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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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bergen.«
    »Herr!« Einer der Legionäre hob die Hand.
    »Ja?«
    »Erwartet man wirklich von uns, dass wir uns mitten in feindliches Gebiet hineinbegeben? Mit ganzen zwölf Mann?« Der Soldat spuckte verächtlich aus. »Das grenzt an Selbstmord.«
    »Hoffen wir, dass es so weit nicht kommt.« Macro lächelte aufmunternd. »Vespasian hat gemeint, die Kundschafter seien seit der Landung der ersten beiden Legionen auf nur geringen Widerstand gestoßen. Wenn wir uns beeilen, sollte alles gut gehen. Es wird bloß zwei Tage dauern. «
    »Wann brechen wir auf, Herr?«
    »Heute Nacht. Sobald der Mond aufgegangen ist.«

34

    Ein feuchter, klebriger Nebel stieg im Laufe der Nacht aus dem Erdreich, und als das Signal für den ersten Wachwechsel gegeben wurde, bedeckte ein dünner weißer Schleier den Boden. Vitellius und sein Leibwächter Pulcher hoben sich als Silhouetten von den verschwommenen rötlichen Flecken der Lagerfeuer ab. Der Tribun reichte Macro eine kleine Tafel.
    »Das ist deine Ermächtigung. Sie ist vom General gegengezeichnet, also sollten euch unsere Vorposten keine Schwierigkeiten machen. Allerdings glaube ich nicht, dass sich die Briten davon beeindrucken lassen würden.«
    Macro lächelte nicht, als er die Tafel in seinem Tornister verstaute. Es war typisch für einen Stabsoffizier, mit Männern, die er möglicherweise in den Tod schickte, seine Späße zu treiben.
    »Also dann, Zenturio, ich vertraue darauf, dass ihr den Auftrag erfolgreich bewältigen werdet – worin er auch bestehen mag.«
    Macro nickte.
    »Viel Glück.«
    Macro salutierte, dann wandte er sich zu seinen Männern um, die reglos wie Schatten im gespenstischen Nebel warteten. Der hinterste Mann schimpfte mit den beiden Maultieren, die ihren Wagen zogen. Noch ganz benommen von der wohlverdienten Ruhepause nach der aufregenden Überfahrt, waren die Maultiere nicht besonders gut aufgelegt; ihre langen Ohren zuckten nervös, und aus ihren Nüstern stiegen Atemwolken empor. Als Macro das Signal zum Aufbruch gab, tippte der Wagenlenker dem Leittier mit dem Speerschaft gegen den Leib. Schnaubend stemmten sich die Tiere ins Geschirr. Alle losen Teile hatte man entfernt und die Achsen sorgfältig gefettet, so dass allein das leise Knirschen der Räder zu vernehmen war. Der Nebel dämpfte zusätzlich die Laute der Nacht, so dass den Männern das Geräusch ihrer Schritte im langen, nassen Gras unnatürlich laut erschien. Die Lagerfeuer der Zweiten Legion blieben allmählich hinter ihnen zurück, und es dauerte nicht lange, da waren sie ganz allein.
    Für Cato, der in der größten Stadt der bekannten Welt aufgewachsen war, hatte die Stille etwas Bedrückendes: Seine rege Vorstellungskraft verwandelte jedes Heulen einer Eule und jedes leise Rascheln im Gras in einen gefährlichen Briten, der sich an sie anschlich, um sie in einem günstigen Moment aus dem Hinterhalt zu töten. Er marschierte hinter dem Zenturio und beneidete ihn nicht zum ersten Mal um sein Selbstvertrauen, das ihn so zuversichtlich ausschreiten ließ, als sei er unverwundbar – eigentlich erstaunlich angesichts seiner zahlreichen Narben.
    Macros kleine Kolonne marschierte weiter und nannte leise die Losung, wenn sie von einem Vorposten angerufen wurden, der neugierig den hinter ihnen herrumpelnden Wagen musterte. Dann verschwand die seltsame Patrouille unvermittelt im feuchten Nebel, der die Geräusche des Wagens verschluckte.

    Erst als die Vorposten abgelöst wurden, erreichte die Nachricht von dem Kommandotrupp das Hauptquartier. Vespasian wurde von einem erstaunten Wachoffizier davon in Kenntnis gesetzt, der die Bestätigung einholen wollte, dass Macro tatsächlich auf Befehl handelte.
    »Zwölf Männer und ein Wagen, sagst du?«, fragte Vespasian gereizt.
    »Jawohl, Herr.«
    »Das ist sehr eigenartig. Scheint keine Aufklärungspatrouille gewesen zu sein.«
    »Nein, Herr. Das habe ich mir auch gedacht.« Der Wachoffizier nickte. »Soll ich ihnen eine Patrouille nachschicken? «
    »Das hat keinen Sinn. Im Moment können wir sowieso keine Männer erübrigen. Die Kundschafter haben eine britische Kolonne aus den Augen verloren – wir brauchen jeden Reiter, um sie wieder aufzuspüren.«
    »Ich verstehe. Was soll ich also tun, Herr?«
    »Trag sie auf jeden Fall ins Wachbuch ein. Bis auf weiteres sollten wir sie als Deserteure betrachten.«
    »Als Deserteure?« Der Wachoffizier hätte über diese groteske Anordnung beinahe gelacht. »Aber sie werden von den ersten Briten, auf die

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