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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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er den Mann kennenlernen, der es verstanden hatte, das Herz einer solchen Frau so fest zu gewinnen. Und jetzt, nachdem das Ziel nahe war, war seine Neugier aufs höchste gereizt.
    »Es wird sich zeigen!« brummte er in sich hinein.
    Mehr sagte er nicht, denn Abu al-Khayr öffnete vor den beiden Männern eine kleine Pforte aus rotem und grünem Zedernholz, die in ein geräumiges Gemach führte, und teilte ihnen mit, daß Diener sich um sie kümmern würden. Dann schlug er dreimal in die Hände und öffnete Cathérine eine andere Tür. Dies war ohne Zweifel der schönste Raum des Hauses: die Decke aus rotgoldenem Zedernholz, wie ein Teppich gewoben, die Wände aus vergoldeten Mosaiken, dicke, weiche Teppiche auf den Marmorfliesen, spitzbogige Nischen mit Spiegeln und Leuchtern oder Toilettenutensilien, Becken und Wasserkanne aus Kupfer. Vier vergoldete Kupfertruhen zur Unterbringung der Kleider standen in den Ecken, aber kein Bett war zu sehen. Es mußte hereingeschoben und an eine der Wände gestellt werden, in einen Winkel außer Sicht nach muselmanischem Brauch, während in einer großen, mit Spiegeln ausgestatteten Nische im Hintergrund des Raums ein runder Diwan mit einer Menge bunter Kissen stand. Die Fenster gingen natürlich auf den Innenhof hinaus.
    Abu al-Khayr ließ Cathérine mit einem Blick von diesem angenehmen Appartement Besitz ergreifen, in dem nichts, was das Auge einer Frau verführen konnte, vergessen war. Dann schritt er langsam zu einer der Truhen, öffnete sie, zog einen Armvoll vielfarbiger Seiden- und Musselinstoffe heraus und breitete sie mit fraulicher Sorgfalt auf dem Diwan aus.
    »Wie du siehst«, sagte er einfach, »habe ich dich wirklich erwartet! All dies ist am nächsten Tag auf dem Seidenmarkt gekauft worden, nachdem ich erfahren hatte, daß dein Gatte hier ist.«
    Einen Augenblick standen sich Cathérine und ihr Freund Auge in Auge gegenüber, dann ergriff Cathérine Abus Hand und drückte, bevor er sie hindern konnte, ihre Lippen auf sie, ohne die Tränen zurückzuhalten, die ihr in die Augen sprangen. Er zog sanft seine Hand zurück. »Der von Gott geschickte Gast ist bei uns stets willkommen«, sagte er liebenswürdig. »Wenn dieser Gast aber unserem Herzen nahe ist, dann gibt es für einen wahren Gläubigen keine größere und reinere Freude. Ich müßte dir Dank sagen!«
    Eine Stunde später, nachdem sie sich vom Staub der Reise gereinigt und es sich in den Kleidern bequem gemacht hatten, die ihr Gastgeber ihnen hatte überreichen lassen – weite, schwarz-weiß gestreifte Gewänder aus feiner Wolle, in der Taille durch einen breiten Seidengürtel zusammengehalten, für die Männer, und eine grünseidene, ärmellose arabische Gandoura, bis zu den Brüsten ausgeschnitten, für Cathérine, silberbestickte Pantoffeln aus feinem kurdischem Leder für alle drei –, ließen sich die Reisenden mit Abu al-Khayr auf Kissen nieder, die auf dem Boden rings um ein riesiges, als Tisch dienendes, auf Füße gestelltes silbernes Tablett verteilt waren. Das Tablett war reich bestellt. Außer gebratenen Hammelscheiben gab es sehr feine, außerordentlich schmackhafte Pasteten mit Tauben- und Ochsenfleisch und Mandelfüllung, vor allem jedoch alle Arten Früchte und Gemüse, von denen einige den Menschen aus dem Norden unbekannt waren.
    »Ich esse die Früchte der Erde besonders gern«, hatte Abu lächelnd gesagt, während er eine riesige Melone mit herrlich duftendem Fleisch anschnitt und Scheiben davon der Runde anbot. »Sie haben die Sonne in sich.« Es gab Orangen, Zitronen, Äpfel, Kürbisse und frische, gewürzte Bohnen, Auberginen, Kichererbsen, Bananen, Trauben, Mandeln und natürlich Granatäpfel, all dies zusammen ein vielfarbig leuchtender Haufen von herrlicher Wirkung. Übrigens schmausten Josse und Gauthier, angeregt vom Inhalt einer hohen, schmalen Flasche Wein, die ihr aufmerksamer Gastgeber hatte neben sie stellen lassen, gleichzeitig voller Neugier und mit Appetit. Sie langten tüchtig zu, mit einer Begeisterung, die Abu, dessen eigene Speisenfolge ziemlich bescheiden war, ein Lächeln abrang. »Ist es in Eurem Hause immer so, Seigneur?« fragte Josse mit naiver Gefräßigkeit.
    »Nennt mich nicht Seigneur, sondern Abu. Ich bin nur ein einfacher Gläubiger. Ja, es ist immer so. Seht, wir kennen hier keine Hungersnot. Sonne, Wasser und Erde geben uns alles im Überfluß. Wir brauchen nur Allah zu danken. Ich weiß, daß man sich in euren nördlichen Breiten ein Land wie das

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