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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Schritte sich hastig dem Gebäude näherten.
    »Und doch gibt es noch eine Hoffnung«, erinnerte sich Yossarián mit träge fließender Eingebung. »Milo könnte Ihnen helfen. Er hat mehr Einfluß als Colonel Cathcart, und er ist mir zu Dank verpflichtet.«
    Major Danby schüttelte den Kopf und antwortete tonlos: »Milo und Colonel Cathcart sind jetzt Busenfreunde. Er hat Colonel Cathcart zum Prokuristen ernannt und ihm für die Zeit nach dem Krieg eine bedeutende Stellung versprochen.«
    »Dann wird uns der Exgefreite Wintergreen helfen«, rief Yossarián. »Er haßt alle beide und wird außer sich sein vor Wut.«
    Wieder schüttelte Major Danby betrübt den Kopf. »Milo und der Exgefreite Wintergreen haben letzte Woche fusioniert. Sie sind jetzt Partner in M & M.«
    »Dann bleibt uns also keine Hoffnung?«
    »Keine Hoffnung.«
    »Überhaupt keine Hoffnung?«
    »Nein, überhaupt keine Hoffnung«, gab Major Danby zu. Nach einem Weilchen blickte er auf, da ihm ein Gedanke gekommen war. »Wäre es nicht nett, wenn sie uns ebenso verschwinden könnten wie die anderen, damit wir endlich alle diese niederdrückenden Probleme los wären?«
    Yossarián verneinte. Major Danby stimmte mit melancholischem Kopfnicken zu und schlug von neuem die Augen nieder. Und für beide gab es keine Hoffnung mehr, bis plötzlich stampfende Schritte im Korridor erdröhnten, der Kaplan hereinstürmte und aus vollem Halse die aufregende Neuigkeit von Orr verkündete.
    Er war so überdreht, daß er gar nicht zusammenhängend reden konnte. Tränen der Begeisterung glitzerten in seinen Augen, und als Yossarián endlich verstanden hatte, was er sagte, sprang er mit einem ungläubigen Aufschrei aus dem Bett.
    »Schweden?« rief er.
    »Orr!« schrie der Kaplan.
    »Orr?« schrie Yossarián.
    »Schweden!« rief der Kaplan, nickte immer wieder ganz außer sich vor Freude mit dem Kopf und tanzte wie ein grinsender Derwisch umher.
    »Ein Wunder! Es ist ein Wunder! Ich glaube wieder an Gott, wirklich. In Schweden angespült, nach so vielen Wochen auf See!
    Es ist ein Wunder!«
    »Angespült? Blödsinn!« erklärte Yossarián, der ebenfalls umhertanzte und frohlockend die Wände, die Decke, den Kaplan und Major Danby anlachte. »Er ist nicht in Schweden angespült worden, er ist hingepaddelt! Hingepaddelt ist er, Kaplan. Hingepaddelt.«
    »Hingepaddelt?«
    »Er hat das geplant! Er ist vorsätzlich nach Schweden gepaddelt.«
    »Das ist mir gleich!« schrie der Kaplan mit unvermindertem Eifer zurück. »Es ist trotzdem ein Wunder. Ein Wunder an menschlicher Intelligenz und menschlicher Ausdauer. Bedenken Sie doch, was er erreicht hat!« Der Kaplan hielt sich mit beiden Händen den Kopf und krümmte sich vor Lachen. »Man sieht ihn geradezu vor sich«, staunte er. »Man kann ihn sich richtig vorstellen auf seinem gelben Gummifloß, wie er des Nachts mit dem winzigen, blauen Paddel durch die Straße von Gibraltar paddelt...«
    »Wie er die Angelleine hinter sich herzieht, wie er den ganzen Weg nach Schweden rohen Kabeljau ißt, wie er sich selbst nachmittags Tee serviert.«
    »Ich sehe ihn!« rief der Kaplan und unterbrach seinen Jubel einen Augenblick, um Atem zu holen. »Es ist wirklich ein Wunder an menschlicher Standhaftigkeit. Und genau das werde ich von jetzt an auch sein. Ich werde standhaft sein. Jawohl, standhaft werde ich sein.«
    »Er hat von Anfang an jeden einzelnen Schritt geplant!« jauchzte Yossarián und hielt beide Fäuste triumphierend erhoben, als hoffe er, mit ihnen Offenbarungen aus der Luft zu ziehen. Er wirbelte herum und blieb vor Major Danby stehen. »Danby, Sie Narr! Es gibt doch noch eine Hoffnung. Begreifen Sie denn nicht?
    Selbst Clevinger lebt vielleicht noch in seiner Wolke und versteckt sich nur so lange, bis er ungefährdet wieder zum Vorschein kommen kann.«
    »Was meinen Sie denn?« fragte Major Danby verwirrt. »Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Bringen Sie mir Äpfel, Danby, und auch Kastanien. Laufen Sie, Danby, los! Bringen Sie mir Holzäpfel und Roßkastanien, ehe es zu spät ist, und besorgen Sie sich auch welche.«
    »Roßkastanien? Holzäpfel? Wozu denn, um alles in der Welt?«
    »Um sie in die Backentaschen zu stecken, selbstverständlich.«
    Yossarián warf die Arme hoch und vollführte eine machtvolle, verzweifelte Gebärde der Selbstanklage. »Oh, warum habe ich nur nicht auf ihn gehört? Warum habe ich nicht geglaubt?«
    »Sind Sie verrückt geworden?« verlangte Major Danby erschreckt und verwirrt zu wissen.

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