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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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verstummte gehorsam. »Und nun lasse ich euch von Narcissus die Einzelheiten meines Angriffsplans erläutern. Narcissus?«
    »Danke, Cäsar.«
    Der Kaiser trat vom Tisch zurück, und sein freigelassener Sklave, der Mann seines Vertrauens, nahm seinen Platz ein, einen langen, dünnen Stab in der Hand. Claudius humpelte zu einem Seitentisch und machte sich an den raffinierten Teilchen und Törtchen zu schaffen, die seine Köche irgendwie gezaubert hatten. Narcissus’ Darlegungen schenkte er wenig Aufmerksamkeit, deshalb entging ihm die finstere Miene der Armeeoffiziere, die es übel nahmen, dass ein Verwaltungsmann ihnen Befehle erteilte, zudem noch ein einfacher freigelassener Sklave. Narcissus genoss den Moment und betrachtete nachdenklich das Modell, bevor er sein Stöckchen hob und mit seiner Rede begann.
    »Der Kaiser hat beschlossen, dass eine kühne Taktik vonnöten ist, um diese Nuss zu knacken.« Er tippte auf die Zweigstückchen, die die britischen Palisaden auf der Hügelkette darstellten. »Nach Süden können wir wegen des Sumpfs nicht ausweichen, und durch den Wald kommen wir nicht hindurch. Die Kundschafter berichten, dass bis direkt zum Waldrand dichtes Dornengestrüpp wächst.«
    »Konnten sie in den Wald eindringen?«, fragte Vespasian.
    »Leider nicht. Die Briten schickten Streitwagen vor, um die Kundschafter zu verjagen, bevor sie sich richtig umschauen konnten. Doch sie berichten, dass der Wald, so weit sie sehen konnten, undurchdringlich ist, und es gab keinen Hinweis auf irgendwelche Wege.«
    Vespasian genügte das nicht. »Kommt es dir nicht verdächtig vor, dass die Briten die Kundschafter nicht in der Nähe des Waldes dulden wollten?«
    Narcissus lächelte. »Mein lieber Vespasian, du solltest nicht andere nach deinem eigenen Versagen bei der Aufklärung beurteilen.«
    Überall im Zelt sog man scharf die Luft ein, und die anderen Stabsoffiziere erwarteten gespannt Vespasians Reaktion auf diesen unverschämten Angriff gegen seine Professionalität. Der Legat hielt mit zusammengebissenen Zähnen den Ausbruch zurück, der sich in seiner Kehle Luft schaffen wollte. Die Beschuldigung war extrem ungerecht; er hatte auf Plautius’ direkten Befehl gehandelt, doch das jetzt vorzubringen wäre äußerst ungehörig.
    »Dann wäre es klug, bei dieser Gelegenheit angemessen aufzuklären«, antwortete Vespasian mit ruhiger Stimme.
    »Dafür wurde gesorgt.« Narcissus fuhr lässig mit der Hand durch die Luft. Hinter ihm verließ der Kaiser das Zelt, in der Hand einen mit Köstlichkeiten überhäuften Teller. »Nun denn, zu den Details. Im Schutz der Nacht wird die Artillerie in Schussweite der Verteidigungsanlagen des Feindes aufgestellt. Die Armee wird sich hinter den Prätorianergarden versammeln, mit den Elefanten als rechtem Flügel. Die Katapulte setzen die Palisade in Brand, worauf die Prätorianer und die Elefanten den Hang hinaufmarschieren. Der Anblick der Elefanten sollte eigentlich schon ausreichen, die Briten so lange in Schrecken zu versetzen und abzulenken, bis die Prätorianer die Verteidigungsanlagen gestürmt haben. Die Prätorianer nehmen die Palisade ein und halten sie. Zwanzigste, Vierzehnte und Neunte Legion marschieren durch die von den Prätorianern geöffnete Lücke vor und fächern sich auf der anderen Seite des Hügels auf. Die Zweite bleibt in Reserve, lässt aber vier Kohorten zurück, die zusammen mit den Auxiliar- bzw. Hilfstruppen Lager und Tross bewachen. Wenn wir einmal mit Caratacus fertig sind, geht es auf direktem Wege nach Camulodunum. Das ist alles, meine Herren.« Narcissus ließ seinen Stab durch die geschlossene Hand gleiten und auf dem Holzboden aufprallen.
    Aulus Plautius trat rasch an den Kopf des Kartentischs. »Danke, ein äußerst prägnanter Vortrag.«
    »Ich versuche, kein Wort mehr zu sagen als absolut und unumgänglich notwendig«, antwortete Narcissus.
    »Richtig. Nun, gibt es Fragen, die …«
    »Falls es Fragen gäbe«, unterbrach ihn Narcissus, »würde das nur bedeuten, dass jemand nicht richtig zugehört hat. Ich bin mir aber sicher, dass deine Männer so professionell sind, wie sie wirken. Es gibt noch einen letzten Punkt auf der Tagesordnung. Ich habe Kenntnis erlangt, dass dem Kaiser in den nächsten Tagen ein Anschlag drohen könnte. Mit solchen Gerüchten muss ich mich ständig befassen, und gewiss wird auch dieses sich als ein weiterer falscher Alarm erweisen.« Er nickte Vespasian ganz leicht zu und fuhr fort: »Aber wir dürfen uns nie zu

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