CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Irreführung aus. Sie hatten keine Gelegenheit gehabt zu besprechen, was hier passierte, keine Gelegenheit, in Ruhe darüber nachzudenken.
Also denk jetzt darüber nach …
Jerry hielt Cate als Geisel gefangen. Aus ihnen unbekannten Gründen hatte er Martin ermordet. Und es sah so aus, als hätte er sich gegen seine ehemaligen Auftraggeber, die Blakes, gewendet. Jetzt war er hinter den Papieren her, mit denen sich ein Vermögen von Mark Templeton erpressen ließ, vermutlich, weil er eine bessere Möglichkeit entdeckt hatte, sich zu bereichern.
Entweder würde er selbst Templeton erpressen – oder vielleicht arbeitete er für Templeton. Vielleicht war er die ganze Zeit ein Doppelagent gewesen.
Alles ganz logisch, bis auf eine gewaltige Hürde. Wie konnte er so skrupellos morden und dabei hoffen, ungestraft davonzukommen?
Als Dan die Augen aufschlug, war es kurz nach halb sieben. Er musste los.
Er fädelte sich in den Verkehr ein und fuhr die letzten paar Meilen bis Midhurst, während er immer noch über das letzte fehlende Puzzleteil nachgrübelte. Als er auf den Parkplatz fuhr, sah er Robbies BMW als einziges Auto am unteren Ende des leicht abschüssigen Geländes stehen. Es wäre zu auffällig gewesen, wenn er direkt darauf zugefahren wäre, also wählte Dan einen Platz im mittleren Abschnitt, rund dreißig Meter entfernt.
Er sah nicht in Robbies Richtung, bis er ausgestiegen war, und tat dann so, als sähe er sich nur ein wenig um. Doch sobald er den BMW zum ersten Mal richtig ins Auge gefasst hatte, war alle Verstellung vergessen.
Er konnte Robbie im Auto sehen, doch er saß nicht richtig auf seinem Sitz. Es sah aus, als lehnte er sich zur Seite, um etwas aus dem Handschuhfach zu holen.
Dan trabte auf den Wagen zu und verlangsamte seinen Schritt, als er auf gleicher Höhe war. Dann beugte er den Oberkörper vor und stützte die Hände auf die Knie wie ein erschöpfter Läufer, während er den Kopf zum Auto hindrehte. Er sah sofort, was los war.
Robbie war tot. Ein dunkles, blutiges Loch klaffte in seiner Stirn, als ob jemand seinen Schädel aufgebohrt hätte. Er starrte mit einem erstaunten, leicht empörten Ausdruck ins Leere. Als könne er nicht glauben, dass das wirklich passierte; als könne er nicht fassen, dass er am Ende doch seinen Meister gefunden hatte.
Im ersten Moment war Dan vom Schock wie gelähmt. Robbie war tot, da gab es nicht den geringsten Zweifel. Aber es musste in den letzten zehn oder fünfzehn Minuten passiert sein, also könnte der Mörder noch in der Nähe sein …
Dieser Gedanke riss Dan aus seiner Erstarrung. Er spürte ein Kribbeln im Nacken, als ob jemand eine Waffe auf ihn richtete. Doch als er sich aufrichtete, bemerkte er noch etwas anderes. Der Kofferraumdeckel des BMW war nicht ganz geschlossen.
Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nicht beobachtet wurde, hob Dan den Deckel an und warf einen Blick in den Kofferraum. Er war leer bis auf eine zusammengerollte Picknickdecke und eine Flasche Scheibenwaschwasser. Der Trolley war verschwunden.
Jetzt hatte Jerry also Cate, er hatte die Papiere, und Dan hatte keine Möglichkeit, ihn ausfindig zu machen.
Das Geräusch eines Motors ließ ihn zusammenfahren. Ein Kleinlaster parkte nur fünfzehn oder zwanzig Meter von dem BMW entfernt ein. Dan drückte den Kofferraumdeckel möglichst geräuschlos zu und versuchte dann unauffällig davonzuschlendern, doch seine Beine zuckten krampfhaft, als ob er gerade erst gehen lernte. Er stieg ein und fuhr wie auf Autopilot vom Parkplatz weg, versuchte Schock und Trauer nicht an sich herankommen zu lassen und mit aller Kraft die Tatsache zu leugnen, dass er Cate vielleicht für immer verloren hatte.
Er dachte über Jerrys Instruktionen nach. Bis halb acht warten, dann nach Godalming weiterfahren. Zurück nach Surrey, hatte Robbie gesagt. Weil Cate wahrscheinlich in der Nähe des Hauses der Blakes festgehalten wurde.
Und Dan hatte den Verdacht gehabt, dass Jerry sie bis zum Einbruch der Dunkelheit hinhalten wollte. Was also hatte sich geändert? Hatte Robbie sich Jerrys Anweisungen widersetzt, hatte er ihn angegriffen, und war dies nun seine Strafe? Oder waren die Anweisungen von Anfang an ein Bluff gewesen? Um sie in die Irre zu führen?
Das Rätsel beschäftigte Dan und hielt ihn bei klarem Verstand, obwohl seine Hände jedes Mal zitterten, wenn er das Lenkrad losließ. Er wusste, dass ihn irgendwann der Schock übermannen würde, aber was ihn im Moment noch aufrecht hielt, war
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