Das wirkt noch viel verwirrender.« General Peckem war wieder von Kopf bis Fuß Verbindlichkeit. »Sehr gut, Schittkopp«, sagte er, »ich glaube, Sie sind da auf eine großartige Sache verfallen.Schließlich kann kein Kommandeur sich beschweren, wenn wir seine Leute davon unterrichten, daß am Sonntag nicht exerziert wird. Wir tun damit nichts weiter, als eine wohlbekannte Tatsache auszusprechen. Damit gelingt uns aber eine wunderhübsche Implikation, jawohl, eine wirklich wunderhübsche Implikation. Wir implizieren damit nämlich, daß wir Exerzierdienst ansetzen könnten, wenn wir wollten. Sie gefallen mir, Schittkopp. Gehen Sie nun und stellen Sie sich Colonel Cargill vor, und sagen Sie ihm, was Sie für Pläne haben. Sie kommen bestimmt glänzend miteinander aus.«
    Eine Minute später stürmte Colonel Cargill, von zaghafter Wut erfüllt, in General Peckems Büro. »Ich bin länger hier als Schittkopp«, nörgelte er. »Warum darf nicht ich den Exerzierdienst abblasen?«
    »Weil Schittkopp Erfahrungen im Exerzieren hat, Sie aber nicht.
    Wenn Sie wollen, dürfen Sie Besuche von Fronttheatern abblasen. Das ist übrigens ein guter Gedanke. Denken Sie bloß mal daran, an wie vielen Orten unsere Fronttheater an jedem beliebigen Tag nicht sein werden. Denken Sie mal an all die Standorte, die von den berühmtesten Künstlern nicht besucht werden.
    Jawohl Cargill, ich glaube, Sie haben da eine glänzende Idee. Mir scheint, daß Sie uns da gerade eben einen funkelnagelneuen Tätigkeitsbereich eröffnet haben. Sagen Sie Colonel Schittkopp, ich wünsche, daß er sich unter Ihrer Anleitung an dieser Arbeit beteiligt. Schicken Sie ihn mir herein, wenn Sie ihm seine Anweisungen gegeben haben.«
    »Colonel Cargill

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