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Catch 22

Catch 22

Titel: Catch 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Heller
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ich nichts als Unfug gemacht. Ich habe mich durch die Schule und die Universität gemogelt, und seitdem habe ich nichts weiter getan, als hübsche Mädchen zu beschlafen, die mich für einen tauglichen Ehemann hielten. Ehrgeiz habe ich überhaupt keinen. Nach dem Krieg möchte ich nichts weiter als ein Mädchen heiraten, das mehr Geld hat als ich, und immer weiter hübsche Mädchen beschlafen. Noch vor meiner Geburt hat mir mein Großvater, der einen weltweiten Handel mit Spülicht betrieb, dreihunderttausend Dollar hinterlassen. Ich weiß, daß ich das Geld nicht verdiene, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich es weggebe. Und doch möchte ich gerne wissen, wem das Geld wirklich gehört.«
    »Vielleicht gehört es meinem Vater«, mutmaßte Dunbar. »Er hat sein Leben lang schwer gearbeitet und nie soviel verdient, daß er meine Schwester und mich auf die Universität schicken konnte.
    Er ist aber schon tot, du kannst das Geld also behalten.«
    »Wenn wir jetzt noch feststellen könnten, wem meine Malaria gehört, hätten wir alle Probleme gelöst. Nicht, daß ich was gegen Malaria hätte. Ich drücke mich genauso gerne mit Malaria wie mit was anderem. Doch habe ich das Gefühl, daß hier eine Ungerechtigkeit waltet. Warum sollte ich die Malaria eines anderen haben und du meinen Tripper?«
    »Ich habe mehr als nur deinen Tripper«, teilte Yossarián ihm mit. »Wegen deines Trippers muß ich solange weiterfliegen, bis ich umgebracht werde.«
    »Das macht die Sache noch schlimmer. Wo bleibt da die Gerechtigkeit!«
    »Bis vor zweieinhalb Wochen besaß ich einen Freund namens Clevinger, der sehr wohl Gerechtigkeit darin entdecken konnte.«
    »Darin entdecke ich sogar die edelste Form der Gerechtigkeit«, hatte Clevinger schadenfroh gemeint, und fröhlich lachend in die Hände geklatscht. »Ich kann mir nicht helfen, ich muß immer an den Hippolytos des Euripides denken, wo die frühe Ausschweifung des Theseus wahrscheinlich die Enthaltsamkeit des Sohnes verursacht, die dann die Tragödie herbeiführen hilft, der alle zum Opfer fallen. Wenn schon nichts anderes, dann sollte doch die Episode mit der Luftwaffenhelferin dich lehren, das Böse der sexuellen Ausschweifung zu erkennen.«
    »Ich erkenne darin nur das Böse in dem Verlangen nach Schokolade.«
    »Begreifst du nicht, daß du nicht ohne Schuld in der Klemme bist, in der du dich befindest?« war Clevinger mit unverhüllter Freude fortgefahren. »Wärest du nicht mit deiner Geschlechtskrankheit zehn Tage in Afrika ins Lazarett gekommen, hättest du vielleicht rechtzeitig deine fünfundzwanzig Feindflüge absolviert und wärest nach Hause geschickt worden, ehe Colonel Nevers abgeschossen und durch Colonel Cathcart ersetzt wurde.«
    »Und was ist mir dir?« hatte Yossarián erwidert. »Du hast dir in Marrakesch keinen Tripper geholt und bist in der gleichen Klemme.«
    »Ich weiß nicht«, gestand Clevinger mit gespielter Bestürzung.
    »Ich muß wohl irgendwann einmal etwas sehr Böses verbrochen haben.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    Clevinger lachte. »Nein, selbstverständlich nicht. Es macht mir nur Spaß, dich ein bißchen auf den Arm zu nehmen.«
    Yossarián vermochte die drohenden Gefahren gar nicht im Auge zu behalten, es waren zu viele. Da waren zum Beispiel Hitler, Mussolini und Tojo, alle darauf bedacht, ihn umzubringen. Da war Leutnant Schittkopp mit seinem fanatischen Drang zum Exerzieren, da war der aufgeschwemmte Colonel mit dem großen, fetten Schnurrbart und seinem fanatischen Drang nach Vergeltung, und auch die wollten ihn umbringen. Da waren Appleby, Havermeyer, Black und Korn. Da waren Schwester Gramer und Schwester Duckett, die, davon war er fast überzeugt, seinen Tod wünschten, und da waren der Texaner und der CID-Mensch, die das sogar bestimmt taten. Es wimmelte auf der Welt von Kellnern, Maurern und Busschaffnern, die seinen Tod wünschten, von Hausbesitzern und Mietern, von Verrätern und Patrioten, von Sadisten, Speichelleckern und Blutsaugern, die alle darauf aus waren, ihn umzulegen. Das war das Geheimnis, das Snowden ihm auf dem Flug über Avignon eröffnet hatte — sie waren hinter ihm her; und Snowden hatte es über das ganze Heck der Maschine von sich gegeben.
    Da waren Lymphdrüsen, die tödlich werden konnten, Nieren, Nervenstränge und Zellen. Es gab Hirntumore, die Hodgkin'sche Krankheit, Leukämie, ein- oder mehrseitige Lähmungen. Es gab furchtbare rote Weiden aus Zellgewebe, die eine Krebszelle anlocken und mästen konnten.

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