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Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Cato 04 - Die Brüder des Adlers

Titel: Cato 04 - Die Brüder des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Stämmen zurückzuerobern, der den Kriegern der Atrebates einstmals zu eigen gewesen sei.
    »Siehst du ihn?«, fragte Macro, der angestrengt in die Dunkelheit jenseits des Verteidigungswalls spähte.
    »Nein. Klingt so, als wäre er irgendwo … dort.« Cato wies in die entsprechende Richtung.
    Macro nickte einer Gruppe von Legionären zu, die mit Bögen und Schleudern bewaffnet an der Brustwehr standen. »Ihr da! Versucht es einmal. Zielt in Richtung der Stimme.«
    Es war hoffnungslos. Ebenso gut hätte man versuchen können, einen Stein auf zwanzig Schritt Entfernung mit verbundenen Augen in eine Amphore zu werfen. Aber vielleicht brachte es Tincommius aus dem Konzept und untergrub sein Bemühen, die kampffähigen Eingeborenen zu sich zu locken. Ein steter Strom von Pfeilen und Schleudergeschossen flog im Bogen in die Nacht davon, doch noch immer rief Tincommius nach seinem Volk.
    Macro wandte sich um und brüllte zum Nachschubwagen hinunter: »Silva! Schaff mir so schnell wie möglich ein paar Trompeten hier hoch!«
    »Beeil dich besser«, murmelte Cato. »Er erzählt ihnen gerade, du hättest Verica angegriffen.«
    »Der Drecksack!«
    »… Jetzt behauptet er, wir hätten den König gefangen gesetzt und hielten ihn von seinem Volk getrennt. Nur, weil Verica seine Meinung geändert habe und Rom nun so wahrnehme, wie es wirklich sei … Deshalb hätten wir Verica zur Seite schaffen müssen.«
    »Glaubst du wirklich, dass sie diesen ganzen Quatsch schlucken?«
    »Wenn wir nichts dagegen unternehmen, vielleicht schon.«
    Macro legte die Hände trichterförmig an den Mund: »Beeil dich mit diesen verdammten Trompeten!«
    Nach einem kurzen Blick auf die Eingeborenen, die den Worten ihres Prinzen lauschten, wandte Macro sich wieder Cato zu. »Du solltest besser mit ihnen reden.«
    »Ich?«
    »Ja, du. Zieh sie auf unsere Seite.«
    »Was soll ich denn sagen?«
    »Ich weiß es nicht. Lass dir was einfallen – sonst hast du doch auch immer was zu sagen. Achte einfach nur darauf, dass du lauter bist als Tincommius.«
    Cato trat von der Brustwehr zurück, versuchte verzweifelt, sich an einige der beeindruckenden Reden zu erinnern, die er als Junge gelesen hatte, und formulierte die ersten Sätze. Es war nicht einfach, die hochtrabende Rhetorik der römischen Historiker in die keltische Alltagssprache zu übersetzen. Bei seiner Aufforderung an die Atrebates, den Verräter Tincommius zu ignorieren und ihrem König treu zu bleiben, der doch vielmehr fast von diesem Verräter ermordet worden wäre, geriet er wieder und wieder ins Stammeln. Aus der Dunkelheit rief Tincommius noch lauter herüber und widersprach einfach allem, was Cato sagte. Der Zenturio lächelte und wiederholte seine Ansprache, diesmal allerdings ohne jedes Bemühen um den klassischen rhetorischen Stil, den ihn sein griechischer Tutor gelehrt hatte. Er rief den Kriegern alles zu, was ihm in den Sinn kam, alles, was sie vielleicht überzeugen würde, alles, das sie daran hindern würde, Tincommius zu hören, der mit immer schrillerer Stimme versuchte, Cato zu übertönen. Doch der Zenturio war erschöpft und seine Inspiration versiegte schnell. Er wusste es, die Männer auf dem Verteidigungswall wussten es, und wäre nicht Silva gekommen, mit Trompeten aus dem Nachschublager beladen, hätte Tincommius vielleicht die meisten Männer auf seine Seite ziehen können.
    »Das war knapp«, bemerkte Cato heiser, als Macro die Instrumente an die verwirrten Legionäre verteilte.
    »Wir sind noch nicht gerettet, Männer«, erklärte Macro, als er einem seiner Soldaten eine Trompete in die Hand drückte. Der Legionär blickte so entsetzt, als hätte er gerade eine giftige Schlange erhalten.
    »Glotz nicht so blöd!«, schrie Macro ihn an. »Klemm dir das Ding zwischen die Lippen und blas, so fest du nur kannst. Wenn du schlapp machst, ramme ich es dir so tief in die Kehle, dass dir beim Furzen Melodien rauskommen! … Kapiert?«
    »Jawohl, Herr!«
    »Gut, dann leg los.«
    Die Legionäre ließen eine nervenzerfetzende Kakophonie zum Nachthimmel emporschmettern und übertönten Tincommius’ Geschrei vollständig.
    »Gut!«, bemerkte Macro mit einem Nicken, die Hände in die Hüften gestemmt. »Macht eine Weile so weiter und dann ruht euch aus. Falls der Feind mit seinem Gequassel erneut loslegt, blast auch ihr wieder. Kapiert?«
    Er wandte sich an Cato und beugte sich dicht zu ihm, um im Getöse gehört zu werden. »Hol die Atrebates vom Wall runter. Sag ihnen, sie sollen

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