CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
sie Geräusche im Haus und schloss daraus, dass er mit irgendeiner Arbeit beschäftigt war.
Dann war er wieder da und brachte einen widerlichen Geruch mit ins Zimmer: den Gestank nach menschlichen Exkrementen.
»Wir fahren. Ich nehme an, Sie müssen auf die Toilette?«
Cate war nicht bewusst gewesen, dass man ihr ansah, wie dringend es war. Ihre Blase tat so weh, dass sie schon mit dem Gedanken gespielt hatte, ihr Schamgefühl zu ignorieren und es einfach auf die Matratze laufen zu lassen. Ihr Körper war mit kaltem, übelriechendem Schweiß bedeckt, und sie fröstelte, als er ihre Beine losband.
Er ließ zu, dass sie sich aufsetzte, und wartete, bis ihr Kreislauf wieder in Gang kam. Sie setzte ihren verletzten Fuß auf und prüfte, ob er ihr Gewicht tragen könnte. Es würde gehen, dachte sie, solange sie den Fuß ein wenig schief hielt, sodass der kleine Zeh nicht den Boden berührte.
Er band den Schal los, der ihre Augen bedeckte, und ersetzte ihn durch die Kapuze. Dann drückte er ihr den Lauf der Pistole in den Rücken.
»Ich binde jetzt Ihre Hände los. Sollten Sie mit dem Gedanken spielen zu rebellieren, dann sehen Sie nach unten, wenn Sie auf dem Treppenabsatz sind, und Sie werden einen Vorgeschmack auf die Konsequenzen bekommen.«
Cate stand auf und schrie vor Schmerz, als ihre Gliedmaßen nach Stunden erzwungener Bewegungslosigkeit protestierten. Sie humpelte durchs Zimmer, und indem sie die Augen auf ihre Füße richtete, konnte sie ein kleines Stück vom Boden sehen.
Als sie aus der Schlafzimmertür trat, wurde klar, was die Quelle des Gestanks war. Die Leiche einer Frau lag zusammengesunken und mit verrenkten Gliedern am Boden, ihr Gesicht eine einzige Masse von dunklem, klebrigem Blut.
»Was ist da passiert?«
»Das hat nichts mit Ihnen zu tun«, sagte er. »Hier rein.«
Er führte sie zur Toilette und bestand darauf, dabeizubleiben, während sie sie benutzte. Inzwischen war der Druck so groß, dass es ihr fast egal war, was er zu sehen bekam. Im Gegensatz zu dem anderen Mann – von dem sie annahm, dass er auch tot war – war an seinem Benehmen nichts Lüsternes.
Als Cate fertig war, fesselte er ihr wieder die Hände, führte sie die Treppe hinunter und ging mit ihr hinaus zu demselben Auto, in dem er sie hergebracht hatte. Wieder musste sie sich quer auf die Rückbank legen, doch diesmal schlang er das Seil noch zusätzlich um den Sockel des Fahrersitzes, was es ihr unmöglich machte, sich mehr als ein paar Zentimeter weit aufzurichten.
Dann ging er fort und blieb noch einmal für vielleicht eine halbe Stunde verschwunden. Abgesehen von dem gelegentlichen Motorgeräusch eines vorbeifahrenden Autos gab es keinerlei Anzeichen von menschlichen Aktivitäten. Es war fruchtlos, um Hilfe zu schreien, aber sie versuchte es dennoch.
Es gelang ihr, den Kopf so lange hin und her zu schieben, bis ein kleiner Teil ihres Gesichts unter der Kapuze frei lag und sie leichter atmen konnte. Trotzdem kehrte die Panik immer wieder in Wellen zurück und ließ ihren Puls so rasen, dass sie sich schon fragte, ob ein Herzstillstand ihren Qualen ein Ende bereiten würde.
Er kam zurück und breitete eine raue Decke über sie. Wenn jemand im Vorbeifahren einen Blick in das Auto werfen sollte, würde er nur einen unförmigen Haufen sehen.
Noch ein Versuch , beschloss sie, als er einstieg. Denn Cate hatte immer daran geglaubt, dass sie durchhalten würde; sie war eine Kämpferin.
»Haben Sie mit Robbie gesprochen?«
Er rutschte auf seinem Sitz hin und her, was sie als Zeichen von Gereiztheit interpretierte. »Ich habe ihm die Nachricht vorgespielt.«
»Und hat er … in Ihre Forderungen eingewilligt?«
Er ließ noch ein paar quälende Sekunden verstreichen, bevor er antwortete. Diesmal nahm sie eine Andeutung von grimmigem Humor wahr. »Hatten Sie Zweifel, dass er bereit sein würde, Sie zu retten?«
Cate murmelte etwas Unverbindliches. Etwas hatte sie immerhin erreicht: Sie wusste, dass Robbie noch lebte. Sie betete, dass er so klug sein würde, mit Dan zu sprechen, und dass sie gemeinsam einen Weg finden würden, diese Sache ohne weiteres Blutvergießen zu beenden.
Als Jerry anrief, hatte Robbie auf der A24 gerade Horsham passiert. Dan war vier oder fünf Autos hinter ihm. Es war zehn vor sechs. Auf den Straßen herrschte dichter Verkehr, was ihr Fortkommen behinderte, aber das machte Robbie keinen Kummer.
Im Gegenteil, er war vollkommen entspannt. Wie er am Dienstagabend wieder einmal unter Beweis
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