CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
wechselte einen ganz kurzen Blick mit Gordon, den er so interpretierte, dass sie es vorzog, das Thema Martin diskret unter vier Augen anzusprechen.
»Wie wär’s inzwischen mit einem Kaffee?«, fragte sie munter.
»Wenn ich ehrlich bin«, sagte Stemper, »eine Kanne Tee wäre jetzt eine wunderbare Erfrischung.«
Patricia sah Gordon an – das Mädchen für alles –, und wie üblich blieb ihm keine andere Wahl, als seinen Groll hinunterzuschlucken und zu grinsen wie der Halbidiot, der er vermutlich war.
»Kommt sofort.«
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Stemper hatte geahnt, dass Cate ihnen von Martin erzählen würde, was zweifellos die recht angespannte Atmosphäre erklärte, als sie die Treppe hinaufgingen. Was er allerdings interessant fand, war Patricias überschwängliche Bewunderung für Robert Scott.
»Das ändert alles«, sagte sie. »Ich habe Gordon gesagt, dass wir unseren Stolz überwinden und es als eine Art Geschenk des Himmels akzeptieren sollten.«
»In der Tat.«
»Er kommt morgen früh noch einmal her. Ich überlege, ob wir dann den ersten Kontakt mit Templeton herstellen sollten. Wir könnten Robbie von hier aus anrufen lassen, damit wir gleich einen Eindruck von seinen Fähigkeiten bekommen.«
»Aber Sie würden es vorziehen, wenn ich nicht dabei wäre?«
»Das sehen Sie richtig.« Sie lachte. »Oder würde es Ihnen Spaß machen, sich in einem Schrank zu verstecken?«
Stemper lachte höflich mit. Patricia schloss die Schlafzimmertür auf und trat dann zur Seite, damit er einen Blick hineinwerfen konnte. Die Augen der Frau waren jetzt mit einem Schal verbunden, und sie hatten ihr einen primitiven Knebel in den Mund gesteckt. Stemper betrachtete sie ein paar Sekunden lang, während sie in Panik erstarrt dalag.
Er zog sich zurück, und während Patricia zusperrte, sagte er: »Der Knebel ist eine gute Idee, aber Sie müssen aufpassen, dass sie Ihnen nicht erstickt.«
Sein Ton war absichtlich streng. Er sah sie die Stirn runzeln, als sie zur Treppe ging. Stemper räusperte sich, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Gleichzeitig zog er die Pistole aus der Jackentasche. Es war eine Glock 26 mit Schalldämpfer; das Magazin enthielt siebzehn Schuss 9-mm-Munition.
Patricia sah ihn entgeistert an, schien aber keine Gefahr für sich selbst wahrzunehmen, nach dem Ton zu urteilen, in dem sie fragte: »Was wollen Sie denn mit dem Ding?«
Er hob die Waffe. »Sie töten, fürchte ich.«
»Nein«, sagt Patricia und dann: »Stemper, bitte …«
Er schoss einmal, traf sie in die Brust. Das Geräusch war kaum mehr als ein Klicken, das man selbst aus der Nähe leicht missdeuten konnte. Das Ping, mit dem die leere Patronenhülse an die Wand schlug, war nur unmerklich lauter.
Stemper sprang auf Patricia zu und griff nach ihrem Arm, während er ihr zugleich den Schalldämpfer in den Bauch bohrte und noch einmal abdrückte. Ihre Augen waren noch offen, als sie an seiner Seite zusammensackte, und in ihrem Blick lag trostlose Verzweiflung.
Er ließ sie vorsichtig herunter, um den Aufprall zu dämpfen, und als sie am Boden lag, feuerte er noch einmal, diesmal in den Kopf. Eine ziemliche unschöne Angelegenheit, aber es sah nach einem Verbrechen aus Leidenschaft aus, begangen in rasender Vergeltungssucht – genau so, wie er es wollte.
Cate hörte alles, eine Abfolge seltsamer Geräusche, die sie nur mit Mühe in einen Zusammenhang bringen konnte. Sie hatte gespürt, wie zwei Personen sich der Tür näherten, und sich innerlich schon auf weitere Qualen gefasst gemacht. Doch nachdem die Besucher kurz hereingeschaut hatten, wurde die Tür wieder geschlossen, und Cate hörte gedämpfte Stimmen. Die eine gehörte der Frau von vorhin, diesem gemeinen Miststück, das ihr so wehgetan hatte.
Dann ein Klicken und ein leises Ping , als ob ein Gegenstand aus Metall an die Wand geflogen wäre. Jemand stöhnte, eine Diele knarrte, es folgten weitere Klicks und Pings und danach die Schritte einer einzelnen Person, die sich entfernten und Cate in absoluter Stille zurückließen mit dem scheußlichen Gefühl, dass eine schlimme Situation soeben noch viel schlimmer geworden war.
Gordon versuchte sich zu erinnern, ob er Stemper je zuvor hatte Tee trinken sehen. Normalerweise bevorzugte er Kaffee oder Wasser. Warum plötzlich Tee? Dann stand Stemper plötzlich wieder in der Küche. Allein.
»Wo ist Patricia?«
»Bei unserer Gefangenen«, antwortete Stemper. »Ich glaube, sie ist genauso scharf auf Caitlin wie Sie.«
Gordon ignorierte die
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