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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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aus, um den Jungen bei den Schultern zu packen. Langsam ließ er den Optio auf die Knie nieder.
    »Immer mit der Ruhe, Junge«, sagte er. »Nur ruhig.«
    Cato erbrach sich wieder und wieder, bis er nichts mehr im Magen hatte, und auch dann würgte er immer noch krampfhaft weiter, mit weit geöffnetem Mund, bis es endlich vorbei war und er nur noch nach Luft schnappte. Ein dünner Speichelfaden hing in dem säuerlichen Gestank zwischen seinen aufgestützten Händen nach unten. All die Erschöpfung und Anspannung der letzten Tage hatten einen Weg nach draußen gefunden, und nun war er körperlich am Ende. Macro klopfte ihm den Rücken und betrachtete ihn voll unbeholfener Sorge. Er hätte ihn gern getröstet, war vor den Augen der anderen Soldaten aber zu befangen. Schließlich setzte Cato sich zurück, legte die Hände an die Schläfen und befühlte sein dreckiges, blutverschmiertes Gesicht. Sein magerer Körper zitterte vor Kälte und völliger Erschöpfung, und doch hielt ein Rest von geistiger Kraft ihn wach.
    Macro nickte verständnisvoll. Irgendwann in seinem Leben erreichte jeder Soldat einmal diesen Punkt. Er wusste, dass der Junge die Grenze des für ihn körperlich und seelisch Erträglichen nun schließlich überschritten hatte. An sein Pflichtgefühl durfte man jetzt nicht mehr appellieren.
    »Ruh dich aus, Junge. Ich kümmere mich um alles. Aber du musst dich jetzt erst mal erholen.«
    Einen kurzen Moment lang sah es so aus, als wollte der Optio widersprechen. Schließlich aber nickte er, legte sich langsam auf das Gras des Flussufers nieder, schloss die Augen und war gleich darauf eingeschlafen. Macro betrachtete ihn einen Moment lang, löste dann den Umhang von der Leiche eines Briten und legte ihn sanft über Cato.
    »Zenturio Macro!«, dröhnte Vespasians Stimme herüber. »Mir war zu Ohren gekommen, du seiest tot.«
    Macro stand auf und salutierte. »Das war eine Falschmeldung, Herr.«
    »Offensichtlich. Erkläre, wie es dazu kam.«
    »Da ist nicht viel zu erklären, Herr. Ich wurde zu Boden geschlagen, nahm dabei einen von ihnen mit mir, und sie hielten uns beide für tot. Sobald ich konnte, machte ich mich auf den Rückweg zur Legion. Ich traf gerade rechtzeitig ein, um auf eines der Boote der zweiten Angriffswelle zu springen. Dachte, Cato und der Rest meiner Zenturie könnten ein bisschen Hilfe gebrauchen, Herr.«
    Vespasian blickte auf den zusammengerollt daliegenden Optio. »Ist mit dem Jungen alles in Ordnung?«
    Macro nickte. »Dem geht es bestens, Herr. Er ist nur erschöpft. «
    Hinter der Schulter des Legaten waren nun die ausgeruhten Gesichter der Tribunen und anderen Stabsoffiziere zu sehen, die sich unter die erschöpften Überlebenden des Angriffs mischten. Plötzlich veranlasste die Anwesenheit des Legaten Macro zu einem besorgten Stirnrunzeln.
    »Unser junger Optio ist im Moment fix und fertig, Herr. Bis er sich ausgeruht hat, kann er wirklich nichts mehr tun.«
    »Immer mit der Ruhe!« Der Legat lachte leise. »Ich wollte ihn nicht mit einem weiteren Auftrag abkommandieren, sondern wollte einfach nur wissen, ob mit ihm alles in Ordnung ist. Der Junge hat heute Vormittag wirklich genug für seinen Kaiser geleistet.«
    »Ja, Herr. Allerdings.«
    »Sorge dafür, dass er so viel Ruhe bekommt, wie er braucht. Und kümmere dich um deine Zenturie. Die hat Großartiges geleistet. Lass die Leute ausruhen. Für den Rest des Tages muss die Legion eben ohne sie auskommen.« Vespasian tauschte ein Lächeln mit seinem Zenturio. »Weiter so, Macro. Ich bin froh, dass du wieder bei uns bist!«
    »Ja, Herr. Danke, Herr.«
    Vespasian salutierte, machte kehrt und marschierte davon, um die Verteidigung des hart errungenen Brückenkopfes zu organisieren. Die Stabsoffiziere wichen auseinander, um ihn durchzulassen, und eilten dann hinter ihm her.
    Sich mit einem letzten Blick vergewissernd, dass der Optio noch immer friedlich schlief, ging Macro los, um sich um das Wohlergehen seiner überlebenden Männer zu kümmern. Vorsichtig suchte er seinen Weg zwischen den herumliegenden Leichen und rief die Sechste Zenturie zum Sammeln.

    Cato wachte mit einem Ruck auf und fuhr hoch, in kalten Schweiß gebadet. Er hatte geträumt, ertrinken zu müssen, von einem feindlichen Krieger in einen Strom voll Blut gedrückt zu werden. Das Nachbild löste sich nur langsam auf, wich aber dann einem samtblauen Abendhimmel, der am Horizont orangefarben verschwamm. Jetzt klang ihm das Knistern eines Lagerfeuers im Verein mit

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