Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
hebend, stieß er einen Ruf aus, den seine Männer mit einem tiefkehligen Gebrüll beantworteten. Irgendetwas an ihrer Aufmachung und der selbstbewussten Art, in der sie die Geschosse des Schiffs missachteten, war grässlich vertraut.
»Sind das die Schweine, die letzte Nacht über uns hergefallen sind?«
»Schon möglich.« Der Legionär blinzelte. »Ich bin nicht lange genug geblieben, um mir die Einzelheiten zu merken.«
Die Druiden hatten sich bei ihrem Bemühen, das widerstrebende Aufgebot erneut gegen die erste Welle der Römer zu hetzen, in Ekstase gearbeitet. Als sie nun die Kolonne erblickten, kreischten sie vor Entzücken und drängten ihre Leute mit erneuter Heftigkeit in den Kampf.
»Kopf hoch, Männer! Neuer Feind auf der linken Flanke! «
Der Ruf wurde rasch die Kampflinie entlang weitergegeben, und der Zenturio, der der neuen Bedrohung am nächsten stand, organisierte seine Männer schnell zum Flankenschutz – gerade noch rechtzeitig, da die frisch Angekommenen sich nicht einmal in Formation aufstellten, sondern unmittelbar in wildem Lauf gegen die römische Linie anstürmten. Mit wildem Geschrei und lautem Waffenklirren hieben die Briten sich eine Bahn zwischen die Römer, und es war offenkundig, dass der Kampf nun zu Gunsten der Eingeborenen stand.
Ein nervöser Blick zum Fluss ließ Cato erkennen, dass das erste Transportschiff abgelegt hatte und mit eiligen Riemenschlägen dem hiesigen Ufer entgegenstrebte. Das Kriegsgeschrei der frisch eingetroffenen Truppen und das anfeuernde Gekreisch der Druiden fachten den Kampfgeist des britischen Aufgebots erneut an, das sich nun mit neuer Kraft gegen die römischen Schilde warf.
»Haltet sie zurück!«, brüllte Cato. »Nur noch ein wenig länger! Haltet durch!«
Die Überreste der Sechsten Zenturie rückten mit einer Hand voll weiterer Legionäre zusammen und klammerten sich an dem Stück Boden fest, das sie auf dem Ufer der Tamesis gewonnen hatten. Ein Mann nach dem anderen fiel, und der Schildwall schloss sich um ein immer kleineres Soldatenhäufchen, bis es so wirkte, als stünde ihre endgültige Vernichtung dicht bevor. Die linke Flanke, falls man die aufgesplitterten Reste Widerstand leistender Römer überhaupt noch als Kampflinie bezeichnen konnte, brach unter dem wilden Angriff der britischen Elitekämpfer langsam ein. Da die Römer sich weder ergeben noch fliehen konnten, kämpften sie, bis sie tot zusammenbrachen.
Von den etwa tausend Mann, die die erste Angriffswelle gebildet hatten, war nicht einmal mehr die Hälfte übrig, und zu seinem Entsetzen entdeckte Cato nun, dass die Transportschiffe von der Strömung flussabwärts getrieben wurden. Sie landeten zweihundert Schritt vom verzweifelten Kampf ihrer Kameraden entfernt, und zwar ohne jede Gegenwehr von Seiten der Briten, da die viel zu sehr damit beschäftigt waren, die noch verbliebenen Soldaten der ersten Welle niederzumetzeln. Cato erblickte den scharlachroten Helmbusch des Legaten und dicht daneben die Adlerstandarte, während die neu Eingetroffenen eilig eine Kampfformation bildeten und flussaufwärts marschierten. Jetzt erkannten die Briten die Gefahr und wandten sich ihr entgegen. Cato beobachtete verzweifelt, wie Vespasians Vormarsch langsamer wurde und dann fünfzig Schritte vor der zerschlagenen ersten Welle ganz zum Erliegen kam.
Von links waren die Römer zu einem engen Bogen zusammengeschoben worden, dessen Basis der Fluss bildete. Die Briten spürten, dass der Sieg dicht bevorstand. Ihre Kriegsschreie klangen nun wilder und schriller, während sie hauend und stechend auf die Legionäre eindrangen. Noch einen Augenblick, dann war alles vorbei; sie würden den letzten Mann der ersten Welle niedermetzeln und in den Schlamm treten.
Doch das Ende blieb aus. Über dem wilden Lärm der Schlacht ertönte plötzlich die Tonfolge eines britischen Kriegshorns, und zu Catos Erstaunen zogen die Briten sich aus dem Gefecht zurück. Mit einem letzten Schlagabtausch wich der Krieger, mit dem er gerade kämpfte, vorsichtig zurück, bis er sich außerhalb der Reichweite von Catos Schwert befand. Dann machte er kehrt und trabte das Ufer hinauf, so wie auch sonst die Briten auf allen Seiten von den römischen Schilden zurückwichen, zurück zu den Druiden, die sich um den auf seinem Kriegswagen stehenden Häuptling versammelt hatten. Dann marschierte der Feind in guter Verteidigungsformation über das leicht ansteigende Flussufer davon außer Sicht, nun wieder von der Trireme unter
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