CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
augenscheinlich Rentner, in knalligen, geschmacklosen Klamotten, die er mit Freizeitaktivitäten reicher Leute in Verbindung brachte. Golf, oder vielleicht Segeln.
Er passte sich rasch an die neue Situation an, tauschte die obligatorischen Begrüßungen aus und nahm dann am anderen Ende des Raums Platz. Am Frühstück lag ihm nicht viel, aber er musste Quills sehen, um einschätzen zu können, ob die nächtliche Hypnosesitzung Wirkung gezeigt hatte.
Nach wenigen Minuten kam der Inhaber mit zwei Tellern Speck mit Eiern aus der Küche. Er trug eine Kochschürze über einem karierten Hemd, und auf seinen runden Wangen waren leuchtend rote Flecken. Als er Stemper erblickte, hielt er sofort inne.
Gut. Stemper studierte die Karte mit dem Frühstücksangebot. Er blickte erst auf, als er Quills kommen hörte.
»Guten Morgen! Was darf ich Ihnen bringen?«
»Tja, eigentlich wollte ich nur Kaffee, aber das sieht ja alles ganz köstlich aus. Könnte ich bitte Rührei auf Toast haben?«
Quills strahlte. »Aber gerne! Sonst noch etwas?«
»Das wäre alles. Danke.«
Sie hielten den Blickkontakt. Dann drehte Quills sich kurz zu den älteren Ehepaaren um, ehe er sich vorbeugte und in vertraulichem Ton flüsterte: »Als ich heute Morgen aufgewacht bin, war ich ganz sicher, dass ich einen wunderbaren Traum hatte.«
»Tatsächlich?«
»Der Traum geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Um ehrlich zu sein: Sie gehen mir nicht mehr aus dem Kopf.«
Das Gelächter am anderen Tisch lenkte sie kurz ab. Quills streckte rasch die Hand aus und strich Stemper über den Arm.
»Es klingt so … abgedroschen, aber es ist wahr. Und ich mache so was normalerweise nicht, wirklich nicht … ich meine, es wäre mir wirklich sehr unangenehm, wenn Sie jetzt glauben, ich wäre … na ja, ein Wüstling oder so was.«
Stemper lachte. »Keine Sorge, Bernard, Sie sind kein Wüstling.«
Die Touristen hielten ihn auf Trab, aber ein, zwei Mal konnte Quills sich loseisen, um zu Stemper hinüberzuschlendern und ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
»Und, haben Sie heute frei? Eine Gelegenheit, sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen?«
»Ich fürchte nein. Noch mehr Meetings.«
»Oje. Immer nur arbeiten …«
Stemper nickte. »Ich weiß, das ist auch nicht gut.«
»Und was machen Sie nun eigentlich genau?«
» Genau? «, wiederholte Stemper mit einem Funkeln in den Augen. »Nun ja, Sie kennen wahrscheinlich den albernen Spruch: ›Ich könnte es Ihnen sagen, Bernard, aber dann müsste ich Sie töten.‹«
Und dann war es eine halbe Sekunde lang still, ehe Stemper loslachte und Quills mit leicht unbehaglicher Miene einstimmte. Er klopfte seinem Gast freundschaftlich auf die Schulter.
»Sie sind wirklich zum Schreien, Mr Hooper. Dieser knochentrockene Humor. Sie gehören wirklich auf die Bühne.«
Stemper verließ die Pension um acht Uhr. Er trug einen grauen Anzug und eine Wendejacke mit der beigen Seite nach außen. Er pfiff vor sich hin, aufgemuntert durch den Gedanken an die Aufgaben, die vor ihm lagen. Heute würde er sich seinen ersten Bonus verdienen.
Am Abend zuvor hatte er seinen Plan im Detail dargelegt. Die Blakes hatten über seinen Einfallsreichtum gestaunt, obwohl er die Methode, die er favorisierte, schon bei verschiedenen Gelegenheiten angewendet hatte und sie alles andere als originell war. Aber sie war unbestreitbar effektiv, und sie führte die ermittelnden Behörden auf allerlei falsche Fährten.
Die Blakes hatten sich gleich bereit erklärt, bei den Vorbereitungen zu helfen, und sie hatten Stemper für die unmittelbar anstehende Priorität freigestellt: Compton Property Services.
Das Büro der Firma befand sich in einer schmalen Straße unweit der Queens Road. Stemper konnte in Sichtweite des Eingangs am Straßenrand halten, doch er überlegte bereits seinen nächsten Schritt. Es würde nicht lange dauern, bis eine Politesse auf ihrem Rundgang vorbeikäme.
Er zog sein Handy aus der Tasche und tat so, als sei er mit SMS -Schreiben beschäftigt. In zwanzig Minuten fuhren nur ein halbes Dutzend Autos an ihm vorbei, darunter ein Lieferwagen der Royal Mail. Er sah auch die erste Politesse, die am Ende der Straße die Fahrbahn überquerte und ihn mit geübtem Blick taxierte.
Schade. Bevor er fortfuhr, wollte Stemper irgendetwas sehen – eine Entwicklung, ein Zeichen, einen Wink des Schicksals.
Und er bekam, was er sich wünschte. In Hülle und Fülle, sozusagen.
Ein Auto raste vorbei und bremste scharf, um auf einen
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