Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
mehr vorsichtig, aber mit einem resignierten Grimm im Gesicht.
»Was ist dort, Herr?«
»Ich habe eine Mannschaft der batavischen Hilfstruppen gefunden.«
Cato lächelte. »Gut. Vielleicht können die uns sagen, wo wir uns befinden, Herr.«
»Wohl kaum«, antwortete Macro ruhig. »Denen ist das inzwischen egal.«
Mit ausdrucksloser Stimme gab Macro der Sechsten Zenturie das Kommando zum Aufbruch und führte sie über den Pfad an der Doppelbiegung vorbei auf eine Lichtung im Ginster, die aus einer leichten Bodenerhebung bestand. Überall auf dem Pfad und dem niedergetretenen Gras lagen Leichen und Ausrüstungsgegenstände einer der batavischen Hilfskohorten. Die meisten waren im Kampf gefallen, doch eine beträchtliche Anzahl lag mit durchschnittener Kehle auf einem Haufen am Wegrand. Die Leichen wurden von Fliegen umsurrt, und der Ekel erregend süßliche Gestank von Blut lag in der unbewegten Luft. Eine Hand voll Leichen britischer Krieger war in einer geraden Reihe ausgelegt, jeder von seinem Schild bedeckt und den Speer an seiner Seite. Diese Männer trugen Helme und Kettenhemden.
Macro blieb bei einem der Bataver mit durchschnittener Kehle stehen und stieß ihn mit der Fußspitze an. Dann sprach er so laut und deutlich, dass alle seine Männer ihn hören konnten.
»Das hier erwartet euch, falls ihr jemals der Versuchung erliegen solltet, euch dem Feind zu ergeben. Schaut euch das einmal ganz genau und gründlich an und dankt den Göttern, dass ihr nicht selber da liegt. Dann schwört, dass ihr niemals auf dieselbe Weise sterben werdet. Diese Bataver waren blöd, und wenn ich einen von euch bei einer solchen Blödheit erwische, dann wird er meine Rache spüren, in diesem Leben oder im nächsten. Verlasst euch drauf.« Er ließ einen finsteren Blick über die ganze Zenturie wandern, fest entschlossen, selbst mehr Schrecken zu verbreiten als der Feind. »Nun gut, dann wollen wir hier mal Ordnung schaffen! Cato, unsere Kampfesbrüder sollen in einer Reihe neben die Briten gelegt werden. Falls ihr etwas findet, das ihr brauchen könnt, bedient euch.«
Während die Legionäre die abstoßende Arbeit verrichteten, stellte Macro zu beiden Seiten der Lichtung Wachen auf und setzte sich dann ins Gras, wobei er die vom Blut dunklen Stellen mied. Er löste den Helmriemen und zog den Helm aus, froh, das Gewicht los zu sein. Sein schweißnasses Haar klebte am Schädel und stellte sich in verfilzten Strähnen auf, als er mit den Fingern hindurchfuhr. Aufschauend sah er Cato neben sich stehen. Der Optio betrachtete die Leichen der Briten.
»Die sehen ganz schön eindrucksvoll aus, oder?«
Cato nickte. Dies hier waren ganz offensichtlich nicht die einfachen Krieger des Feindes. Die feine Arbeit von Kleidung und Ausrüstung ließ auf einen besonderen Rang schließen. »Eine Leibwache?«
»Das denke ich auch«, stimmte Macro zu. »Und nach dem ziemlich unausgewogenen Verhältnis der Leichen zu urteilen, sind beziehungsweise waren das ganz schön harte Burschen. Hoffentlich schwirren da draußen nicht zu viele von denen rum.«
Cato warf einen Blick auf das undurchdringliche Ginstergestrüpp um die Lichtung. »Meinst du, dass sie noch hier in der Nähe sind, Herr?«
»Ich bin ein Zenturio, verdammt noch mal, kein Wahrsager«, entgegnete Macro bissig, bedauerte es aber sogleich, denn der junge Optio sprach ja nur die Ängste aller aus. Die Hitze und die Erschöpfung nach dem anstrengenden Marsch durchs Gestrüpp verstärkten nur noch Macros zunehmende Nervosität, sich so vom Rest der Legion abgeschnitten zu wissen. »Keine Sorge, Cato. Von uns sind mehr hier draußen als von denen.«
Cato nickte, war aber keineswegs überzeugt. In einer Lage wie dieser fiel die Mannstärke kaum ins Gewicht, wohl aber die Kenntnis der Örtlichkeit. Der Gedanke an eine große Gruppe von britischen Elitekriegern, die isolierte römische Einheiten zur Strecke brachte, war Schrecken erregend, und beschämt registrierte er die Angst, die diese Überlegung in ihm aufsteigen ließ. Schlimmer wurde die Sache noch wegen der heranrückenden Nacht. Die Vorstellung, auch nur einen Teil der Dunkelheit in dieser grässlichen Wildnis zubringen zu müssen, entsetzte ihn. Schon jetzt war die Sonne hinter dem dichten Blätterhorizont versunken, und der Abendhimmel loderte, als wäre er aus geschmolzener Bronze. Vor diesem Hintergrund schossen die dunklen Silhouetten der Schwalben auf der Jagd nach Insekten durch die Luft. Die Insekten ihrerseits lockte der
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