CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Canon. Er lehnte den Oberkörper durch die Hecke und schoss ein Foto von der Straße. Der Blitz flammte auf wie eine kleine Supernova, und vor Schreck prallte er so heftig zurück, dass er fast in den Matsch gefallen wäre.
Mist . Er drehte an den Knöpfen herum und versuchte den Blitz auszuschalten, aber die Symbole auf dem Display ergaben allesamt keinen Sinn. Schimpfend und fluchend gab er es auf und war kurz davor, das verdammte Ding über die Straße zu schleudern.
Ein paar Autos waren schon vorbei, ehe er endlich herausfand, wie er es anstellen musste. Für seine nächste Probeaufnahme wählte er einen Lieferwagen, der in Richtung Süden fuhr. Jerry musste sich ins Unkraut knien, um den richtigen Winkel zu erwischen. Er drückte auf den Auslöser, während er die Kamera schräg am ausgestreckten Arm hielt. Doch das Bild war nicht zu gebrauchen – der Lieferwagen war nur ein verschwommener weißer Fleck in der Dunkelheit.
Ohne Blitz war die Belichtungszeit viel zu lang. So würde er das Kennzeichen nie draufkriegen, und es fiel ihm nicht ein, nach jedem Foto durch die Hecke zurückzuspringen und die Nummer zu notieren wie ein durchgeknallter Trainspotter.
Jerrys Verärgerung wuchs von Minute zu Minute. Die Blakes hätten ihn nicht in diese Lage bringen dürfen. Das war regelrecht entwürdigend.
Gordon, dieses Weichei – anstatt seiner Frau mal zu zeigen, wo der Hammer hing, richtete er sich in allem und jedem nach ihr. Jeder konnte sehen, dass Patricia scharf auf Stemper war, nur Gordon war offenbar mit Blindheit geschlagen. Und der Himmel allein wusste, was Patricia an Stemper fand – der Typ sah sie alle an, als ob sie Versuchskaninchen auf seinem Labortisch wären.
Jerry fröstelte. Was für eine beschissene Zeitverschwendung. Es kommt doch sowieso keiner.
Dieser Gedanke kreiste während der folgenden Stunde endlos in seinem Kopf wie eine Zeile aus einem Lied, wenn er nicht einschlafen konnte. Es kommt doch sowieso keiner. Reine Zeitverschwendung. Es kommt doch sowieso keiner.
Und er glaubte es weiter mit bitterer Überzeugung, bis sie dann auftauchten.
24
Sie schoben es immer und immer wieder auf, aber schließlich mussten sie aufbrechen. Es war Dans Idee gewesen, noch länger zu warten. Er redete sich ein, dass er nur der Vernunft gehorchte und nicht etwa zögerte, weil er Angst hatte. Doch die bange Vorahnung, die ihn einfach nicht losließ, strafte seine Erklärung Lügen.
Bevor sie das Pub verließen, bestellte Dan sich noch ein zweites Bier. Robbie wollte auch noch etwas trinken, musste sich aber mit einer Limo begnügen, wovon er alles andere als begeistert war. Und seine Stimmung besserte sich auch nicht, als Dan ihn daran erinnerte, dass er sich noch um das Auto kümmern musste.
»Wenn es stimmt, was Cate gesagt hat, und sie Lackspuren vom Fiesta an seiner …«
»Ja, schon klar. Ich kümmere mich drum.«
»Bald, Robbie. Es muss bald sein.«
»Ich hab schon verstanden, okay?«
Müde und gereizt irrten sie durch die Lanes auf der Suche nach etwas Essbarem. Schließlich landeten sie in einem italienischen Kettenrestaurant. Dan bestellte eine Pizza und aß sie mechanisch; jeder Bissen lag wie ein Stein in seinem Magen. Eine weitere Stunde verstrich quälend langsam.
Während des Essens bekam Robbie noch zwei SMS . Nachdem er die erste gelesen hatte, schnaubte er nur verächtlich und legte das Handy wortlos weg. Doch die zweite provozierte einen Seufzer.
»Wer ist es?«
»Bree.«
Dan brauchte einen Moment, um den Namen einzuordnen. »Du machst immer noch mit der rum?«
Robbie nickte. »Eine Kanone im Bett, aber sie klammert in letzter Zeit ein bisschen.«
»Wenn ihr Mann dich erwischt …« Dan merkte rechtzeitig, was er da sagte, und ließ das Thema fallen. Nach gestern Abend sollte er eigentlich wissen, dass es sinnlos war, Robbie vor den Folgen seines Verhaltens zu warnen.
Ihr nächstes Ziel war ein Geldautomat in der North Street. Dan sprach ein stummes Gebet, während die Maschine ein dünnes Bündel Scheine ausspuckte. Bitte verzeih mir, Hayley, dass ich ihm unser Geld leihe, obwohl ich weiß, dass er es nicht zurückzahlen wird. Und verzeih mir, dass ich es tue, ohne dich gefragt zu haben …
Dann ging es weiter zu Compton. Das Büro war in einem schmalen dreigeschossigen Gebäude in einer Wohn- und Geschäftsstraße im North-Laines-Viertel, gleich unterhalb des Bahnhofs. Das Gebiet dahinter, östlich vom Bahnhof, war von Grund auf saniert worden, mit einem neuen
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