Cato 04 - Die Brüder des Adlers
er unmittelbar über sich das atemlose Keuchen des erschöpften Pferdes. Ein kleine Lawine aus Kieseln und loser Erde prasselte neben Cato ins Wasser. Auf dem anderen Ufer tauchte die schattenhafte Gestalt des Berittenen auf und Cato hielt den Atem an. Ein zufälliges Kräuseln des Wassers ließ die Schwertklinge in einem Lichtstrahl aufglänzen, so dass sie einen Moment lang hell aus dem Wasser herausschimmerte.
Dieser Moment genügte. Der Reiter ließ sich vom Pferd gleiten und sprang direkt vor Cato in den Fluss, so dass dem Zenturio das Wasser ins Gesicht spritzte. Der Krieger watete ein paar Schritte flussabwärts auf das Schwert zu, und Cato erkannte, dass der Gegner ihn entdecken würde, sobald er das Schwert an sich genommen hatte und umkehrte. Es blieb keine Zeit mehr zum Überlegen. Cato sprang auf und stürzte sich von hinten auf den Gegner, der sich zum Schwert hinunterbeugte. Der Zusammenprall riss beide Männer ins Wasser. Der Zenturio lag auf seinem Gegner und streckte die Hände suchend nach seiner Kehle aus. Er fand sie, drückte die Finger um den muskulösen Hals und drückte zu, so fest er konnte. Der Angegriffene brach in einem Wasserfall glitzernder Gischt aus der Umklammerung nach oben und tastete hinter seinem Kopf nach Catos Armen. Als er sie gefunden hatte, versuchte er, Catos Griff zu lösen, und, als ihm das misslang, sich in Gesicht und Augen seines Gegners zu verkrallen. Doch Cato rammte ihm das Knie in den Rücken, zerrte ihn seitlich in den Fluss und drückte den Kopf des Gegners unter Wasser.
Doch der Brite war zu stark für Cato und wälzte sich mit einem wilden Aufbäumen über den Zenturio, so dass sein Kopf sich vor den Morgenhimmel schob, während er den unter sich Gefangenen niederdrückte. Der Aufprall raubte Cato den Atem und er schaffte es gerade noch, die Lippen zusammenzupressen, bevor das Wasser sein Gesicht überflutete. Er wusste, dass ihm nur noch wenig Zeit blieb. Seine brennenden Lungen verlangten nach Luft und gleich würde er gezwungen sein, den Gegner loszulassen, um sich irgendwie zur Wasseroberfläche emporzukämpfen. Da sah er aus dem Augenwinkel etwas aufschimmern. Das Schwert. Cato drehte den Kopf zur Seite und merkte, dass es in Reichweite lag. Er ließ die Kehle des Mannes los, packte mit der Linken in sein Gesicht und suchte mit den Fingern nach seinen Augen. Gleichzeitig glitt seine linke Hand ins Wasser und ertastete das Schwert. Cato wendete die Klinge zum Feind und stieß sie mit dem letzten Rest seiner schwindenden Kraft dem Gegner in den Rücken. Den Mann durchlief ein krampfartiges Zucken und er versuchte verzweifelt, sich von der Klinge loszureißen, die Cato wild herumdrehte. Schon schlug der Gegner schwächer um sich und schließlich wälzte Cato die Leiche von sich und tauchte nach Luft schnappend aus dem Wasser. Während er hustend und spuckend in dem roten Tümpel hockte, der sich immer weiter ausbreitete, untersuchte er seinen Gegner. Der Reiter lag auf dem Rücken. Catos Schwertspitze war ihm durchs Herz gedrungen und kam vorn bei der Brust wieder heraus. Aus der Wunde quollen dunkelrote Schwaden und lösten sich langsam in der sanften Strömung. Der Kopf des Mannes lag unter Wasser und war nach hinten gekippt. Die Augen starrten blicklos in den Himmel, und das Haar wehte schwankend in der Strömung wie die langen Ranken der dicht beim Ufer wachsenden Wasserpflanzen.
Sobald Cato wieder bei Atem war, wälzte er den Mann auf die Seite, stellte ihm den Fuß in den Rücken und zerrte die Klinge heraus. Als sie sich löste, quoll ein frischer Blutstrom aus der Wunde. Cato kroch an Land und schlich flussabwärts, weg vom Feind und in die ungefähre Richtung Callevas. Die Durotriges würden das reiterlose Pferd nur zu bald bemerken und der Sache auf den Grund gehen. Er hatte einen Moment lang erwogen, das Pferd selbst zu besteigen, bezweifelte aber, dass er damit wirklich Erfolg haben würde. Er war ein schlechter Reiter, im Gegensatz zu den Durotriges, die ihn einholen würden, bevor das Tier auch nur in die Nähe von Callevas Toren kam. Daher schlich Cato sich so schnell und unauffällig wie möglich flussabwärts und lauschte dabei angestrengt auf jeden Hinweis, ob die Leiche entdeckt worden war und der Feind die Jagd aufnahm. Nach einer Viertelmeile bemerkte Cato, dass er zitterte. Er war zu müde um weiterzumachen. Er musste sich verbergen und eine Weile ausruhen, sich ein wenig erholen, bevor er sich zur sicheren Stadt durchschlug.
Sicher?
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