Cato 04 - Die Brüder des Adlers
erhalten hatte. Nach einem letzten Blick auf seine ehemaligen Sachen nickte er Cato zu, stieg den Verteidigungswall hinunter und rannte ins Labyrinth strohgedeckter Hütten davon. Cato blickte auf die verbliebenen Männer.
»Sonst noch einer?«
Keiner rührte sich.
»Gut. Dann übermittelt meine Befehle dem Rest der Kohorte. Mandrax, du bleibst bei mir.«
Während der Zenturio beobachtete, wie seine Männer sich am Wall entlang verteilten, hörte er Macro am Haupttor Befehle brüllen. Cato blickte sich um und sah, dass die Legionäre Wurfspeere gegen die feindlichen Kräfte schleuderten, die ihrerseits den Angriff auf Callevas Eingang verstärkten. Diesmal waren die Stöße eines Rammbocks zu hören, denn nun versuchte der Feind, unter dem Schutz seiner Korbschilde mit aller Gewalt das Tor zu durchbrechen.
32
Die Palisade über dem Tor geriet plötzlich unter einen Hagel von Schleudergeschossen und Pfeilen; die Schleudergeschosse trafen laut krachend auf das Holz und unterlegten die Einschläge der Pfeile mit ihrem eigenen Rhythmus. Aus diesem Getöse erhob sich das Geschrei der Getroffenen. Als Macro sich umblickte, lagen sechs Männer tot oder verwundet auf dem Wehrgang. Trotzdem schleuderten ihre Kameraden weiterhin Speere gegen die Korbschilde unten auf dem Weg und versuchten verzweifelt, sie zu durchschlagen oder wenigstens die Schilde durch stecken bleibende Speere unbrauchbar zu machen. Doch der Erfolg war zu gering, entschied Macro, als ein weiterer Mann von der Palisade zurücktaumelte, einen Pfeilschaft umklammernd, der seinen Wurfarm durchbohrt hatte.
»Geht in Deckung!«, schrie Macro. »Runter mit euch!«
Die Legionäre gehorchten sofort und kauerten sich hinter der Palisade nieder. Silva und seine Schreiber eilten zum Wehrgang hinauf und schleppten tief geduckt die Verwundeten davon. Der Hagel feindlicher Geschosse ließ rasch nach, als die Durotriges merkten, dass es keine Ziele mehr gab. Doch als Macro aufstand, um einen raschen Blick auf die Angreifer zu werfen, erfolgte die Antwort sofort und er musste wieder Schutz suchen, während ein halbes Dutzend Pfeile über die Palisade schwirrte und zwischen den strohgedeckten Hütten niederging. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als in Deckung zu bleiben. Macro hatte gesehen, dass die Feinde einige Leitern mitschleppten, und daher würden einige seiner Männer auf der Palisade bleiben müssen. Die anderen würden den Eingang verteidigen, sobald das Tor nachgab. Immer wieder erbebten die Torflügel unter dem Stoß der Ramme, und zwischen den Balken des Wehrgangs über dem Tor lösten sich Staub- und Erdteilchen und prasselten hinunter.
»Erste Unterabteilung, Stellung halten! Der Rest: mir nach!«
Macro huschte geduckt zur Rampe und eilte, vom Rest seiner Männer gefolgt, auf den freien Platz hinter dem Tor. Als er die Straße erreichte, erhielt das Tor einen weiteren Stoß, und zwischen zwei Balken zeigte sich ein Riss, durch den ein Lichtstrahl auf den vom Wehrgang herabrieselnden Staub fiel.
»Silva!«, brüllte Macro.
»Herr?«
»Du und deine Männer, runter vom Wagen!«
»Aber Herr, die Verwundeten …« Silva zeigte auf die Männer, die auf der Ladepritsche lagen.
»Nehmt sie raus. Schleppt sie zum Lager. Schnell!«
Sobald die Verwundeten ausgeladen waren, befahl Macro seinen Männern, die Schilde abzulegen und sich mit den Schultern gegen die schweren Holzräder zu stemmen. Macro packte mit zwei weiteren Männern das Joch und drehte den Wagen zum Tor herum.
»Dann los, schiebt! Schiebt, ihr Lahmärsche!«
Die Männer stemmten sich keuchend und mit zusammengebissenen Zähnen gegen den großen, schweren Nachschubwagen. Endlich rumpelte das Gefährt mit einem lauten Quietschen vorwärts.
»Nicht nachlassen!«, stöhnte Macro, der das blank gescheuerte Joch weiter zum Tor zerrte. »Los!«
Ein weiterer Schlag ließ das Tor erbeben, und der Riss weitete sich zu einem Spalt, durch den man einen Blick auf den vordersten Feind erhaschte, der mit der Ramme zum nächsten Stoß ausholte. Im letzten Moment nickte Macro den anderen Männern am Joch zu und sie rissen den Wagen mit einem Ruck herum, wobei sie ein kleines Kohlebecken umstießen, das noch einen Rest Glut von der Nacht enthielt. Der Wagen schwenkte rumpelnd herum, kam quer vorm Tor zum Stehen und versperrte somit den Eingang nach Calleva.
»Räumt den Wagen leer. Holt alles außer den Wurfspeeren heraus. Dann schließt die Lücke unter den Rädern mit Stroh. Schnell!«
Die
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