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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Ihre Einsätze aussuchten und sich auf Spazierflüge beschränkten?« schlug Major Major vor. »Auf diese Weise könnten Sie noch vier Flüge absolvieren, ohne was zu riskieren.«
    »Ich will keine Spazierflüge machen, ich will endlich aus dem Krieg heraus!«
    »Wollen Sie denn, daß wir diesen Krieg verlieren?« fragte Major Major.
    »Wir werden schon nicht verlieren. Wir haben mehr Menschen, mehr Geld und mehr Material als die anderen. Es gibt zehn Millionen Männer in Uniform, die an meine Stelle treten können.
    Einige wenige fallen, aber sehr sehr viele verdienen dickes Geld und amüsieren sich königlich. Sollen sich jetzt doch mal andere umbringen lassen!«
    »Angenommen, alle dächten so wie Sie?«
    »Dann wäre ich schön blöde, wenn ich nicht auch so dächte, nicht wahr?«
    Was kann ich ihm nur sagen? zerbrach sich Major Major ratlos den Kopf. Was er nicht sagen durfte, war, daß er nichts daran ändern könne. Sagte er, er könne nichts daran ändern, so mußte der Eindruck entstehen, als sei er willens etwas zu ändern, wenn er nur könnte, und damit würde er andeuten, daß in Colonel Korns Vorgehen ein Fehler oder eine Ungerechtigkeit liege. Colonel Korn hatte ihn über diesen Punkt nicht im Unklaren gelassen. Er hatte Major Major aufs strengste verboten,. jemals zu sagen, er könne nichts daran ändern.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Major Major, »aber ich kann nichts daran ändern.«

Wintergreen
    Clevinger war tot, und das war der entscheidende Schönheitsfehler seiner Philosophie. Achtzehn Flugzeuge waren eines Nachmittags auf dem Rückflug von Parma in eine strahlendweiße Wolke vor der Küste von Elba hineingestoßen, siebzehn kamen wieder heraus. Von der achtzehnten Maschine war nichts zu sehen, weder in der Luft noch auf der glatten Oberfläche der jadegrünen See. Trümmer wurden nicht gesichtet. Hubschrauber umkreisten die weiße Wolke bis zum Sonnenuntergang. Während der Nacht segelte die weiße Wolke davon, und am folgenden Morgen war kein Clevinger mehr vorhanden.
    Dieses Verschwinden war erstaunlich, mindestens so erstaunlich wie die Große Verschwörung von Lowery Field, in deren Verlauf die gesamte vierundsechzigköpfige Belegschaft einer Baracke am Zahltag verschwand und nie wieder auftauchte. Ehe Clevinger so behende aus dieser Welt hinausgehext wurde, war Yossarián des Glaubens gewesen, die Männer von Lowery Field hätten ganz einfach beschlossen, allesamt am gleichen Tage zu desertieren.
    Tatsächlich hatte dieser Vorgang, in dem Yossarián eine Massenflucht vor den heiligsten Verpflichtungen erblickte, ihn so ermutigt, daß er zum Exgefreiten Wintergreen gelaufen war, um diesem die aufregende Neuigkeit zu vermelden.
    »Und was ist daran so aufregend?« hatte der Exgefreite Wintergreen gehässig grinsend gefragt, seinen schmutzigen Stiefel auf den Spaten gestützt und sich verdrossen gegen die Rückwand eines jener tiefen, viereckigen Löcher gelümmelt, deren Herstellung seine militärische Spezialität war.
    Exgefreiter Wintergreen war ein boshafter, kleiner Halbstarker, dem es Spaß machte, sich selber und anderen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Jedesmal, wenn er sich unerlaubt von der Truppe entfernte, wurde er erwischt und dazu verurteilt, eine Zeitlang Löcher von sechs Fuß Breite, Tiefe und Länge auszuheben und wieder zuzuwerfen. Immer, wenn er seine Strafe verbüßt hatte, entfernte er sich wieder unerlaubt. Exgefreiter Wintergreen nahm die ihm zuteil gewordene Rolle des Löchergräbers und Zuwerfers mit dem klaglosen Eifer des echten Patrioten auf sich.
    »Es ist kein übles Leben«, pflegte er philosophisch zu bemerken, »und jemand muß diese Arbeit schließlich tun.«
    Er besaß genügend Weisheit, um zu begreifen, daß es in Kriegszeiten kein so übler Beruf war, in Colorado Löcher zu graben.
    Da nach den Löchern keine große Nachfrage bestand, konnte er sich beim Ausheben und beim Zuwerfen Zeit lassen, und war infolgedessen nur selten überarbeitet. Andererseits wurde er bei jeder Kriegsgerichtsverhandlung zum Gemeinen degradiert. Diesen Rangverlust bedauerte er außerordentlich.
    »Es war recht hübsch, Gefreiter zu sein«, sagte er versonnen und sehnsüchtig, »ich genoß ein gewisses Ansehen — Sie verstehen schon — und bewegte mich nur in den ersten Kreisen.« Resignation trübte seine Miene. »Das ist nun aber vermutlich alles vorbei«, spekulierte er. »Wenn ich mich das nächste Mal unerlaubt von der Truppe entferne, dann tue ich das als

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