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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Sie das? Den ganzen Verein.«
    »Und was ist mit Schwesterchen?«
    »Rausgeschmissen«, lachte Captain Black »Zusammen mit den anderen Nutten auf die Straße gesetzt.«
    »Aber sie ist doch noch ein Kind!« protestierte Yossarián leidenschaftlich. »Sie kennt in der ganzen Stadt keinen Menschen. Was soll aus ihr werden?«
    »Was geht mich das an?« erwiderte Captain Black gleichgültig, glotzte Yossarián dann aber überrascht, erfreut und mit schlau funkelnden Äuglein an. »Sieh mal einer da! Hätte ich gewußt, daß Sie das so unglücklich macht, dann wäre ich gleich hergekommen und hätte es Ihnen gesagt, damit Sie sich zu Tode grämen können. He! Wo wollen Sie hin? Kommen Sie zurück! Kommen Sie zurück und grämen Sie sich gefälligst zu Tode!«

Die ewige Stadt
    Yossarián entfernte sich unerlaubt von der Truppe, und zwar in Gesellschaft von Milo, der, als die Maschine über Rom kreiste, vorwurfsvoll den Kopf schüttelte und mit ehrbar verkniffenem Mund Yossarián in frömmelndem Ton mitteilte, daß er sich seiner schäme. Yossarián nickte. Yossarián biete seit kurzem einen wunderlichen Anblick, denn er retiriere mit der Pistole an der Hüfte und weigere sich, weiterhin gegen den Feind zu fliegen.
    So Milo. Yossarián nickte. Er sei ein Abtrünniger, und er bringe seine Vorgesetzten in Verlegenheit. Er bringe auch Milo in eine recht peinliche Lage. Yossarián nickte wieder. Die Besatzungen fingen an zu meckern. Es sei nicht anständig von Yossarián, nur an seine eigene Sicherheit zu denken, während doch Männer wie Milo, Colonel Cathcart, Colonel Korn und der Exgefreite Wintergreen bereit seien, mit allen Kräften zum Endsieg beizutragen. Männer mit siebzig Einsätzen fingen an zu meckern, nur weil sie achtzig fliegen sollten, und es bestehe die Gefahr, daß auch von ihnen einige die Pistole umschnallen und zu retirieren beginnen könnten. Die Moral sei im Sinken begriffen, und alles das sei Yossariáns Schuld. Das Vaterland sei in Gefahr, und Yossarián mache das traditionelle Recht auf Freiheit und Unabhängigkeit zuschanden, in dem er sich erfreche, dieses Recht auszuüben.
    Yossarián, auf dem Platz des Kopiloten, nickte immer wieder und bemühte sich, Milos Geplapper zu überhören. Er dachte an Natelys Hure, an Kraft und Orr und Nately und Dunbar, an Kid Sampson und McWatt und all die armen, blöden, von Krankheiten geplagten Menschen, die er in Italien, in Ägypten und Nordafrika gesehen hatte, und an die vielen anderen, die es, wie er wußte, auch in anderen Teilen der Welt gab. Auch der Gedanke an Snowden und Schwesterchen bedrückte ihn. Yossarián glaubte zu wissen, warum Natelys Hure ihn für Natelys Tod verantwortlich machte und ihn töten wollte. Warum sollte sie auch nicht? Es war eine Welt der Männer, und sie und alle Jüngeren hatten das Recht, ihn und alle Älteren für die unnatürliche Tragödie verantwortlich zu machen, die ihnen zugestoßen war; ebenso wie sie selber trotz all ihres Kummers für jedes von Menschen verursachte Elend verantwortlich sein würde, das auf ihre jüngere Schwester und alle Kinder kommen würde. Irgendwann einmal mußte irgend jemand irgend etwas unternehmen. Jedes Opfer war ein Missetäter, jeder Missetäter ein Opfer, und irgendwann einmal mußte jemand aufstehen und den Versuch machen, diese elende Kette von überkommenen Gewohnheiten zu zerbrechen, die nachgerade gemeingefährlich wurden. In Afrika stahlen erwachsene Sklavenhändler immer noch kleine Knaben und verkauften sie an Männer, die sie ausweideten und verspeisten. Yossarián staunte darüber, daß Kinder eine barbarische Opferung erleiden konnten, ohne sich Angst oder Schmerz anmerken zu lassen. Er nahm jedenfalls an, daß sie sich stoisch unterwarfen, anderenfalls, so glaubte er, wäre diese Sitte zweifellos ausgestorben, denn niemand wäre imstande, seine Gier nach Reichtum oder Unsterblichkeit bewußt am Leiden von Kindern zu stillen.
    Er gefährde das Vaterland, sagte Milo, und Yossarián nickte wieder. Er sei ein schlechter Mitspieler, sagte Milo. Yossarián nickte und hörte Milo sagen: falls er die Art und Weise, wie Colonel Cathcart und Colonel Korn den Verband führten, nicht schätze, sei es anständiger, nach Rußland zu gehen, als hier Unruhe zu stiften. Yossarián verkniff sich den Hinweis, daß Colonel Cathcart, Colonel Korn und Milo ja nach Rußland gehen könnten, falls ihnen die Art und Weise nicht paßte, in der er Unruhe stiftete. Colonel Cathcart und Colonel Korn seien

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