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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Beschuss genommen.
    Cato sah auf das mit zerhauenen Leichen übersäte Schlachtfeld, das vom Geschrei der Verwundeten widerhallte, und konnte kaum glauben, dass er noch am Leben war. Um ihn herum starrten die Überlebenden seiner Zenturie einander verwundert an.
    »Was für eine Schweinerei haben die denn jetzt vor?«, murmelte einer.
    Cato schüttelte einfach nur müde den Kopf und steckte sein Schwert in die Scheide.
    Die von Vespasian herangeführte Verstärkung änderte die Richtung des Vormarschs und formte einen Schild zwischen den davonströmenden Briten und der jämmerlich kleinen Zahl von Überlebenden der ersten Welle.
    »Haben wir sie in die Flucht geschlagen? Konnten sie uns nicht standhalten?«
    »Benutz mal deinen Verstand«, knurrte Cato. »Es muss was anderes gewesen sein. Das ist sicher.«
    »Schau da! Links.«
    Cato sah hin und erblickte winzige, dunkle Gestalten, die nun hinter der Flussbiegung auftauchten: Kavallerie. »Unsere oder ihre? Es müssen wohl die Unseren sein.«
    Nun ließ sich tatsächlich an der Spitze der Reiterkolonne ein römischer Kavalleriewimpel erkennen. Plautius hatte seine Truppen also nicht vergeblich auf der Suche nach einer Furt flussaufwärts geschickt. Einige der batavischen Kohorten waren rechtzeitig zur britischen Flanke vorgestoßen, um die Vorausabteilung der Zweiten Legion zu retten. Doch die neu Eingetroffenen wurden nicht mit Siegesgeschrei begrüßt. Die Männer waren einfach nur erleichtert, noch am Leben zu sein, und zu müde, um etwas anderes zu tun, als auf dem Flussufer niederzusinken und die erschöpften Glieder von sich zu strecken. Doch Cato war klar, dass ihm noch keine Ruhe gestattet war. Das ließ sein Pflichtgefühl nicht zu. Zunächst musste er einen Anwesenheitsappell seiner Zenturie durchführen, feststellen, wie viele der Legionäre noch kampfbereit waren, und dann dem Legaten Bericht erstatten. Er wusste um diese Aufgabe, doch jetzt, da die unmittelbare Lebensgefahr vorüber war, war sein Kopf dumpf vor Müdigkeit. Mehr als alles sehnte er sich nach einer Rast. Allein schon der Gedanke daran schien das Schlafbedürfnis seines Körpers enorm zu verstärken. Langsam sanken ihm die Augen zu; bevor er dessen noch gewahr wurde, kippte er nach vorn und wäre zu Boden gefallen, hätte nicht ein Paar starker Arme ihn bei den Schultern gepackt und festgehalten.
    »Cato!«
    »Was? Was denn?«, brachte er vor, mühsam blinzelnd.
    Der andere versuchte, ihn mit Rütteln aus seiner Erschöpfungsstarre zu holen. »Cato! Was hast du mit meiner Zenturie angestellt?«
    Die Frage mochte erbittert klingen, doch darunter lag der vertraute knurrige Tonfall, an den er sich in den letzten Monaten gewöhnt hatte. Er zwang sich, aufzuschauen, die brennenden Augen zu öffnen und seinem Gegenüber ins Gesicht zu sehen.
    »Macro?«

27

    »Freut mich, dass du mich unter dieser ganzen Schmiere immer noch erkennst!« Macro klopfte seinem Optio lächelnd auf die Schulter, wobei er behutsam die verletzte Seite verschonte.
    Cato betrachtete schweigend das Bild, das sich ihm bot. Kopf und Brust des Zenturios waren blutverkrustet und von Schlamm überzogen; er sah aus wie ein wandelnder Leichnam. Tatsächlich war der Anblick Macros, der ihm bei bester Gesundheit ins Gesicht grinste, für Cato, den noch vor kurzem die Trauer über den Tod seines Zenturios so in Wut gebracht hatte, schwer zu verarbeiten. Dumpf vor Erschöpfung und Unglauben starrte er Macro mit leerem Blick und offenem Mund an.
    »Cato?« Macros Gesicht legte sich in besorgte Falten. Der Optio schwankte, mit hängendem Kopf, während sein Schwertarm schlaff an der Seite baumelte. Rundum lagen die verrenkten Leichen von Römern und Briten. Der blutbesudelte Fluss leckte sanft ans Ufer, die Wasseroberfläche immer wieder von schimmernden Leichenhaufen durchbrochen. Von oben stach die Sonne auf die Szene nieder. Es herrschte ein überwältigendes Gefühl der Ruhe, eine unglaubliche Stille nach dem schrecklichen Kampfgetöse, während die Wahrnehmung sich allmählich wieder an die Wirklichkeit anpasste; selbst der Gesang der Vögel klang merkwürdig in den Ohren der Männer. Cato wurde sich plötzlich bewusst, dass er vollkommen verdreckt und mit dem Blut anderer Männer verschmiert war, und eine Woge der Übelkeit stieg in ihm empor. Er konnte sich nicht am Erbrechen hindern und kotzte Macro voll, bevor der zurücktreten konnte. Macro verzog das Gesicht, streckte aber, als Catos Beine einknickten, schnell die Hände

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