CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
unverschämte Bemerkung und fragte nur: »Hat sie Cates Exmann erwähnt?«
»Martin? Nein. Sie hatte es vielleicht vor, aber sie ist nicht mehr dazu gekommen.«
Eine rätselhafte Bemerkung. Gordon brachte seine Verwirrung zum Ausdruck, indem er wiederholte: »Sie ist nicht mehr …?«
Doch da hatte Stemper schon eine Pistole gezogen und drückte ab. Drei Mal in rascher Folge, und mit jedem Schuss trat er einen Schritt näher. Alle drei Kugeln trafen Gordon voll, und doch spürte er keinen Schmerz, sodass es einen Sekundenbruchteil gab, in dem er schon von Kugeln durchsiebt war, aber noch lebte, scheinbar unverletzt – wie durch ein Wunder noch einmal davongekommen –, bis er merkte, dass seine Beine unter ihm einknickten und er mit seinem letzten bewussten Gedanken begriff, dass er tot war.
Aber nicht tot genug für Stemper. Er feuerte noch drei Schüsse ab, einen davon ins Gesicht. Er hatte Gordons Gesicht noch nie gemocht, diese glatte, sonnengebräunte, selbstzufriedene Visage.
In gewisser Weise genoss Stemper diese Exekution mehr als die meisten anderen. Nicht etwa wegen des persönlichen Elements – nein, es war einfach nur enorm befriedigend aus professioneller Sicht. Wie ein guter Zauberer liebte Stemper gelungene Überraschungen.
Es gab eine Menge zu tun: saubermachen, Spuren beseitigen, andere Spuren legen, die erfolgreiche Durchführung des Auftrags melden. Aber zuerst zog er Latexhandschuhe an. Dann sah er nach, was sein Tee machte.
Cate konnte nur schätzen, wie viel Zeit vergangen war, ehe die Tür wieder aufging, doch sie glaubte, dass es etwa zwanzig Minuten gewesen waren. Die Schritte waren fest, aber nicht schwer. Kein Parfum in der Luft.
Wenn es der Mann war, der sie vorhin befragt hatte, wusste sie genau, warum er gekommen war. Sie hatte sich innerlich darauf eingestellt, ihn zu ermuntern, seine Lust auszunutzen, um im Gegenzug ihre Lage zu erleichtern – und vielleicht eine Chance zur Flucht zu bekommen. Nichts raubte einem Mann seinen klaren Verstand so effektiv wie eine Erektion.
Sie spannte sich an, als er ihr Bein berührte und ihren verletzten Zeh untersuchte. Ihr Magen verkrampfte sich vor Entsetzen – vielleicht war es sein Geruch oder der Rhythmus seines Atems, doch ihr war plötzlich klar, dass es nicht der Mann von vorhin war. Das hier war ihr Entführer. Der Mann, der sie gefoltert hatte.
Ihr Körper verfiel in panische Zuckungen wie unter starken Stromstößen. Er reagierte, indem er sanft ihren Arm drückte.
»Beruhigen Sie sich. Ich werde Ihnen nicht wehtun.« Wieder diese merkwürdig leidenschaftslose Art wie ein routinierter, aber ein wenig abgestumpfter Arzt.
Er hielt sie mit einer Hand fest, während er mit der anderen das Klebeband von ihrem Mund abzog. Cate hustete und würgte, versuchte den Knebel auszuspucken. Seine Finger waren an ihren Lippen, sie schmeckte Latex, doch obwohl sie wusste, dass die Handschuhe nichts Gutes bedeuten konnten, überwog die Erleichterung, als er den Knebel herauszog und sie wieder frei atmen konnte. Sie konnte schlucken. Sie konnte sprechen.
»Ich möchte, dass Sie etwas für mich tun«, sagte er zu ihr. »Wenn Sie mitspielen, bin ich bereit, es für Sie leichter zu machen. Wenn nicht, werde ich Sie leiden lassen.«
96
Robbie ließ sich nicht übermäßig viel Zeit mit dem Essen, aber er hetzte sich auch nicht ab. Er war sich sicher, dass Cate wohlauf war. Sie war immer schon eine launenhafte Natur gewesen, und wahrscheinlich wollte sie nach Martins Tod nur ein wenig zur Besinnung kommen.
Auf dem Weg zurück nach Brighton behinderten die berüchtigten privaten Schülertransporte den Verkehr, aber dennoch hatte er noch selten eine Autofahrt so genossen wie diese. Sich auszumalen, wie man ein paar Millionen Pfund auf den Kopf hauen könnte – auch wenn es im Moment noch eine hypothetische Überlegung war –, das machte doch jeden Stau erträglich.
Er kam um zehn vor vier in Brighton an. Sein Handy klingelte, als er gerade die Stadtgrenze passierte. Er hatte die Freisprechanlage eingeschaltet und beugte sich vor, um das Display zu lesen. Es war die Nummer, die die Blakes ihm gegeben hatten, und so meldete er sich mit einem forsch-fröhlichen, optimistischen »Hallo!«.
Eine tonlose Männerstimme sagte: »Mr Scott, ich bin von Gordon und Patricia mit der Durchführung der nächsten Stufe der Operation beauftragt. Von jetzt an bin ich Ihre Kontaktperson.«
»Moment mal.« Abgelenkt durch den Kreisverkehr, durch den er sich
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