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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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»Wir schicken Sie nach Hause.«

Der IKS-Haken
    Natürlich war ein Haken an der Sache.
    »Der IKS-Haken?« fragte Yossarián.
    »Natürlich«, erwiderte Colonel Korn freundlich, nachdem er das mächtige Aufgebot baumlanger Militärpolizisten mit einer lässigen Handbewegung und einem etwas verächtlichen Nicken weggeschickt hatte — äußerst heiter, wie immer, wenn er es sich gestatten durfte, so recht von Herzen zynisch zu sein. Seine randlosen, eckigen Brillengläser blitzten verschlagen amüsiert, als er Yossarián ansah. »Schließlich können wir Sie nicht einfach nach Hause schicken, weil Sie sich weigern zu fliegen, und die übrigen Besatzungen hierbehalten. Das wäre den anderen gegenüber nicht gerade fair.«
    »Bei Gott, da haben Sie recht!« sprudelte Colonel Cathcart hervor, der schwerfällig und ohne Anmut wie ein erschöpfter Bulle hin und her stapfte und dabei verärgert schnaubte. »Am liebsten würde ich ihn zu jedem Einsatz an Händen und Füßen gefesselt in eine Maschine schmeißen.«
    Colonel Korn bedeutete Colonel Cathcart, den Mund zu halten, und lächelte Yossarián zu. »Sie wissen wohl, daß Sie Colonel Cathcart das Leben wirklich schwer gemacht haben«, bemerkte er mit aufflackernder Lustigkeit; ganz als sei ihm dieser Umstand durchaus nicht unangenehm. »Unsere Leute sind bedrückt, und die Moral läßt sehr nach. Und an allem sind Sie schuld.«
    »Sie sind daran schuld«, widersprach Yossarián, »weil Sie immer wieder die Anzahl der geforderten Feindflüge erhöhen.«
    »Nein, Sie sind schuld, weil Sie sich weigern zu fliegen«, erwiderte Colonel Korn. »Unsere Leute waren durchaus damit einverstanden, jede Menge von Einsätzen zu fliegen, solange sie glaubten, es gäbe keine Alternative. Jetzt haben Sie ihnen Hoffnungen gemacht, und nun sind sie unglücklich. Die Schuld liegt also einzig bei Ihnen.«
    »Begreift der Kerl denn nicht, daß wir im Krieg sind?« wollte Colonel Cathcart wissen, der immer noch mürrisch auf und ab stapfte, ohne Yossarián anzusehen.
    »Oh, das weiß er sicher«, antwortete Colonel Korn. »Das ist wohl auch der Grund, weshalb er nicht mehr fliegen will.«
    »Es ist ihm also ganz egal?«
    »Kann der Umstand, daß wir uns im Kriege befinden, Sie dazu veranlassen, Ihren Entschluß zu ändern, nicht daran teilzunehmen?« fragte Colonel Korn mit spöttischem Ernst und ahmte dabei Colonel Cathcart nach.
    »Nein, Sir«, antwortete Yossarián und hätte Colonel Korns Lächeln beinahe erwidert.
    »Das habe ich befürchtet«, sagte Colonel Korn, seufzte ausgiebig und faltete gemächlich die Hände über seinem glatten, kahlen, breiten, glänzenden, braungebrannten Schädel. »Sie müssen doch gerechterweise zugeben, daß wir Sie nicht übel behandelt haben. Sie haben pünktlich Ihr Essen und Ihre Löhnung erhalten, wir haben Sie ausgezeichnet und sogar zum Captain befördert.«
    »Ich hätte ihn nie zum Captain befördern dürfen«, sagte Colonel Cathcart bitter. »Nachdem er die Sache bei Ferrara mit seinem zweiten Anflug vermurkst hat, hätte ich ihn vors Kriegsgericht stellen sollen.«
    »Ich habe Ihnen von der Beförderung abgeraten«, bemerkte Colonel Korn. »Aber Sie wollten ja nicht auf mich hören.«
    »Das haben Sie nicht getan. Sie haben mir geraten, ihn zu befördern, oder etwa nicht?«
    »Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen ihn nicht befördern. Aber Sie hören eben nicht.«
    »Ich hätte auf Sie hören sollen.«
    »Sie hören eben nie auf mich«, beharrte Colonel Korn genüßlich.
    »Und deshalb sitzen wir jetzt auch in der Klemme.«
    »Also schön, nur reiben Sie mir das nicht immer wieder unter die Nase.« Colonel Cathcart stieß die Fäuste tief in die Taschen und wandte sich mit hängenden Schultern weg. »Hören Sie auf, mir Vorwürfe zu machen, und überlegen Sie lieber, was wir mit dem da anfangen sollen.«
    »Wir müssen ihn nach Hause schicken.« Als Colonel Korn sich von Colonel Cathcart ab- und Yossarián zuwandte, grinste er triumphierend. »Der Krieg ist für Sie zu Ende, Yossarián. Wir schicken Sie nach Hause. Eigentlich verdienen Sie das nicht, und das ist einer der Gründe, weshalb es mir nichts ausmacht. Da wir nicht riskieren können, in diesem Augenblick etwas gegen Sie zu unternehmen, haben wir beschlossen, Sie nach Hause zu schicken. Wir haben uns da eine kleine Abmachung ausgedacht. . .«
    »Was für eine Abmachung?« fragte Yossarián mißtrauisch und abweisend.
    Colonel Korn warf den Kopf zurück und lachte. »Oh, nur keine Angst,

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