CATCH - Stunden der Angst: Thriller (German Edition)
Kinn.«
Avery schnaubte, als ob er genau wüsste, was sie da tat. Sie zwang sich, seinem Blick standzuhalten, bis er mit den Achseln zuckte und fragte: »Was ist mit dem anderen?«
Dan war nicht so genau getroffen. Cate fragte sich, ob es daran lag, dass die Bedienung sich gleich in Robbie verguckt hatte.
»Dunklere Haare vielleicht. Und die Nase war dicker, ein bisschen knollenförmig.«
»Warten Sie mal …« Thomsett nahm ihr behutsam das Blatt ab, zog einen Bleistift aus der Tasche und skizzierte die Änderungen, während Avery weiter Cate anstarrte, ein eigenartiges angedeutetes Lächeln auf den Lippen. Thomsett zeigte ihr das Ergebnis. »Besser so?«
»Ich glaube schon.«
»Okay. Dann lasse ich die mal aktualisieren.« Und dann fügte er in beiläufigem Ton hinzu: »Ich habe gestern Ihrem Bruder einen Besuch abgestattet.«
Cates Gehirn war plötzlich wie leergefegt. Sie hatte Robbie nicht vorgewarnt, aber es würde doch sicherlich einen seltsamen Eindruck machen, wenn er ihr gar nichts gesagt hätte?
»Er hat es gestern Abend erwähnt.«
»Ich hatte den Eindruck, dass ihn der Verlust dieser dreitausend Pfund ziemlich wurmt.«
»Wirklich? Nun ja, es ist schon eine merkwürdige Ironie des Schicksals, jemandem Geld zu geben, der dann kurz darauf stirbt …« Sie verstummte, als ihr bewusst wurde, dass sie sich auf gefährlichem Terrain bewegte.
»Das ist wahrscheinlich der Grund.« Thomsett beugte sich über sie und tippte auf die eine Zeichnung. »Finden Sie nicht, dass er Ihrem Bruder ein bisschen gleicht?«
»Der da?« Sie tat so, als ob sie das Porträt noch einmal ganz genau betrachtete. »Ja, doch, entfernt. Der Mann, den ich gesehen habe, war nicht so groß wie Robbie. Und er sah auch besser aus.«
»Sie waren wohl ziemlich angetan von ihm, was?«, meldete Avery sich zu Wort. »Sie haben sich nicht zufällig seine Telefonnummer geben lassen?«
»Nein.«
Thomsett runzelte die Stirn, vielleicht, weil ihm die Einmischung seines Kollegen nicht passte. »Uns wurde gesagt, dass Mr Scott am Dienstagabend bei seiner Freundin war. Einer gewissen Bree Tyler.«
Cate zuckte mit den Achseln. »Okay.«
»Kennen Sie Mrs Tyler persönlich?« Thomsett legte eine leichte, aber dennoch unüberhörbare Betonung auf das Wort Mrs.
Cate hob abwehrend die Hand. »Das ist ein Bereich seines Lebens, in den ich mich ganz bewusst nicht einmische.«
»Ist ’n ziemlicher Playboy, wie?«, warf Avery ein.
»Nun ja, die Frauen fliegen offenbar auf ihn. Ich persönlich kann nicht verstehen, was sie an ihm finden, aber bitte, jede nach ihrem Geschmack. Er hat es jedenfalls nicht eilig, eine Familie zu gründen.«
Thomsett lächelte. »Höre ich da eine verhaltene Kritik heraus?«
»Ach, ich weiß nicht. Vielleicht bin ich ja nur neidisch.«
Unter den Umständen war es ein etwas zu intimes Eingeständnis, und ein unbehagliches Schweigen schloss sich an. Cate sah auf ihre Uhr. »Ich muss jetzt langsam los.«
Thomsett stand auf. »Danke für Ihre Hilfe. Ich werde diese Korrekturen noch den anderen Zeugen vorlegen.«
Cate nickte. Sie fragte sich, was passieren würde, wenn die Bedienung ihren Änderungen widersprach. Würden die Ermittler es auf die Unzuverlässigkeit der Zeuginnen schieben, oder würden sie ein unlauteres Motiv vermuten?
Thomsett ging voran zum Ausgang, gefolgt von Cate. Als sie im Flur waren, murmelte Avery ihr ins Ohr: »Darf ich Ihnen einen freundlichen Rat geben, gute Frau? Wenn Sie uns anlügen oder uns etwas verschweigen, machen wir Sie fertig.«
Cate fuhr zusammen, doch als sie sich umdrehte, hatte sie ihre Mimik schon wieder unter Kontrolle. Sie hielt seinem Blick stand und sagte leise: »Das tue ich nicht.«
»Na schön. Aber sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt.«
Thomsett zog schon die Tür auf, als habe er den Wortwechsel nicht mitbekommen. Cate fragte sich, ob er absichtlich seinem Untergebenen die Drecksarbeit überließ.
Er trat vor die Tür, dann drehte er sich um. »Wussten Sie, dass da ein Mann in einem grauen Toyota Avensis Ihr Haus beobachtet?«
»Was?« Panik wallte in ihr auf, legte sich aber gleich wieder, als sie das Auto sah. Es musste neu sein, aber den Fahrer kannte sie leider nur zu gut.
»Das ist mein Exmann.«
»Ach so?« Thomsett klang besorgt. »Möchten Sie, dass ich mal mit ihm rede?«
»Ich denke, das wird nicht notwendig sein, aber vielen Dank für das Angebot.«
»In Ordnung.« Er trat einen Schritt zurück, um Avery vorbeizulassen. »Sie haben
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