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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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schuld war Orr, weil er mir seinen Schläger ins Gesicht geschmissen hat. Warum hat er das wohl getan?«
    »Weil du ihn besiegt hast.«
    »Aber warum sollte ich denn nicht? Deshalb spielt man doch. Jetzt, wo er tot ist, kommt es nicht mehr darauf an, ob er der bessere Spieler war oder ich.«
    »Nein, das tut es wohl nicht.«
    »Es tut mir auch leid, daß ich damals auf dem Herflug wegen der Atebrintabletten solchen Krach gemacht habe. Wenn du partout Malaria bekommen willst, dann ist das schließlich deine Sache.«
    »Denk nicht mehr dran, Appleby.«
    »Aber ich versuchte eben, meine Pflicht zu tun, indem ich die Befehle ausführte. Man hat mir immer gesagt, Befehle müßten ausgeführt werden.«
    »Schon gut.«
    »Ich habe übrigens Colonel Cathcart und Colonel Korn gesagt, ich fände, sie dürften dich nicht zwingen, weiterzufliegen, wenn du nicht willst, und da haben sie gesagt, sie wären sehr von mir enttäuscht.«
    Yossarián lächelte traurig amüsiert. »Das glaube ich dir gerne.«
    »Na, mir ist es egal. Du hast schließlich einundsiebzig Einsätze geflogen. Das sollte genügen. Glaubst du, daß sie dir das durchgehen lassen?«
    »Nein.«
    »Aber wenn sie es dir durchgehen ließen, dann könnten sie doch auch von uns nicht verlangen, daß wir weiterfliegen, was?«
    »Eben deswegen können sie es mir nicht durchgehen lassen.«
    »Was werden sie wohl machen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Glaubst du, daß sie dich vors Kriegsgericht bringen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Hast du Angst?«
    »Ja.«
    »Und wirst du nun doch wieder fliegen?«
    »Nein.«
    »Ich hoffe wirklich, du schaffst es«, flüsterte Appleby eifrig.
    »Wirklich.«
    »Nett von dir, Appleby.«
    »Mir macht das Fliegen übrigens auch nicht mehr soviel Spaß, seitdem es so aussieht, als wäre der Krieg für uns gewonnen. Ich sage dir Bescheid, wenn ich was Neues erfahre.«
    »Danke schön, Appleby.«
    »He!« rief eine scharfe Stimme gedämpft aus dem blattlosen Gestrüpp, das hüfthoch neben dem Zelt wucherte. Dort hatte sich Havermeyer hingehockt. Er aß Erdnüsse. Seine Pickel und die weiten, fetten Poren sahen aus wie dunkle Schuppen. »Wie geht's denn immer?« fragte er, als Yossarián herantrat.
    »Recht gut.«
    »Fliegst du noch?«
    »Nein.«
    »Wenn sie dich nun aber zwingen?«
    »Das können sie nicht.«
    »Bist du feige?«
    »Ja.«
    »Stellen sie dich vors Kriegsgericht?«
    »Vermutlich.«
    »Was hat denn Major Major gesagt?«
    »Major Major ist nicht mehr da.«
    »Haben sie ihn verschwunden?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was wirst du machen, wenn sie beschließen, dich zu verschwinden?«
    »Ich werde versuchen, sie daran zu hindern.«
    »Haben sie dir nicht eine Vorzugsbehandlung angeboten, wenn du wieder fliegst?«
    »Piltchard und Wren haben versprochen, dafür zu sorgen, daß ich nur noch Spazierflüge zu machen brauche.«
    Havermeyer spitzte die Ohren. »Hör mal, das klingt doch ganz gut. So ein Angebot würde ich jederzeit annehmen. Na, das hast du ja auch bestimmt getan.«
    »Ich habe abgelehnt.«
    »Das war blöde.« Havermeyers stupides Gesicht schlug vor Verblüffung Falten. »Da fällt mir ein: so ein Angebot ist eine Schweinerei gegenüber uns anderen. Wenn du bloß Spazierflüge zu machen brauchst, müssen wir deine Einsätze mitfliegen, oder nicht?«
    »Stimmt.«
    »Hör mal, das paßt mir nicht«, rief Havermeyer, stand auf und stemmte die Hände wütend in die Hüften. »Das paßt mir überhaupt nicht. Die Lumpen sind also bereit, mich anzuscheißen, bloß damit du keine Einsätze mehr zu fliegen brauchst, was?«
    »Mach das mit denen ab«, erwiderte Yossarián und tastete wachsam nach seiner Pistole.
    »Nein, ich mache dir gar keinen Vorwurf«, sagte Havermeyer, »obwohl ich dich nicht leiden kann. Ich habe nämlich auch keine große Lust mehr aufs Fliegen. Meinst du, es gäbe für mich eine Möglichkeit, mich zu drücken?«
    Yossarián kicherte ironisch und neckte ihn: »Schnall dir die Pistole um und mach bei mir mit.«
    Havermeyer schüttelte nachdenklich den Kopf. »Nein, das kann ich nicht. Wenn ich mich wie ein Feigling aufführe, bringe ich Schande über meine Frau und mein Kind. Einen Feigling kann niemand leiden. Außerdem möchte ich nach dem Krieg in der Reserve bleiben. Wenn man in der Reserve bleibt, zahlen sie einem 500 Dollar im Jahr.«
    »Dann mußt du eben wieder fliegen.«
    »Ja, das muß ich dann wohl. Glaubst du übrigens, es besteht Aussicht dafür, daß sie dich fluguntauglich schreiben und nach Hause

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