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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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»Wollen Sie mir endlich sagen, wovon Sie reden, Yossarián?«
    »Orr hat das alles geplant, Danby. Verstehen Sie denn nicht — er hat das von Anfang an geplant. Er hat sich sogar im Abgeschossenwerden geübt. Auf jedem Feindflug hat er geprobt. Und ich wollte nicht mit ihm fliegen! Oh, warum habe ich nur nicht auf ihn gehört? Er hat mich aufgefordert mitzukommen, und ich wollte nicht! Bringen Sie mir auch Pferdezähne mit, Danby, und ein reparaturbedürftiges Ventil, und einen blöd unschuldigen Gesichtsausdruck, hinter dem niemand je Schlauheit vermuten würde. Alles das werde ich brauchen. Oh, warum habe ich nur nicht auf ihn gehört. Jetzt verstehe ich, was er mir zu sagen versuchte.
    Ich verstehe auch, warum das Mädchen ihn mit dem Schuh auf den Kopf gehauen hat.«
    »Warum?« fragte der Kaplan scharf.
    Yossarián wirbelte herum und packte den Kaplan beschwörend an der Hemdbrust. »Helfen Sie mir, Kaplan! Bitte helfen Sie mir.
    Schaffen Sie meine Sachen her. Und beeilen Sie sich. Ich brauche sie sofort.«
    Der Kaplan war auf der Stelle bereit. »Ja, Yossarián, das will ich. Aber wo sind Ihre Sachen? Wie kann ich sie herschaffen?«
    »Indem Sie jeden anbrüllen und zur Schnecke machen, der Sie zu hindern versucht. Schaffen Sie meine Uniform her, Kaplan! Sie muß irgendwo hier im Lazarett sein, und machen Sie einmal im Leben etwas richtig.«
    Der Kaplan streckte entschlossen die Brust heraus und biß die Zähne zusammen. »Keine Sorge, Yossarián, ich schaffe Ihnen Ihre Uniform her. Aber sagen Sie mir bitte, warum das Mädchen Orr mit dem Schuh auf den Kopf gehauen hat?«
    »Weil er sie dafür bezahlt hat! Aber sie wollte nicht fest genug zuschlagen, und da mußte er eben nach Schweden paddeln. Bringen Sie mir meine Uniform, Kaplan, damit ich verschwinden kann. Fragen Sie Schwester Ducken. Sie wird Ihnen helfen. Sie wird alles tun, um mich loszuwerden.«
    »Und wo wollen Sie hin?« fragte Major Danby ängstlich, als der Kaplan hinausgestürmt war. »Was wollen Sie machen?«
    »Ausreißen werde ich«, verkündete Yossarián überschwenglich mit klarer Stimme und riß dabei schon die Jacke seines Schlafanzuges auf.
    »Oh, nicht doch«, ächzte Major Danby und betupfte sein schwitzendes Gesicht hastig mit den Handtellern. »Sie können nicht ausreißen. Wohin wollen Sie ausreißen? Wo können Sie überhaupt hin?«
    »Nach Schweden.«
    »Nach Schweden?« rief Major Danby verblüfft. »Sie wollen nach Schweden ausreißen? Sind Sie verrückt?«
    »Orr hat es geschafft.«
    »O nein, nein, nein«, flehte Major Danby. »Nein, Yossarián, da werden Sie nie hinkommen. Sie können nicht nach Schweden ausreißen. Nicht einmal paddeln können Sie dorthin.«
    »Aber nach Rom kann ich, wenn Sie Ihren Mund halten und mir die Chance geben, eine Maschine zu erwischen, sobald ich hier raus bin. Werden Sie das tun?«
    »Aber man wird Sie schnappen«, gab Major Danby verzweifelt zu bedenken, »und wird Sie zurückbringen und noch strenger bestrafen.«
    »Diesmal werden sie sich große Mühe geben müssen, wenn sie mich schnappen wollen.«
    »Sie werden sich große Mühe geben. Und selbst wenn Sie nicht erwischt werden, was für ein Leben haben Sie vor sich? Sie werden immer allein sein. Niemand wird zu Ihnen halten, und Sie werden stets Gefahr laufen, verraten zu werden.«
    »Lebe ich denn jetzt anders?«
    »Sie können aber nicht einfach Ihren Pflichten den Rücken kehren und davonlaufen«, versteifte sich Major Danby. »Das ist eine negative Verhaltensweise, das ist Eskapismus.«
    Yossarián lachte verächtlich und schüttelte den Kopf. »Ich laufe nicht weg vor meinen Pflichten, ich laufe auf sie zu. Wegzulaufen, um das Leben zu retten, ist nichts Negatives. Wer die Eskapisten wirklich sind, wissen Sie wohl, Danby. Ich nicht und Orr auch nicht.«
    »Bitte, Kaplan, reden Sie ihm doch ins Gewissen. Er will desertieren. Er will nach Schweden ausreißen.«
    »Wunderbar!« jauchzte der Kaplan und warf stolz einen Kissenbezug mit Yossariáns Sachen aufs Bett. »Kneifen Sie nach Schweden aus, Yossarián. Ich bleibe hier und bleibe standhaft. Jawohl, ich werde standhaft bleiben. Immer, wenn ich Colonel Cathcart und Colonel Korn begegne, werde ich ihnen ins Gewissen reden und ihnen keine Ruhe lassen. Ich habe keine Angst. Ich werde es sogar mit General Dreedle aufnehmen.«
    »General Dreedle ist kaltgestellt«, erinnerte Yossarián, zog die Hosen hoch und stopfte eilig das Hemd hinein. »Jetzt ist General Peckem derjenige

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