Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
bevorstand.
Der Kampf auf der Palisade war vorüber, und die Männer der Vierzehnten Legion drängten die Briten vom Wall hinunter in ihr Lager. Zwischen beiden Truppen hoffnungslos eingekesselt, kämpften die Briten mit einer wilden, geradezu erschreckenden Verzweiflung um ihr Leben. Die grimmigen Gesichter, mit Speichel besprüht von den rauen Schreien, stürzten sich Cato entgegen wie die Geister von Teufeln. Doch die antrainierte Routine der römischen Armee gewann die Oberhand, und Cato führte die Sequenz von Ausfallschritt, Stoß, Klinge lösen und erneutem Ausfallschritt ganz automatisch durch, fast als würde sein Körper von einem anderen als seinem eigenen Bewusstsein gesteuert.
Während die Toten und Sterbenden unter den Schwertern der Römer niedersanken, rückte die römische Linie langsam über ein Feld von Leichen, zerstörten Zelten und verstreuter Ausrüstung voran. Plötzlich stieß die Sechste Zenturie auf einen Bereich, den die Briten als Feldküche reserviert hatten; die mit Torf abgedichteten Öfen und die offenen Kochfeuer knisterten noch, orangefarbene Glut ins fahler werdende Abendlicht verströmend, und übergossen die Umstehenden mit einem unheimlichen Rot, das die Schrecken des Kampfes nur noch betonte.
Bevor Cato die Gefahr kommen sah, brachte ihn ein schwerer Schlag gegen seinen Schild aus dem Gleichgewicht, und er taumelte gegen einen großen, dampfenden Kessel, der über einem Feuer hing. Die Flammen versengten ihm die Beine, und als der Kessel umkippte und das Wasser das Feuer löschte, wurde seine rechte Körperseite verbrüht. Beim scharfen Schmerz, der bei der Verbrennung durch seine Nerven peitschte, schrie er wider Willen auf und hätte beinahe Schild und Schwert fallen lassen. Ein weiterer Schlag traf seinen Schild; aufschauend erblickte Cato über sich einen schlanken Krieger mit langen Zöpfen, das Gesicht von wildem Hass verzerrt. Als der Brite mit seiner Beidhänderaxt zum Schlag ausholte, stieß Cato Bestias Schwert nach oben, um den Schlag abzufangen.
Doch das Ziel war nicht mehr da. Macro hatte dem Briten die Klinge bis fast zum Heft in die Achsel gerammt, und der Krieger war auf der Stelle tot. Cato verbiss sich die Schmerzen, die die Verbrennungen ihm verursachten, und nickte seinem Zenturio einen Dank zu.
Macro ließ ein kurzes Lächeln aufblitzen. »Auf die Beine! «
Die erste Reihe der Zenturie war an ihnen vorbei, und einen Moment lang war Cato vor dem Feind in Sicherheit.
»Alles in Ordnung, Junge?«
»Ich werde es überleben, Herr«, zischte Cato zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während Wogen von Schmerz in seiner verletzten Seite wüteten. Macro ließ sich von seiner gespielten Tapferkeit nicht an der Nase herumführen – die hatte er in seinen vierzehn Jahren bei der Armee schon oft genug zu sehen bekommen –, doch er gestand jedem zu, mit dem Schmerz auf seine Art umzugehen. So half er dem Optio wieder auf die Beine und gab ihm ohne nachzudenken einen ermutigenden Schlag auf den Rücken. Der junge Mann versteifte sich, doch nach dem ersten Krampf fing er sich wieder so weit, dass er sein Schwert und seinen Schild fest packte und sich zur ersten Reihe vorschob. Nun nahm auch Macro sein Schwert wieder fest in die Hand und warf sich erneut in den Kampf.
Der Rest der Schlacht verschwamm in Catos Bewusstsein, so groß war die Anstrengung, den durch die Verbrennungen verursachten Schmerz im Zaum zu halten. Möglich, dass er eine ganze Reihe von Gegnern getötet hatte, doch hinterher konnte er sich an keinen einzigen Vorfall erinnern; er stach mit dem Schwert zu und konterte Schläge mit seinem Schild, ohne an Gefahr auch nur zu denken, einzig und allein in dem Wissen, dass er die Pein in Schach halten musste.
Die Schlacht wogte erbarmungslos gegen die Briten voran, die vom unnachgiebigen Druck der beiden Legionen zerrieben wurden. Verzweifelt suchten sie nach der Stelle des geringsten Widerstandes und stürzten sich in die Lücke zwischen den sich schließenden Legionärsreihen. In immer größeren Gruppen rissen die Briten sich von ihren Kameraden los und rannten um ihr Leben, kletterten den Verteidigungswall von innen hinauf und liefen in die immer nächtlichere Dämmerung davon. Viele Tausende entkamen, bevor die beiden römischen Fronten sich vereinigten und eine todgeweihte Schar von Kämpfern einschlossen, die entschlossen waren, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen.
Das hier war nicht das übliche Aufgebot, wurde Macro klar, als
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