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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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Bologna enthielt. »Orr!« Er warf sich über das Zielgerät, um die Gegend unter sich nach einem beruhigenden Zeichen von Orr abzusuchen, der die Flak anzog wie ein Magnet und ohne Zweifel die besten Batterien der Division Hermann Göring über Nacht von ihren Standorten, wo immer die gewesen sein mochten, so lange Orr in Rom war, nach Bologna gebracht hatte. Aarfy warf sich gleich darauf ebenfalls nach vorn und knallte den scharfen Rand seines Helms auf Yossariáns Nase. Yossarián schössen die Tränen in die Augen, und er verfluchte Aarfy.
    »Da ist er«, erklärte Aarfy im Begräbniston und wies tragisch auf einen Heuwagen und zwei Pferde, die vor der Scheune eines grauen Bauernhauses standen. »In Klumpen geschossen. Na, sie waren wohl alle reif.«
    Yossarián fluchte von neuem auf Aarfy und setzte die Suche konzentriert fort, ganz kalt vor Angst um den kleinen, bizarren Stehaufmann mit dem Pferdegebiß, der sein Zelt teilte, der Appleby den Tischtennisschläger an die Stirn geschmettert hatte und Yossarián nun wieder zu Tode ängstigte. Endlich sah Yossarián die zweimotorige Maschine mit dem Doppelruder, die sich von dem grünen Hintergrund des Waldes löste und über gelbe Felder flog. Einer der Propeller stand still, doch die Maschine hielt Höhe und Kurs. Yossarián murmelte ein Dankgebet und brach erleichtert in wildes Schimpfen auf Orr aus.
    »Der Sausack!« fing er an. »Diese verflixte, krummbeinige, pausbäckige, drahthaarige, pferdezähnige Arschgeige von einem Lumpenhund!«
    »Was?« fragte Aarfy.
    »Der dreckige, gottverdammte, zwergärschige, apfelbäckige, glotzäugige, unterernährte, pferdezähnige, grinsende, verrückte Himmelhund!« sprudelte er hervor.
    »Was?«
    »Scheiß drauf!«
    »Ich kann dich gar nicht verstehen«, klagt Aarfy. Yossarián drehte sich herum und sah Aarfy ins Auge. »Du Arschloch«, begann er.
    »Ich?«
    »Du aufgeblasener, kugelköpfiger, leergelaufener, selbstgefälliger . . .« Aarfy blieb ungerührt. Er entzündete seelenruhig ein Streichholz und sog mit einer Miene großmütigen und wohlwollenden Verzeihens vernehmlich an seiner Pfeife. Er lächelte gesellig und öffnete den Mund, um zu sprechen. Yossarián legte Aarfy die Hand über den Mund und schob ihn erschöpft von sich.
    Er machte die Augen zu und tat auf dem Rückweg so, als schlafe er, um Aarfy nicht mehr hören und nicht mehr sehen zu müssen.
    Im Instruktionsraum machte Yossarián Captain Black Meldung und wartete dann zusammen mit den anderen murmelnd und gespannt, bis Orr schließlich in Sicht kam, dessen Maschine von einem unbeschädigten Motor brav in der Luft gehalten wurde.
    Niemand atmete. Orrs Fahrgestell war verklemmt. Yossarián blieb nur lange genug, um zu sehen, daß Orr eine sichere Bauchlandung gemacht hatte, dann schnappte er sich den ersten Jeep, in dem der Zündschlüssel steckte, raste zu seinem Zelt und begann, fieberhaft seine Sachen zu packen, weil er beschlossen hatte, einen außerplanmäßigen Erholungsurlaub in Rom einzulegen.
    Dort stieß er noch am gleichen Abend auf Luciana mit der unsichtbaren Narbe.

Luciana
    Er entdeckte Luciana, wie sie allein an einem Tisch im Allied Officers Club saß, im Stich gelassen von dem betrunkenen australischen Major, der sie hergebracht hatte und töricht genug war, die ausgelassene Gesellschaft einiger Kameraden vorzuziehen, die an der Bar hockten und zotige Lieder sangen.
    »Meinetwegen kannst du mit mir tanzen«, sagte sie, noch ehe Yossarián den Mund auftun konnte. »Aber schlafen lasse ich dich nicht mit mir.«
    »Wer hat dich denn dazu aufgefordert?« erkundigte sich Yossarián.
    »Du willst also nicht mit mir schlafen?« sagte sie überrascht.
    »Ich will nicht mit dir tanzen.«
    Sie packte Yossariáns Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. Sie tanzte sogar noch schlechter als er, doch war er nie zuvor einem Mädchen begegnet, das ungehemmt und vergnügt zur Begleitung der synthetischen Jitterbugmusik herumsprang. Schließlich schliefen ihm aber die Beine vor Langeweile ein, und er zerrte Luciana von der Tanzfläche zu dem Tisch, wo das Mädchen, mit dem er eigentlich jetzt schon im Bett sein sollte, immer noch saß, ziemlich beschwipst, eine Hand um Aarfys Hals gelegt. Ihre orangefarbige Satinbluse war nachlässig geknöpft und ließ den weißen, spitzenbesetzten Büstenhalter sehen, während sie mit Huple, Orr, Kid Sampson und Hungry Joe Zoten riß. Als er den Tisch fast erreicht hatte, versetzte Luciana ihm unerwartet einen kräftigen

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