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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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und Schwester Gramer, die Schwester Duckett und Yossarián stets an den Strand begleitete und sich hochnäsig zehn Schritte von ihnen entfernt niederließ. Keiner außer Aarfy machte jemals eine Bemerkung darüber, daß deutlich sichtbar und nur wenige Meter weiter weg nackte Männer ihr Sonnenbad nahmen, am Strand umhersprangen oder sich von dem riesigen, weiß angestrichenen Badefloß, das, auf leere Ölfässer montiert, draußen hinter der schlammigen Sandbank auf und nieder tanzte, ins Wasser stürzten. Schwester Gramer hielt sich zurück, weil sie auf Yossarián wütend und von Schwester Duckett enttäuscht war.
    Schwester Sue Ann Duckett verabscheute Aarfy. Das war einer ihrer vielen liebenswürdigen Züge, derentwegen Yossarián sie so schätzte. Er schätzte Schwester Sue Ann Ducketts lange weiße Beine und ihren festen, wohlgeformten Popo. Er unterließ es oft, sich daran zu erinnern, daß sie von den Hüften aufwärts sehr schlank und zerbrechlich war, und tat ihr daher in Augenblicken der Leidenschaft gegen seinen Willen weh, weil er sie zu fest an sich drückte. Er liebte ihre Art, ihm schläfrig zu Willen zu sein, wenn sie in der Abenddämmerung am Strand lagen. Ihre Nähe schenkte ihm Trost und Ruhe. Es verlangte ihn danach, sie immer zu berühren, den körperlichen Kontakt zwischen sich und ihr niemals abreißen zu lassen. Er liebte es, ihre Fesseln leicht mit den Fingern zu umspannen, wenn er mit Nately, Dunbar und Hungry Joe Karten spielte, er liebte es, leicht und zärtlich mit den Fingernägeln über die flaumigen Haare auf ihren glatten Schenkeln zu streichen oder verträumt und wollüstig und beinahe, ohne es zu bemerken, die besitzergreifende, respektvolle Hand auf ihren muschelförmigen Rücken unter dem Gummizug des Oberteiles ihres Badeanzuges zu legen, das sie stets trug, um darunter ihre winzigen Brüste mit den großen Brustwarzen zu verbergen. Er liebte die heitere, geschmeichelte Art, in der Schwester Duckett reagierte, er liebte es, daß sie unmißverständlich ihre Neigung zu ihm bekundete. Hungry Joe brannte darauf, Schwester Duckett ebenfalls abzutätscheln, und mußte mehr als einmal durch einen düster drohenden Blick Yossariáns davon zurückgehalten werden. Schwester Duckett flirtete mit Hungry Joe nur, um ihn nicht zur Ruhe kommen zu lassen, und immer wenn Yossarián ihr deshalb mit dem Ellenbogen oder der Faust eines versetzte, funkelten ihre braunen Augen schelmisch.
    Die Männer spielten auf einem Handtuch, einem Unterhemd oder einer Decke Karten, und während Schwester Duckett mit dem Rücken gegen die Düne gelehnt saß, mischte sie das überzählige Kartenspiel. Wenn sie das überzählige Kartenspiel nicht mischte, spähte sie in einen winzigen Taschenspiegel und beschmierte ihre aufgebogenen, rötlichen Augenwimpern mit Mascara, in der idiotischen Hoffnung, sie dadurch länger zu machen.
    Gelegentlich gelang es ihr auf irgendeine Weise, das Kartenspiel unbrauchbar zu machen, und zwar so, daß die Männer es erst bemerkten, wenn sie schon mitten im Spiel waren, und wenn sie dann angeekelt die Karten hinwarfen, Schwester Duckett in Arme und Beine kniffen, sie unflätig beschimpften und ihr ein für allemal verboten, Unfug anzurichten, lachte sie und glühte förmlich vor Befriedigung. Wenn die Spieler nach Kräften nachzudenken versuchten, fing sie an, schwachsinniges Zeug zu plappern, und wenn sie dann wiederum in Arme und Beine gekniffen wurde und den Befehl erhielt, das Maul zu halten, wurde sie vor Vergnügen ganz rot. Schwester Duckett suhlte sich förmlich in solcher Aufmerksamkeit und ließ lustvoll die kastanienfarbenen Stirnlocken fliegen, wenn Yossarián und die anderen sich ihr zuwandten. Das Bewußtsein der nahen Gegenwart so vieler nackter Jungen und Männer hinter dem Dünenstreifen erfüllte sie mit einem sonderbar warmen und erwartungsvollen Wohlbehagen.
    Sie brauchte nur den Hals zu recken oder unter irgendeinem Vorwand aufzustehen, dann konnte sie zwanzig oder vierzig nackte Männer sehen, die sich in der Sonne aalten oder Ball spielten. Ihr eigener Körper war ihr ein so gewohnter und wenig bemerkenswerter Gegenstand, daß die krampfhafte Ekstase, die die Männer ihm abgewinnen konnten, sie ebenso mit Staunen erfüllte wie deren starker und komischer Drang, sie zu berühren, nach ihr zu greifen, sie zu drücken, zu kneifen, zu streicheln oder zu tätscheln. Sie begriff Yossariáns Lust nicht, war aber bereit, ihm zu glauben, daß er sie empfand.
    Wenn

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